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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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befehle ich mit harter Stimme. Sein Schluchzen reißt an meinen Nerven, und ich kann mich kaum noch meines bohrenden Mitleids erwehren.
    Er scheint mich nicht zu hören. Man konstatiert da ein gewisses Zurückziehen, eine Scheu, sich mit der realen Welt auseinanderzusetzen, oft ein Rückzug in irgendwelche Phantasien –
    »Wilby!« Eine scharfe Aufforderung. »Trinken Sie den Whisky!«
    Meine Stimme dringt zu ihm durch. Er hebt den Kopf. Sein Blick schweift ziellos durch den Raum, bleibt an mir hängen. Er schluchzt nicht mehr, stößt nur noch gelegentlich auf, wenn er Atem holt. »Ich … bin gesandt worden … Tränen … zu leiden –«
    Bei diesen Worten entsinne ich mich der letzten Nacht: Wilby, der ausgestreckt auf dem Boden der nächsten Schläge harrt. Nun ist der Schlag gefallen, ist geschehen, was er von Anfang an herausgefordert hatte.
    »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie haben mich bestraft, Vater … deine Sünden … meine Sünden … ihre Sünden –« Langsam lasse ich den Revolver sinken. Auch als Wilby aufsteht, hebe ich ihn nicht wieder. Sein nackter Fuß, blutverschmiert, stößt gegen das Glas. Er schaut hinunter, hockt sich hin, hebt es mit einer erschrockenen, neugierigen Bewegung hoch. Wird er davon trinken? Aber man sagt, daß fünfhundert Mikrogramm tödlich sein können. Nicht mehr nötig, daß er stirbt. Falls er sich nicht erholt, erinnert – Er sieht mich wieder an. Dann: »Er führt mich in Versuchung, Vater.« Er meint aber nicht mich. »Er hat mich auf den Berg geführt, und nun –« Er schüttelt den Kopf. »Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht –« Und mit so unerwarteter Heftigkeit, daß ich mich unwillkürlich ducke und die Waffe hebe, schleudert er das Glas in die Ecke; der Whisky spritzt auf die Möbel, den Teppich und läuft an der Wand herunter, als das Glas mit einem lauten Klirren zerbirst.
    Zwing mich nicht dazu, Wilby. Ich will es jetzt nicht mehr tun müssen. Frag mich nicht, warum. Nur, zwing mich nicht dazu.
    Erregt ruft er aus: »Hütet Euch, daß Eure Herzen nicht beschwert werden durch Fressen und Saufen!«
    Als hätte er aus dem Akt der Zerstörung neue Kraft geschöpft, setzt er sich mit schnellen Schritten in Bewegung und brüllt: »Ich bin gekommen! Meines Vaters Werk, Berg, nicht Berg, dein Wille wird geschehen, Sohn. Ich bin das Licht, nicht Pflicht!« Er stockt und murmelt: »Dieses ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn denn der Vater, und niemand kennt den Vater denn der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren –«
    Die Worte klingen vage vertraut. Doch kann ich kaum unterscheiden, ob er aus der Schrift zitiert oder irre Ungereimtheiten vor sich hin murmelt. Beim Zuhören wird mir bewußt, daß die Grenze zwischen beidem unscharf, vielleicht sogar nicht bestimmbar ist.
    Seine Augen, schmal und undurchdringlich, sind nun auf das Gemälde geheftet, das noch immer am Cocktailtisch mit der zersprungenen Glasplatte lehnt. Monoton redet er weiter: »Schamlose Frau, schuldlos, Rache, alles geschrieben, vollbracht, Hure von Babylon, geschrieben, getrieben –« Dann packt ihn wieder die Wildheit, funkelt wie Feuer in seinen Augen, und er tritt an das Bild heran.
    Zu spät merke ich seine Absicht.
    »Alle Frauen sind Huren!« kreischt er.
    Und er stößt mit dem nackten Fuß durch die Leinwand.
    Ich höre, wie sie zerreißt, und umklammere den Revolver fester. Eine rasende Wut wallt in mir auf.
    »Schamlose Brüste! Böse, böse, die Rache ist mein, sagt –« Wieder und wieder tritt er das Bild, und erst, als nur noch ein paar Fetzen vom Rahmen hängen, läßt er ab, dreht mir und dem Gemälde den Rücken, keucht schwer.
    Sogar die Hölle is was Greifbares, is besser als nichts –
    Mein Finger liegt steif am Abzug. Ich wollte dich verschonen, Wilby, du Bastard. Ich versuchte, dich zu schonen, sogar Wahnsinn ist etwas, Tod ist nichts, deine Lebenszeit ist deine Ewigkeit, etwas ist immer besser als nichts, aber nun nicht mehr! Hundertzwanzigtausend Dollar. Wie viele Stunden Arbeit? Wie viele Tausende von Stunden in den fünfundzwanzig Jahren? Mit ist schlecht, und ich zittere vor Wut, ersticke fast daran.
    Nun wendet er sich zu mir her, schaut mir in die Augen, ignoriert die Waffe, grinst. Und ist wieder der alte: grausam, verächtlich, voller Haß, spöttisch und herausfordernd. Doch als er fortfährt, klingt seine Stimme weiterhin sanft und melancholisch. »Was hülfe es dem Menschen, wenn

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