Sonntag bis Mittwoch
er das Geld in Händen hielt? Das war doch absurd und bar jeder Vernunft.
Jenny kauerte mit untergeschlagenen Beinen auf der Couch und streichelte die Katze mit langsamen, sinnlichen Bewegungen, bis sie zu schnurren begann. »Sie liebt mich, Sam«, sagte sie zu Donald. »Hör doch, wie es ihr bei mir gefällt. Hör, Liebling! Hör dir Cheetah an!«
»Ich hab' dir doch gestern gesagt, daß sie dich mag.«
Er betrachtete beide mit wohlwollendem Besitzerstolz. »Adam kann es dir bestätigen: Normalerweise läßt sie sich von niemandem anfassen. Außer von mir natürlich.«
»Adam kann dir noch mehr sagen: Cheetah ist eine der bösartigsten Katzen, die je gelebt haben!«
Ich entsann mich Wilbys Alptraum. Sofern es ein Traum war.
Trotzdem versuchte ich es noch einmal: »Jenny, Wilby braucht dich.« Mir fiel seine Stimme am Telephon wieder ein, aber ich erkannte die Hoffnungslosigkeit des Unterfangens. »Er tut doch alles nur für dich. Die Riviera, alle Kleider, die du dir wünschst –«
»Wilby«, antwortete Jenny, ebenso genüßlich schnurrend wie die Katze, »Wilby kann mich kreuzweise.«
Und Donald schmunzelte.
»Nach allem, was Wilby für dich getan hat, Jenny?« fragte ich.
»Was der Lump für mich getan hat?« Sie sprang auf, wobei sie die schwere Katze an sich drückte. »Du meinst wohl, was er mir angetan hat!« Das Schnurren brach ab. Ihre Augen – und die der Katze funkelten. Dann trat das typische Flackern in ihren Blick, diesmal nicht von dem Gedanken an Brutalität angefacht, aber unmißverständlich das gleiche. Sie kniete nieder und flüsterte leise schmeichelnd auf die Katze ein, als sie sie auf den Boden stellte. »Nein, du nicht, Cheetah. Du kannst nicht mitkommen. Du bist zu eifersüchtig.« Sie richtete sich auf und strich zur Treppe hin, wobei sie mich geflissentlich übersah, und ihr Körper begann zu beben. Donald ließ sie nicht aus den glasig werdenden Augen. Der Kater setzte sich auf die Hinterbeine und schaute ebenfalls. »Ich gehe zurück, Liebling. Zu Wilby zurück, meine ich. Wenn du es willst, Sam.« Sie stieg die Stufen hinauf, eine Hand locker auf dem Geländer; ihre Beine glänzten in der Sonne, und ihre Augen suchten meine, obgleich sie mit Donald sprach. »Komm mit herauf, und sag mir, was ich tun soll, Sam.« Und ich erkannte die rachsüchtige Grausamkeit: Ich hatte die einzige nach Jennys Ansicht unverzeihliche Sünde begangen – ich hatte ihren Körper zurückgewiesen. Mit verheißungsvoll rauher Stimme fuhr sie fort: »Aber mach nicht so lange, Liebling. Ich warte nicht gern.« Auf der Galerie blieb sie in siegesbewußter Haltung stehen und schaute auf uns herab. »Ich wollte schon immer jemand, der mich liebt, Sam. Nicht haßt.« Sie beugte sich über das Geländer, flüsterte: »Aber laß Cheetah nicht herauf. Ich glaube, er möchte am liebsten mit mir schlafen. Aber er darf nur zusehen.« Sie richtete sich auf. »Wie Adam.«
Damit verschwand sie im Schlafzimmer, dessen Tür sie angelehnt ließ. Donald starrte weiterhin fasziniert nach oben – und ich merkte, daß ich, gleichgültig, was ich sagte oder tat, nur meine Zeit verschwendete. »Donald«, beschwor ich ihn trotzdem, »um Himmels willen, Sie kennen sie doch überhaupt nicht.«
»Ich kenne sie.« Er schien sich meiner Gegenwart zu erinnern. »Ich kenne sie. Sie hat mir alles erzählt. Haben Sie gewußt, was dieser Bruder an ihr verbrochen hat?« Er riß seine Blicke von der Tür weg und schaute mich an. »Hat sie verführt, als sie noch viel zu jung war, um zu begreifen, was passierte. Bevor er Homo wurde.«
Übelkeit stieg in mir hoch. Ich ließ mich nicht ablenken. »Wie können Sie sie kennen?« flüsterte ich heiser. »Eine Nacht, Donald. Nach einer Nacht!«
»Es war die schönste«, antwortete Donald schlicht, »die ich jemals erlebt habe.«
Mir war, als spräche ich mit einem Menschen unter Wasser. »Donald, glauben Sie mir, sie wird Sie in Stücke zerreißen.« Und in diesem Moment ging es mir wirklich nur um Donald. »Schon finanziell!«
»Ich habe eine Menge Geld.«
»In jeder anderen Hinsicht ebenso!«
Von oben erschallte leise ihre Stimme: »Ist er immer noch da, Sam?«
»Sie braucht jemanden.« Donald nahm ein halbvolles Champagnerglas in die Hand. »Das arme Kind. Sie haben ja keine Ahnung.« Er ließ die schale Flüssigkeit im Glas kreisen und trank sie dann, genüßlich schmatzend, aus. »Sie braucht jemanden.«
Da rief sie wieder lockend: »Er soll weggehen, Sam.
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