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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Gutachten … ach ja, hier steht es … von Mrs. Sloanes Arzt ausfallen wird, damit wir eventuell unserem Klienten einen außergerichtlichen Vergleich vorschlagen können. Falls die Aussage zu überzeugend klingt, ich meine für die Geschworenen.«
    Ich werde mein möglichstes tun, damit es zu überhaupt keiner Verurteilung kommt, Mr. Corbin. Sie haben mein Wort.
    »Die Corbins«, sagte ich, »sind lediglich auf zehntausend Dollar versichert. Sie haben das Recht, einen Vergleich, der diese Summe übersteigt, abzulehnen.«
    »Die Corbins«, erklärte Lee Gray, »sind nicht unsere Klienten.«
    »Das ist mir bekannt! Sparen Sie sich Ihre Belehrungen!«
    »Wenn wir einen Vergleich in der Nähe von fünfundzwanzigtausend Dollar erreichen, würden die Corbins nur fünfzehntausend einbüßen.«
    »Nur? Fünfzehntausend wäre ihr Ruin.«
    »Natürlich müssen wir auf weniger als zehn hinarbeiten, um der Versicherung Geld zu sparen –«
    »Ich sage Ihnen, wir können den Prozeß gewinnen. Mir ist völlig gleich, was ein Arzt jetzt oder später im Gerichtssaal aussagt. Wir können verlangen, daß die Klägerin von angesehenen Ärzten untersucht wird!«
    »Angesehen?« Lee Gray klopfte die Pfeife im Aschenbecher aus. »Henry hat mir schon gesagt, daß Sie mit Ärzten nicht gerade sanft umspringen.«
    »Ich weiß aus Erfahrung – das sollte Ihnen auch nichts Neues sein –, daß es ärztlichen Gutachten oft an Beweiskraft mangelt, besonders bei so fragwürdigen Verletzungen. Letzten Endes kommt es auf die Ehrlichkeit des Patienten, oder Klägers, an, und ich neige dazu, einer Frau zu mißtrauen, die von einer Nachbarin, die ihr eine Gefälligkeit erwiesen hat, Schadenersatz fordert, und zwar in einer Höhe, von der sie genau weiß, daß sie nicht von der Versicherung gedeckt ist.«
    »Wirklich? Das passiert doch am laufenden Band.«
    »Morde ebenfalls.«
    Lee Gray nuckelte an seiner Pfeife. »Man kann's einem Menschen nicht übelnehmen, wenn er's versucht, oder? So geht's nun mal zu in der Welt. Die Klägerin will das meiste herausschinden, solange sich die Gelegenheit bietet.«
    »Damit wird sie nicht durchkommen.«
    Lee Gray beschäftigte sich wieder mit seiner Pfeife: er klopfte, kratzte, pustete. Und mein Kopf schwoll immer mehr an, als wolle er auseinanderplatzen.
    »Na ja«, sagte er, um mich zu beruhigen, »wir müssen natürlich so billig wie möglich wegkommen – der Versicherung wegen. Das ist unsere Aufgabe.«
    Gerechtigkeit! Das Flammenschwert! Quatsch.
    Ich erhob mich. »Ich habe eine Aufgabe für Sie. Schreiben Sie den Namen auf. Birchard, Wilbur Birchard. Er ist Anfang Zwanzig, vielleicht auch älter. Ich möchte wissen, ob er von der Polizei, dem FBI oder sonstwem gesucht wird; wenn ja, warum. Außerdem, ob er aus irgendeiner Anstalt entwichen ist – insbesondere einer staatlichen Nervenheilanstalt. Im New Yorker Bezirk laufen Nachforschungen, also klammern Sie den aus.« Ich stand mit den Fäusten auf die Schreibtischplatte gestützt und wunderte mich über meinen herrischen Ton und die Klarheit, mit der mein Geist wieder zu arbeiten schien. »Fangen Sie mit den Staaten an, in denen es ein Columbus gibt, die nördlichen zuerst. Möglicherweise ist er Mitglied der Schauspielergewerkschaft.«
    Lee Gray kaute auf seiner Pfeife herum und warf mir einen forschenden Blick zu.
    »Holen Sie zuerst bei der Musterungsbehörde Informationen ein. Im ganzen Land.«
    Er pfiff zwischen den Zähnen, die Pfeife in der Hand. Dann stand er auf. »Wollen Sie damit sagen, daß für die Sache Corbin heute nachmittag alles besprochen ist?«
    »Ich sage Ihnen, was ich erledigt wissen möchte. Sie haben noch über drei Stunden bis zu diesem Termin.«
    »Nun ja, somit wurde Lee Gray auf seinen Platz verwiesen. Ich nehme an, daß Sie mich über den neuen Fall nicht näher zu informieren gedenken?«
    »Sie können davon halten, was Sie wollen.«
    Er fixierte mich durch die Brillengläser. Ich wich dem Blick nicht aus. Kühl, Mann, kühl. Dann unterdrückte er mühsam ein Achselzucken, sammelte seine Unterlagen zusammen, klemmte sie unter den Arm und stelzte aus meinem Büro.
    Drei Stunden. Was dann? Ich trat zum Fenster, starrte blind hinaus. Die Voruntersuchung. Die Operation. Abtreibung. Und's ist gleich, ob die Frau zustimmt oder nicht. Nicht eines, zwei kriminelle Delikte. Wie konnte ich über einen anderen zu Gericht sitzen?
    Zum Beispiel Lee Gray. War Lee Gray nicht auf seine Weise, trotz seiner tadellosen Kleidung und

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