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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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kicherte. »Ja-a. Ich hab' fürchterlichen Durst.« Sie holte die Flasche von der Bar und hielt sie mir hin. »Oskar hat auch Durst.« Ihr Blick kreuzte sich mit meinem, spielerisch, herausfordernd. »Mußt den kleinen Bastard füttern«, sagte Wilby.
    Oskar? Was, zum Teufel, sollte das bedeuten? Oskar –
    Als ich nach der Flasche griff, war ich – in einem wilden Anflug von Panik – versucht, sie am Hals zu packen und Wilby, der am Boden kniete, über den Schädel zu hauen.
    Jenny mußte das gespürt haben. »Wilby –« sagte sie warnend.
    Er stand auf, trat auf mich zu, streckte seine Hand aus, nahm mir die Flasche ab. Dann holte er den silbernen Korkenzieher von der Bar, drehte mir mit wohlberechneter Verachtung den Rücken zu, klemmte sich die Flasche zwischen die Beine und machte sich an die Arbeit. »Brutaler Kerl, was, Jenny-Baby?«
    »Vielleicht.« Ton und Blick fragend, gemischt mit einer gewissen Unsicherheit und einer Art animalischer Bewunderung. »Sam hat 'ne Menge Überraschungen in petto –«
    Der Kork verursachte ein saugendes Geräusch, ehe er heraussprang. Wilby baute sich vor mir auf, den Kopf seitlich geneigt, und lächelte rosig und sardonisch in seinen Bart. »Vaterschaft, Vaterschaft, wer macht mit in der Partnerschaft?«
    Zum ersten Mal dämpfte ein kalter Schauder der Angst die sengende Wut in mir. Ich nahm einen tiefen Schluck. Ich hatte noch nie viel für Männer übrig gehabt, die ihre Probleme in Alkohol ertränken, aber mittlerweile überraschte mich nichts mehr an mir. Wider alle Vernunft hoffte ich, daß der Whisky meinen Kopf klären würde.
    Unterdessen hatten sich die beiden auf dem Boden niedergelassen, den Tisch zwischen sich. Wilby schenkte den goldgelben Wein ein, und Jenny schlang das Ragout in sich hinein, als wäre es seit Tagen die erste Mahlzeit. Nun wirkte sie ausgesprochen häßlich: mit harten Zügen, verfressen, ein grantiges Kind. Ich spürte eine vage Erleichterung. Ich betrachtete die Szene wie aus himmelweiter Entfernung. Sie aßen gierig schmatzend und bewegten dabei fortgesetzt Hände, Löffel, Weingläser. Wie Affen.
    »Verdammter Oskar«, sagte Jenny. »Ich hasse den kleinen Bastard jetzt schon.«
    Wilby prustete. Wein und gekautes Essen spritzten in die Gegend. Mir drehte sich der Magen um, und ich ging zum Thermostat an der Wand, um die Klimaanlage hochzuschalten. Die Luft war zum Schneiden. »Pilze«, sagte Wilby, »wie die Bombe. Was hältst du von einem Atompilz, Leutnant?«
    Verblüfft wandte ich mich ab und ging zur Bar.
    »Unser Paps hier war nämlich bei der Luftwaffe, Jenny. Kann's sogar mit Orden beweisen. Die ganze Achte Luftflotte fraß nichts als Karotten, da konnte sie nachts besser sehen. Wo sie die Bomben hinschmeißen sollte. Stimmt's, Paps?«
    »Sie haben sich ja gut informiert«, stellte ich fest. »Wie lange planen sie dieses Unternehmen schon?«
    Mir tat die Bemerkung, die ohnehin ignoriert werden würde, sofort leid.
    »Spaß gehabt im Krieg, Paps? Du sollst nicht töten, heißes doch, also 'rein ins Vergnügen, solange es gut geht. War's ein Vergnügen?«
    »Krieg ist kein Vergnügen«, sagte ich abweisend. Als ich mir einen frischen Whisky einschenkte, hörte ich Wilby hinter mir lachen. Ich schaute hin, und da lag Wilby rücklings auf dem Boden ausgestreckt, die Füße in den Sandalen auf dem Tisch, und gackerndes Gelächter schüttelte seinen ganzen Körper.
    »Mach mir nichts weis, Mann. Krieg ist kein Vergnügen. Darauf scheiße ich, doppelt und dreifach. Schau dich doch um.« Er hielt sein Glas hin, und Jenny goß nach. »Du brauchst nur deine verdammten Ohren und Augen aufzusperren. Von wegen Krieg ist kein Vergnügen!« Es gelang ihm, sich auf die Seite zu wälzen und einen Schluck zu trinken, wobei sich ein paar Tropfen auf den Bart und den Teppich ergossen. »Wieviel Paraden gibt's in New York jedes Jahr? Wieviel Flaggen, Militärkapellen, Reden? Wo kommen denn die ganzen Abzeichen der Amerikanischen Legion her?« Seine Stimme hatte im Gegensatz zu vorher einen dunklen, erregten Unterton. »Weil's Spaß macht, dir und den anderen, allen.« Immer noch das Glas balancierend, kam er mit einer kraftvollen, gewandten Bewegung auf die Füße und brüllte: »Gib's doch zu, du heuchlerisches Miststück, du bist auch nicht anders, du kleinkarierter, verlogener Lump, sag doch einmal in deinem gottverdammten, blinden Hurenleben die Wahrheit!«
    Im ersten Moment des Schocks zuckten mir die Finger; ich wollte zuschlagen, wollte es

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