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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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konnte bezeugen, dass sie wirklich existierte. Trotzdem wühlten sie sich in die Eingeweide des Schiffes und investierten Zeit und Gesundheit, nur um sie einzufangen.
     
    Sie krochen eine niedrige, lichtlose Galerie entlang. »Es war Liebe auf den ersten Blick«, schwärmte Käpt’n Gillespie, »ein hübsches Kampfmaschinchen, eine Shinjatzu-Kastagnette,
zu Hause auf der Autonomia-Plattform. Nur fünfzig Meg auf dem Zähler, keine Schramme, kein gar nichts. Wir waren dabei, sie wieder flottzumachen …« Sie schaltete auf Fernlicht. Der Weg stieg an und zielte auf eine andere Höhle. »Ich wette, man bekäme jetzt zehn Riesen dafür.«
    »Aber Sie konnten mal wieder nicht warten«, sagte Ronald und lümmelte sich zurecht.
    »Du bist mir vielleicht ein Herzchen, Ronald.« Dodger hätte zu gerne gewusst, wie die Lage jetzt war im Sol-System, wie lange der Sturm noch tobte, wie die Würfel fielen. Würden die Seraphim alles an sich reißen? »Dreh uns’ne Zigarette, Johanna, ich hab lange Zähne.«
    »Ich mach das schon«, sagte Ronald.
    »Joint wär auch nicht schlecht«, sagte Lloyd und gähnte.
    Auf dem internen AV sahen sie David Xavier in seinem grauen Tarnrohling sitzen, die Arme um das große Lenkrad des Hovervans geschlungen. »Ziemlich unerfreuliches Gelände vor uns«, erzählte er der Kamera, ohne den Kopf zu drehen.
    Man sah es bereits durch die Windschutzscheibe, doch Elise präsentierte gehorsam den Ausblick. Sich stark verjüngende Schäfte aus Matrix ragten in alle Richtungen und spannten durchstochene und gefensterte Membranen eines schmutzigen, durchscheinenden Materials auf. Der Boden war feucht und blieb in klebrigen, zähen Fäden an den Rädern haften. Man hatte das Gefühl, durch einen Wald aus Klebzeug zu fahren.
    »Schnodderwelt«, sagte Ronald. Die anderen lehnten sich über seine Rückenlehne und stießen ihm fast die Kappe vom Kopf.
    Käpt’n Gillespie wusste nicht, ob sie weiterhin dem Bus mit den Jägern folgen oder sich an die Spitze setzen sollte. Der Bus blieb immer wieder stecken, und sie waren gezwungen zu warten.
Zweimal hatte sie angeboten, sie ins Schlepptau zu nehmen, doch die Jäger weigerten sich hartnäckig. Monsignore Archibaldo betete sich den Schaum in die Mundwinkel, derweil die Männer die Hemden auszogen und mit »hau ruck!« ans Werk gingen. Johanna und Ronald kicherten und kloppten sich.
    Lloyd starrte aus dem Fenster in die sterilen Galerien jenseits des Waldes. »Also hier ist sie auf keinen Fall«, meinte er rundheraus.
    Nicht lange, und im Licht des Vans schimmerte wieder etwas silbern Gesprühtes.
     
    Geneva McCann berichtete, während Elise aufnahm und weitere visuelle Eindrücke einfing. Die Sologatos gingen mit Schieblehre, Tastzirkel und Armbandcomputer zu Werke. Monsignore Archibaldo begann eine Theorie zur Interpretation des Graffitos zu entwickeln, die sich auf etwas stützte, das er »Sandskript« nannte. Ein Symbol bedurfte allerdings keiner Interpretation: Es zeigte deutlich in eine weite, unbefestigte Arterie, die senkrecht nach unten führte.
    Sie würden die Fahrzeuge zurücklassen müssen. Professor Xavier zog an seinem Ohr. »Wir wussten, dass es früher oder später dazu kommen würde«, sagte er weise. »Zum Glück sind wir alle ziemlich fit. Manche von uns«, sagte er und legte den Arm um Johanna, »kriechen schon in engen und niedrigen Hohlräumen herum, seit das Schiff abgelegt hat.« Unterdessen lotste Käpt’n Gillespie den Van und den Bus an Stellen, die schwer einzusehen und allem Anschein nach auch nicht einsturzgefährdet waren.
    »Oh, geh da rauf, Elise«, sagte Geneva eben. »Von da oben hast du einen tollen Blick, was meinst du? Die drei Fahrzeuge sehen so einsam und verlassen aus … Dodger? Dodger, Käpt’n
Gillespie, hast du was dagegen, wenn Monsignore Archibaldo den Bus noch mal da reinfährt, wobei du diese super …« Sie holte bildhaft mit dem Arm aus. »… energischen - Nein? Schade.« Sie strich ihr Haar zurück. »Gott, was gäbe ich für eine Hovercam …«, knirschte sie grimmig.
    Die Jäger traten die Füße ab und spuckten in die Röhre. »Offen gesagt, Geneva, was immer da unten ist, ist da unten. Daran besteht kein Zweifel.« Dann traten sie zurück, um Johanna und Lloyd Platz zu machen.
    Die beiden schossen die Ankerbolzen für das Kletternetz in den Boden und machten sich an den Abstieg. Nach fünf Metern fand Johanna eine Stelle, wo sie sich hinkauern konnte. »Okay«, rief sie. Dodger krempelte die Ärmel

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