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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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schließen um drei.«
    »Hiob, so wird's gemacht: Du zahlst die Piepen auf der Bank ein, auf deiner Bank, und dann schreibste 'n Scheck-Scheck –« Er brach ab, gespannt, horchte auf ein Geräusch. Ich hatte es nicht gehört, vernahm es aber nun in der Stille: ein Kratzen. Vom Schrank in der Diele her. Ich erwartete, daß Wilby aufblicken, in die Diele rennen und den Schrank aufreißen würde.
    Ich fixierte ihn. »Ich gedenke nicht, einen roten Heller zu bezahlen«, sagte ich laut und hart.
    Wilby riß die Augen auf. Dann blinzelte er mich an, als käme Ihm eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Langsam und mit unsicheren Schritten kam er auf mich zu. Als er dicht vor mir stand, betrachtete er mich verkniffen.
    »Paps, gib doch den Kampf auf.« Seine Stimme klang traurig, und seine Augen blickten betrübt, aber auch etwas verblüfft. »Ohne Schmus, Paps. Tu's! Liebste dein Weib so sehr? Ehrlich?«
    Der Appell kam so unverblümt, so echt und unerwartet, daß ich zuerst keine Worte fand.
    »Weil mich das ärgert, Mann. Ich geb's zu. Ich fress' es einfach nich.«
    »Ich bedaure«, erwiderte ich überrascht, »daß Sie das nicht verstehen können.« Was folgte, wozu mochte dies führen?
    Er schüttelte den Kopf. »Mumm, Mann. Wie Hiob. Der hat eingesteckt, was der alte Jahwe und Satan ihm verpaßt haben. Bis zum bitteren Ende. Bis er zerbrach. Krach. Ging in Sack und Asche, weil er zu viele Fragen gestellt hatte –« Er machte eine Pause und verzog seine Lippen zu einem Grinsen. Seine Augen glitzerten. »Ich hör noch gar nich, wie du's verfluchst, Mann –«
    was verfluchen? Das Leben? »Ich verfluche es«, log ich. Und fragte mich gleichzeitig, ob es nicht sogar der Wahrheit entsprach.
    Der Ausdruck der Trauer blieb in seinen Augen, selbst als die alte Grausamkeit wieder aufflackerte. »Mann, eins kann ich dir nich beibringen –«
    Er durchschaute mich. Immer durchschaute er mich! Ärger durchfuhr mich. Dafür war ich dankbar, denn damit wurde mein Mitleid weggespült. »Sie bekommen, was Sie wollen. Sagen Sie mir nur, wie Sie es gern hätten.«
    Er lachte und verfiel wieder in seine übermütige Laune. »Also, Paps: Erst zahlste die Moneten auf dein Bankkonto, und dann stellste den Scheck auf diesen Burschen aus!« Er gestikulierte mit beiden Armen, als vollführe er einen Zaubertrick, und hielt mir dann eine Visitenkarte vor die Nase. »Dann gehste zu der Adresse da und übergibst den Scheck-Heck-Meck, das geheiligte Stück Papier, dem Kerl und kriegst dafür ein Gemälde.«
    Sobald ich ihm die Karte aus der Hand nahm, wirbelte er herum, ließ sich der Länge nach steif auf den Boden fallen, fing sich in letzter Sekunde mit den Armen auf. Und während ich einen Blick auf die Karte warf – Name und Anschrift einer Kunstgalerie in der Madison Avenue und ein Name, L. Neuenberg, in der rechten unteren Ecke –, machte er langsam Liegestützen, wobei er weitersprach.
    »Hab's in deinem Namen gekauft … heut früh tausend angezahlt … bar … damit er's zurücklegt … bis du den Rest abgeliefert hast … hundertneunzehn … tausend … du sollst nicht … stehlen-hehlen –«
    »Und dann?«
    »Bringste das Bild her … eingerahmt-abgesahnt … ich kauf's dir ab … für 'nen Dollar … legaler Hokus-Pokus Verkaufsbeleg … tippste selbst … nicht mal Phoebe … ist nicht der Typ … zum Tippen … aber alles legal, Mann!« Damit ließ er sich zu Boden sinken und rollte auf den Rücken. »Ganz legal, von Anfang bis Ende! Gib's zu, wunderschön, was?«
    »Wunderschön«, sagte ich und steckte die Karte ein. Und juristisch einwandfrei.
    Seine Stimme war immer lauter geworden, und während mir durch den Kopf schoß, daß Jenny und Donald im Bett unter uns das Gebrüll kaum überhören konnten, begann er, wie ein Tiger im Käfig auf und ab zu gehen.
    »Freud … keine Schuld, Schuld ist schlimm, niemand kann was dafür. Trauma –« seine Worte überschlugen sich und sein Tempo nahm zu – »Komplex, Fixierung, so, wie du bist, kannst nicht anders, niemand kann's. Nichts is der eigene Fehler. Halt!« Und er blieb unvermittelt stehen und nahm militärische Haltung an.
    Übergeschnappt? Verrückt? Woher sollte ich es wissen?
    »Leutnant Adam Wyatt!« bellte er. »Sie sind verwundet worden. Ihre rechte Hand blutet! Wie erklären Sie sich das, Sir? Sind Sie schuldig, Sir?«
    Ich schaute auf meine Hand. Das Blut war etwas verkrustet. Ich steckte sie in die Tasche. Es brannte wie Feuer. Neben

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