Sonnenwanderer
Chaos-Horde mit uralten, traditionellen Methoden: Überfälle, Plünderungen, Straßenraub. Sie hatten kein großes Einzugsgebiet, kassierten aber Schutzgelder und Sachleistungen in heckwärtigen Bezirken, die keine Vorkehrungen zu ihrer Verteidigung getroffen hatten.
Vor den Tombos hinter den gefrorenen Dschungeln der zeitkranken »Furchen« hatten sie Respekt.
Meistens schickte die Chaos-Horde die Schwestern vor, todschick in hautengen Glanz- und Netztrikots. Wie ihr Idol trugen sie Dutzende von Halsketten mit silbernen und bunten Komponenten, fügten aber noch Basiliskenzähne und Stacheldraht hinzu.
Und meistens liefen die Männer zusammen, um über sie herzuziehen und sie aggressiv anzumachen, und spätestens nach zehn Minuten war der Teufel los. Dann richteten die Schwestern ein paar Schlüsselfiguren entsprechend zu, und danach entdeckten die Leute normalerweise ihr Herz und gaben alles her, was sie hatten: Wasser, Metall, Geld.
Der Mann der Chaos-Horde zog es vor, mit seinen Kräften zu haushalten. Er trug einen schwarzen ledernen Wappenrock, der geschlitzt war, damit man die Narben sah, ein dickes zottiges Wams, Handschuhe mit Eisenspitzen und Knautschlederstiefel. Ein Messer im Gürtel hieß zwei im Verborgenen. Jungs und Mädels bepflasterten sich gleichermaßen mit Abziehbildern der Geheimnisvollen; der reifere Fan trug ihren Namen auf die Oberschenkel seiner Jeans genietet. Niemand hatte sie je zu Gesicht bekommen, mit Ausnahme der Spökenkieker in ihren Komfortsärgen, und trotzdem waren sie alle Experten, wenn es um die sexuellen Bedürfnisse ihres Idols ging.
Außerhalb des Palisadenzauns tunten die Biker ihre Motorräder, fuhren langsam hierhin und dorthin, zu zweit und dritt, und teilten sich Schnaps und Joints. Ex-Dock-Mechaniker arbeiteten an Kampftrucks, schweißten neue Schutzbleche und raffinierte heraldische Stoßrammen an. Der hängende Rauch verwischte den Krach aus hämmerndem Metall und laufenden Motoren, rauen Zoten, Kreischen und Gelächter. So hörte sich Frieden an.
Norval der Khan lag in seiner Höhle und spielte mit zwei dicken Mammas. Er hielt Fiesta und war guter Dinge. Momentan gab es nichts zu tun für ihn. Eines Tages würden die Schutzgelder und Sachleistungen nicht mehr ausreichen, aber bis dahin war alles unter Kontrolle.
Der Khan trug eine enge Lederweste, keinen Rock, kein Hemd. Aber Alumail-Handschuhe und Bikerstiefel und einen uralten Lederhelm mit einer unförmigen Audioeinheit. Die Jeans standen offen. Die Mammas trugen karmesinrote Korsetts und schwarze Strümpfe, die sich um die üppigen Oberschenkel spannten. Sie bürsteten tausendmal sein Haar, dann speisten sie es in einen Ring, der aus einem palernischen Wirbel gefertigt und versilbert war. Sie küssten sein welkes Fleisch und fuhren mit den Lippen an seinen außerordentlichen Narben entlang. Er zwickte ihre ausladenden Brüste und spurte mit dem Daumennagel den Zwickeln ihrer Höschen nach.
Am Empfänger zappte Lupin der Zwerg hin und her und pickte Bruchteile längst vergessener AV-Soundtracks auf, die düster-traurigen Rufe aus den Blasebälgen sich orientierender Vespaner, das Tschi-tschiiii der Kecks. Das Schiff war ein gigantischer Schwamm, vollgesogen mit Geräuschen, Klängen und Bildern!
Draußen vor der Höhle des Khans saßen die älteren Spieler der Chaos-Horde, kahlrasierte Frauen und hohlbrüstige Männer,
die neuralen Induktionsbuchsen talgverkrustet. Jahre virtueller Gegner ließen die Augen der Spieler dauernd herumirren auf der Suche nach irgendwelchen Säbelzahn-Schimären. Sie blickten auf die Kampftrucks hinunter, auf die turmhohe Statue innerhalb des Palisadenzauns, und träumten von dem Tag, da die ganze Horde lospreschen würde.
Die älteren Spieler sahen, wie die Kundschafterin von der Leiter auf die Klippe kletterte und auf sie zukam. Norval hörte, wie sie ausgeholt wurde. »Rotmützen«, hörte er sie sagen.
Genau das, was er brauchte, um nicht aus der Übung zu kommen. Norval der Khan grinste und wälzte sich über das Bett, klatschte der aufdringlichen Mamma eine, als sie ihn mit Lippen und Fingern zurückhalten wollte. Er langte nach seinem Kraftgeschirr und sagte: »Sie geben nicht auf, sie geben einfach nicht auf.«
Am Ufer des leeren Reservoirs standen die Halbwüchsigen von New Little Foxbourne und lauschten. Von weit unten drang das Prasseln der Motorräder herauf; die Chaoten fuhren los. Und das andere Geräusch? Wachte das Chili-Monster auf? War das Big Chap
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