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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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einen frischen Drink ein.
    »Würde aber passen.«
    »Wer, zum Teufel, ist Sam?«
    »Ach, scheiß drauf, du langweiliger Kerl! Sam ist nicht irgendwer, mit dem man ins Bett geht. Er ist – jemand, mit dem es klappt. So, wie du Sam sein könntest –«
    Ausgerechnet! Ich trank einen Schluck. Der Whisky brannte bis tief in den Magen. Ausgerechnet, du Flittchen. Laut fragte ich, weil es mir wert schien, zu erfahren, was für ein Spielchen sie trieben: »Wenn ich Sam bin, wer bist du dann?«
    »Jenny.«
    »Jenny, und was noch?«
    »Nicht was noch, sondern Jenny wer. Jenny ist keine Sache.« Es war der junge Mann, der durch das Eßzimmer hereinkam. Wie hatte er sich genannt? Wilby?
    Jenny kicherte. »Gib mir 'nen Glimmstengel.«
    Er warf ihr ein Päckchen zu. Es fiel auf den Boden. »Ist das dein Magen, der so knurrt, Paps?« Er räumte den Couchtisch mit schnellen, trotz seiner Untersetztheit fast anmutigen Bewegungen ab. »Wo, zum Teufel, bleibt der Wein?«
    Ich beschloß, noch ein Glas Whisky zu trinken; wahrscheinlich keine besonders gute Idee, unter den Umständen – aber was für Umstände waren es eigentlich? Schön und gut, ich konnte ihr Theater mitmachen. Bis zu einem gewissen Punkt. Ich bückte mich vor der Bar und holte eine Flasche Wein heraus.
    Jenny schien sich für ihre Umgebung nicht mehr zu interessieren, nun, da sie eine Zigarette zwischen den Lippen hatte. Sie schlenderte durch das Zimmer, berührte hier und da einen Gegenstand, stricht leicht darüber: Lydias Sammlung von Elfenbeinminiaturen, eine Ming-Vase, ein Zinnkrug, den Lydia vor fünf oder sechs Jahren aus England mitgebracht hatte. Neugierig? Oder besitzergreifend?
    »Wie sind Sie hereingekommen?« Meine Stimme klang wieder normal: vernünftig, wißbegierig. Dabei kam mir der Verdacht, daß gerade der Versuch, diese Angelegenheit vernünftig zu betrachten, zu meinem Nachteil ausschlagen konnte. Schwer zu sagen, was mit diesem merkwürdigen Pärchen los war – waren sie rauschgiftsüchtig? Kriminell? Vielleicht lag der einzige Ausweg darin, meinem Zorn die Zügel schießen zu lassen und jetzt sofort, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen, brutale Gegenmaßnahmen zu ergreifen. »Wer hat Sie hereingelassen?«
    Wilby nahm ein Buch vom Tisch und blätterte darin. »Keine Angst, Paps. Der Portier hat mich nicht gesehen.«
    »Und ich«, fügte Jenny, wieder durch das Zimmer tänzelnd, hinzu, »ich habe gesagt, ich möchte einen Kerl namens Donald Bishop besuchen.«
    »Abbot«, hörte ich mich sagen und dachte dabei an Donald Abbot, der das Duplex-Appartement unter uns bewohnte. Woher aber kannte sie Donalds Namen?
    »Jedenfalls was Religiöses«, kicherte der junge Mann. »Da siehste, wie gut wir es mit dir meinen, Mann.« Er schleuderte das Buch von sich, so daß es auf meine Füße fiel: Die grünen Teufel. »Wer von euch gehört denn zum Buch-des-Monats-Kultur-Klub, Mann? Du oder die britische Frau Gemahlin?«
    Jeder einzelne Muskel in meinem Körper war gespannt und schmerzte. »Na gut, 'raus damit. Was wollt ihr?«
    »Nicht sehr höflich, was, Jenny?« Seine gespielte Gekränktheit grenzte an Hohn.
    Jenny jedoch tanzte, gleitend, in sich versunken.
    »Was wollt ihr?«
    Wilby kauerte sich auf die Fersen. Der Tisch war leer. »Umgekehrt, Paps. Was willst du? Kommt der Sache näher, was? Und wir müssen uns immer an die Tatsachen halten, was, wir Anwälte?« Er drehte ein silbernes Feuerzeug in den Fingern, das ich Lydia vor Jahren geschenkt hatte, ehe wir beide beschlossen hatten, das Rauchen aufzugeben. Er stellte es mit übertriebener Sorgfalt beiseite, und ein heimliches Lächeln kräuselte seinen Bart. Dann stand er auf und schüttelte mit gespieltem Bedauern den Kopf. »Paps, wie konntest du nur meine Frau vergewaltigen.«
    Er machte sich nicht die Mühe, zu beobachten, ob sich der Schock in meinen Zügen widerspiegelte. Wahrscheinlich genoß er es um so mehr, der Lump. Ich schaute ihm nach, als er lautlos auf Hanfsohlen durch das Eßzimmer in der Küche verschwand.
    Seine Frau! Angeekelt und empört konnte ich ihm nur nachstarren. Trotz seiner männlichen Erscheinung war er so offensichtlich und auf arrogante Weise schwul! –
    Jenny tanzte mit der Zigarette in der Hand, mit wiegenden Armen und glasigen Augen vor sich hin, so, als wäre ich gar nicht vorhanden. Der ganze lächerliche Abend wurde von Minute zu Minute grotesker und hintergründiger. Durchaus möglich, daß sie verheiratet waren. Alles war möglich.
    Jenny sang zur

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