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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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fort?
    »… auf daß die Schrift der Propheten erfüllt werde –«
    Er sackt zusammen, die Arme noch immer ausgesteckt, der Kopf sinkt auf die Schulter.
    Wie weit kann ich in seine Phantasiewelt eindringen? Ist es möglich –
    Ich trete näher, spreche ihn sanft an, wobei mir aus vielen Sonntagen vor langen Jahren die Bibelworte einfallen. »Siehe, die Stunde ist da.« Er regt sich nicht. Hat er mich gehört? Ich wiederhole die Worte und füge hinzu: »– daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird.«
    Ich warte.
    Nichts.
    Hoffnungslos.
    Sollte ich Arnold Wilder anrufen? Er würde zumindest wissen, was zu tun, wer herbeizuholen war. Aber wie wollte ich seinen Fragen begegnen, zu welchen Lügen wäre ich gezwungen?
    Wilbys Kopf ruckt in die Höhe. Er dreht sich zu mir um.
    »Mein Freund, warum bist du gekommen?«
    Christus' Worte an Judas Ischariot im Moment des Verrats. Was kam als nächstes? Wie ging die Geschichte weiter? Er steht wartend da. Und ich entsinne mich: Da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesus und griffen ihn. Kann ich das riskieren?
    Ich stecke den Revolver in die Tasche, nehme ihn mit festem Griff am Arm und schieb ihn zur Tür. In seinem Gesicht steht noch immer diese seltsame Heiterkeit, und er geht gehorsam mit mir – durch die Tür, durch das Wohnzimmer. Ich hetze ihn nicht. Mein Herz klopft, und ich halte den Atem an.
    In der Diele bleibt er stehen und wirft den Kopf in den Nacken. »Vater, Vater … warum hast du mich verlassen?« Ein gedämpfter, qualvoller Verzweiflungsschrei, aus tiefem Herzen und entsetzlich. Doch dann flüstert er, wie als Antwort auf die Stimmen in seinem Kopf: »… nicht wie ich will, sondern wie du willst –« Er geht weiter. »… und spien ihn an … und schlugen sein Haupt –«
    Ich lasse seinen Arm los, um die Wohnungstür zu öffnen. Er schreitet ohne Zögern auf den Korridor hinaus. Hat er überhaupt eine Ahnung, wo er sich befindet, oder ist er völlig in seiner unwirklichen Welt des Mythos und Glaubens befangen, die uns durch die Jahrhunderte überliefert wurde?
    Als ich ihm folge, spüre ich einen leisen Anflug von Erleichterung, Triumph. Es ist nicht sein Wahnsinn, der mich freut, sondern meine Befreiung. Er ist außerhalb der Wohnung.
    Nun, auf dem Weg zum Aufzug, spricht er wieder mit großer Ernsthaftigkeit, wobei sich die Worte überschlagen. »Alleine, so sitzt er da, ganz alleine, immer, um ihn Eis und Wind, und das Nichts, es ist einsam, höchste Spitze, deshalb kann Gerechtigkeit den Anstifter nicht hindern, weil er den Anfang gemacht hat, und er verliert, die Ursache ist die Wirkung, deshalb schickt er seinen Sohn, nicht, um die Sünden der Welt auf sich zu nehmen, sondern um sie zu begehen, so ist es bestimmt, begeht die schlimmsten, gemeinsten Sünden, darum muß er leiden und bestraft werden, so ist das, jeder weiß es –«
    Die Aufzugstür gleitet vor uns auseinander. Er scheint es nicht zu bemerken. Wieder wage ich, ihn am Arm zu nehmen. Er schaudert unter meinem Griff zusammen, aber gestattet mir – willfährig, ohne Protest –, ihn zu geleiten.
    Als der Aufzug nach unten fährt, nickt er, spricht: »Deine Hand –« Sofort lasse ich ihn los. Aber er starrt meine andere Hand an. Erstaunt – er nimmt also doch noch seine Umgebung wahr! – beobachte ich, wie er sich hinunterbeugt und sie mit einem seltsamen Ausdruck von Mitgefühl und Sorge untersucht.
    »Verdorrte Hand … strecke die Hand aus –«
    Den Schmerz ignorierend, hebe ich die Hand. Er schließt die Augen. Ein langer Moment verstreicht.
    Der Aufzug hält lautlos. Er schlägt die Augen auf, heftet sie wieder auf meine Hand, und ein flüchtiges Lächeln der Befriedigung huscht über sein Gesicht. »Sie ist geheilt, wie die andere.« Dann schwebt er aus der Kabine und durch das marmorne Foyer.
    Ich werfe einen Blick auf meine Hand: gerötet und geschwollen, die Kratzspuren entzündet, schmerzend wie zuvor.
    Seine Stimme hallt zu mir zurück, während ich ihm folge. »Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und in drei Tagen aufbauen –«
    Geoffrey hält die Tür auf, Verblüffung auf seinem hageren Gesicht. Wilby bleibt im Türrahmen stehen. »Römischer Soldat –« wendet er sich an Geoffrey. »Ich vergebe. Du wirst über meine Galle und Essig das Los werfen und mich mit meinen Kleidern füttern, aber in drei Tagen wird sich der Himmel verdunkeln und die Erde aufreißen, und so bleiben nur noch sechs Tage –«
    Geoffrey

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