Sorge dich nicht - lebe
die heiße gelbe Lava vom Vesuv, brach seine Welt zusammen. Bücher und Zeitungsartikel erschienen über den Strauchritter von Standard Oil und seine Feldzüge, seine heimlichen Rabatte für die Eisenbahnen, die erbarmungslose Vernichtung seiner Konkurrenten.
Auf den Ölfeldern von Pennsylvanien war John D. Rockefeller der bestgehasste Mann der Erde. Von den Männern, die er ruiniert hatte, wurde er durch eine Puppe symbolisch gehängt. Viele von ihnen hätten ihm am liebsten eine Schlinge um den welken Hals gelegt und ihn am Ast eines Apfelbaums baumeln gesehen. Eine Flut von Brand- und Protestbriefen ergoss sich in sein Büro, in manchen drohte man ihm mit dem Tod. Er heuerte zu seinem Schutz Leibwächter an. Er versuchte, diesen Wirbelsturm von Hass zu ignorieren. «Sie können mich treten und missbrauchen – Hauptsache, ich kann so leben, wie ich will», sagte er einmal voll Zynismus. Dann entdeckte er, dass er doch auch ein Mensch war. Er wurde mit dem Hass nicht fertig, und mit den Sorgen ebenso wenig. Seine Gesundheit ließ nach. Er war erstaunt und bestürzt über diesen neuen Feind – Krankheit –, der ihn von innen her anfiel. Anfangs «verschwieg er sein gelegentliches Unwohlsein», versuchte, es zu verdrängen. Doch bald konnte er Schlaflosigkeit, Verdauungsstörungen und Haarausfall – alles körperliche Symptome für Sorgen und Überbeanspruchung – nicht mehr verheimlichen. Schließlich eröffneten ihm die Ärzte die erschreckende Wahrheit. Er hatte die Wahl: Geld und Sorgen oder sein Leben. Sie warnten ihn: Entweder er ziehe sich von seinen Geschäften zurück oder er müsse sterben. Er gab alles auf. Allerdings hatten Sorgen, Habgier und Angst seine Gesundheit schon untergraben. Als Ida Tarbell, Amerikas bekannteste Verfasserin von Biographien, ihn sah, war sie entsetzt. Sie schrieb: «Ein erschreckend altes Gesicht. So einen alten Mann hatte ich noch nie getroffen.» Wieso alt? Rockefeller war damals mehrere Jahre jünger als General MacArthur bei der Wiedereroberung der Philippinen! Er war eine solche Ruine, dass er Ida Tarbell Leid tat. Sie arbeitete damals an ihrem sehr fundierten kritischen Buch über die Standard Oil und das, wofür sie stand, und hatte gewiss keinen Grund, den Mann zu lieben, der diese «Krake» ins Leben gerufen hatte. Doch als sie John D. Rockefeller beim Unterricht in der Sonntagsschule beobachtete und sah, wie er gierig in den Gesichtern der Kinder forschte, da «beschlich mich ein Gefühl, auf das ich nicht gefasst gewesen war und das immer stärker wurde. Ich hatte Mitleid mit ihm. Es gibt keinen schlimmeren Weggenossen als die Angst.»
Um sein Leben zu retten, machten die Ärzte Rockefeller drei Vorschriften, die er für den Rest seines Lebens buchstabengetreu erfüllte. Es waren folgende:
Vermeiden Sie alle Sorgen. Sie dürfen sich unter keinen Umständen über irgendetwas Sorgen machen und sich aufregen.
Entspannen Sie sich und verschaffen Sie sich viel Bewegung an der frischen Luft.
Achten Sie auf Ihr Essen. Hören Sie auf zu essen, wenn Sie noch ein wenig hungrig sind.
John D. Rockefeller hielt sich an diese Vorschriften. Und das rettete ihm wahrscheinlich das Leben. Er setzte sich zur Ruhe. Er lernte Golf. Er begann, im Garten zu arbeiten, er plauderte mit seinen Nachbarn, er spielte, er sang.
Doch er tat noch etwas anderes. «Während der Tage voll Schmerzen und der Nächte ohne Schlaf», schreibt Winkler, «hatte John D. Zeit zum Nachdenken.» Er fing an, sich mit anderen Menschen zu beschäftigen. Er hörte auf zu überlegen, wie viel Geld er verdienen könnte, und fragte sich, wie viel sein Geld in Form von menschlichem Glück wohl wert sei.
Kurz und gut, Rockefeller fing an, seine Millionen wegzugeben! Manchmal war dies nicht einfach. Wenn er einer Kirche Geld anbot, donnerte es im ganzen Land von den Kanzeln, dass es schmutziges Geld sei! Er ließ sich nicht entmutigen. Er hörte von einem armen kleinen College am Ufer des Michigan-Sees, das wegen seiner hohen Hypotheken geschlossen werden sollte. Er half und pumpte Millionen Dollar in jene Schule und machte daraus die heute weltberühmte Universität von Chicago. Er bemühte sich, den Schwarzen zu helfen. Er spendete Geld für farbige Universitäten wie Tuskegee College, wo Mittel gebraucht wurden, um George Washington Carvers Werk fortzusetzen. Er unterstützte den Kampf gegen den Hakenwurm. Als Dr.Charles W. Stiles, Spezialist auf diesem Gebiet, erklärte: «Medikamente im Wert von fünfzig
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