Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
Vom Netzwerk:
Mr. Welch hätte ihn vom Bordstein treten sehen und seinen Wagen in der Gewalt haben müssen – nun, er war nicht in der Verfassung, ein Auto um die Ecke biegen zu sehen, weil er getrunken hatte.«
    Welch Verbrechen. Trinken. Man stelle sich vor. »Das hatten wir ja gehofft. Wie viele Drinks?«
    Lee Gray rutschte auf dem Sessel vor. »Sagen wir, dieser Punkt ist noch offen. Der Zeuge, den ich auftrieb, war eine halbe Stunde vor dem Unfall in der gleichen Kneipe wie der Kläger und ist überdies … sagen wir, gewissen Vorschlägen nicht abgeneigt.« Er lächelte – was bei Lee Gray selten war, wie mir jetzt auffiel.
    »Was für Vorschläge?«
    »Oh, ich meine nichts Illegales oder Unethisches. Nur ein kleiner mündlicher Hinweis. Seiner derzeitigen Erinnerung nach sah er Higgins zwei Bier trinken. Der Bartender will sich aus der Sache 'raushalten. Aber ich bin überzeugt, daß sich das Gedächtnis unseres Zeugen mit einer kleinen Unterhaltung auffrischen läßt. Er ist ein ziemlich labiler Typ.«
    »Tatsächlich«, sagte ich, »hat er sich an dem Abend selbst ein paar hinter die Binde gegossen. Kapito?«
    »Kapito?« wiederholte er erstaunt.
    »Oder etwa nicht?« bellte ich.
    »Zehn zu eins ja. Indessen, wie ich bereits erwähnte, will der Bartender nichts damit zu tun haben; wer kann also behaupten, wie viele es waren?«
    »Mit anderen Worten, Sie schlagen nichts Illegales oder Unethisches vor, lediglich eine kleine Anstiftung zum Meineid.«
    »Meineid? Haben Sie überhaupt zugehört, Adam? Wenn ich dem Gedächtnis dieses Mannes etwas auf die Sprünge helfen kann, haben wir eine Chance, den Streit zu gewinnen. Was ist daran unethisch?«
    Gerechtigkeit, Mensch. Du verdrehst die Wahrheit für deine Zwecke, ich verdrehe die Wahrheit für meine Zwecke – ergibt Gerechtigkeit. »Haben Sie eine Zigarette?« fragte ich.
    »Nein, leider nicht. Wenn Sie Pfeife rauchen wollen, kann ich Ihnen Tabak anbieten.«
    Tabak? Der Qualm war fast undurchdringlich, zum übelwerden. Ich schüttelte den Kopf und wünschte, der Druck in meiner Brust würde nachlassen.
    »Wie steht's mit unserem Klienten?« erkundigte ich mich. »Hatte er getrunken?«
    »Was hat er denn Ihnen erzählt?«
    »Kommen Sie mir nicht komisch. Schließlich ziehen wir am gleichen Strang. Welch erklärte mir, er hätte vor dem Unfall keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen, aber hinterher die ganze Nacht gebechert.«
    »Na, dann hat er sich's anders überlegt. Er hatte bei einem Freund drei Wodkas vor dem Unfall getrunken, und dummerweise haben sich Higgins' Anwälte bereits mit diesem Freund in Verbindung gesetzt.«
    »Ergo rieten Sie Welch, seine Aussage zu ändern.«
    »Klar. Ich konnte doch unseren Klienten nicht im Zeugenstand in eine Falle rennen lassen.«
    »Klar.«
    »Außerdem, nachdem beide nicht nüchtern waren, rührt das etwas Schlamm auf.«
    »Trübt das Wasser im Namen der Gerechtigkeit.«
    Lee Gray runzelte die Stirn. Er setzte sogar seine Brille ab und polierte die Gläser. »Ich verstehe nicht recht, worauf Sie hinauswollen, Adam. Aber ich weiß, wie wichtig es für die Firma ist, diesen Rechtsstreit zu gewinnen. Möglicherweise stehen dreihunderttausend Dollar auf dem Spiel. Natürlich kommen die nicht aus Mr. Welchs Tasche, sondern zahlen muß die Versicherung, die wir vertreten. Harry und ich würden diesen Mandanten ungern verlieren.«
    Lee Gray leistete sich nicht nur eine unmittelbare und vorsätzliche Unverschämtheit, er tat so, als wäre er Teilhaber. Ein Verdacht schoß mir durch den Kopf:
    Nahm er an, daß er Partner werden würde?
    »Vielen Dank für die Belehrung«, entgegnete ich.
    Er setzte die Brille wieder auf. »Adam, wenn Sie einem jungen Mann diese Bemerkung gestatten, ich glaube, Sie sind überarbeitet. Meine Frau und die Kinder sind draußen am Cape. Was halten Sie von einem Ausflug an einem der nächsten Abende?« Er lächelte zum zweitenmal. »Vielleicht finden wir auch etwas liebenswürdige, weibliche Gesellschaft.«
    Er wußte Bescheid. Plötzlich war ich sicher. Aber woher, zum Teufel, konnte er es haben?
    Ich blickte auf die Uhr: elf Uhr sieben. Sieben Minuten? Mir war es – mindestens – wie eine halbe Stunde vorgekommen.
    »Kommen wir zum Fall Corbin.« Mr. Corbins Besuch am vergangenen Abend erwähnte ich nicht. Mir brach wieder der Schweiß aus, ich spürte die Perlen auf der Stirne und die Feuchtigkeit in den Achselhöhlen.
    »Heute nachmittag können wir bestenfalls erfahren, wie günstig das

Weitere Kostenlose Bücher