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Soucy, Gaetan

Soucy, Gaetan

Titel: Soucy, Gaetan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trilogie der Vergebung 02 - Die Vergebung
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bedient zu werden. Der Fahrer deutete zum Firmament.
    »Na! Sowas!«
    Louis hob arglos den Kopf. Der andere kicherte leise in sich hinein und schnallte seine Schneeschuhe unter. Der Reisende erforschte weiter das Himmelsgewölbe. Der Fahrer wurde ungeduldig.
    »Heh! War nur Spaß. Da ist nichts.«
    »Ich weiß.«
    Doch war seine Aufmerksamkeit einmal auf den leeren Himmel gelenkt, war Louis nicht leicht davon zu lösen.
    Der Bahnhof lag zwei Kilometer entfernt. Der Reisende ging vorneweg. Er hatte ein schlechtes Gewissen, da er darauf bestanden hatte, das Automobil zu nehmen, und war bereit, die Abschleppkosten zu übernehmen. Er bemühte sich, nicht auf das Geplapper des Fahrers zu hören, den die Widrigkeiten wenig berührten. Bisweilen nur stieß dieser zwei, drei derbe Flüche aus, der Form halber, als erinnere er sich unvermittelt, dass er schlechter Laune war und dies auch zeigen musste. Doch bald schon trällerte er wieder unbekümmert vor sich hin, denn das Leben trägt dafür Sorge, immer wieder Wesen hervorzubringen, deren alleinige Bestimmung es ist, ihm niemals etwas nachzutragen.
    Louis ging mit gesenkter Stirn, den Blick auf das Weiß geheftet. Er hörte nichts außer seinem Atem, der den Raum um seinen Kopf erfüllte. Die Erinnerung an den Morgen, an dem er seinen Vater zum letzten Mal gesehen hatte (alsWaise altert ein Kind auf einen Schlag um fünfzig Jahre), hatte Louis in einen Zustand versetzt, in dem der Beweis, dass er aus seinem Traum tatsächlich erwacht war, noch auf sich warten ließ. Überzeugt hatte ihn, was gerade geschah, jedenfalls nicht. Vielleicht war er einfach nur aus einem Traum in einen anderen hinübergegangen.
    Was er zunächst für einen Stein gehalten hatte, richtete sich, als er näherkam, plötzlich auf, und preschte ihm entgegen, so unvermittelt, dass Louis die Schultern nach hinten warf, wie durch den Rückstoß eines Karabiners. Er sah so etwas zum ersten Mal: Es war ein Stachelschwein. »Ist es wahr, dass man sie, wenn man sich im Wald verirrt hat, roh essen kann?« Jemand hatte ihm erzählt, dass es verboten war, Fallen für Stachelschweine aufzustellen, da diese den Unglücklichen vorbehalten waren, die sich in den Bergen verlaufen hatten; die Haut war angeblich so leicht abzuziehen wie eine Bananenschale. Ob wahr oder nicht, die Geschichte hatte ihn tief beeindruckt, und schon aus diesem Grunde hatte er ihr Glauben geschenkt. In allem, was nicht das Wesentliche berührte, konnte man ihn nach Belieben aufs Glatteis führen. Er war nicht bestrebt, sich darin zu bessern, er maß dem keine Bedeutung bei. Denn er hielt sich für beschlagen genug in Bezug auf Gott, auf das Wirken der Zeit, auf den Tod.
    Der Gedanke, ein Tier roh zu verspeisen, beschäftigte ihn über hundert Meter. Bis zu den Waden reichte ihm der Schnee und drang in seine Stiefeletten ein. Er verspürte eine böse Schwere in seinem Oberkörper. Auf dem weißen Blatt erkannte er nur seinen gedrungenen Schatten und den seines Hutes, der wie eine halbe Pause auf einer Notenlinie saß. Der Fahrer folgte ihm, noch immerin demselben Abstand, als gälte es, einen Rangunterschied zu beachten.
    Sie erreichten bald die Bahngleise. Am Hang eines Hügels erblickten sie die Lichter des Bahnhofs. Sie schienen heller zu leuchten, je näher man kam. Das lag am Schwinden des Tages, der schon beinah nicht mehr war. Einige Landhäuser schienen so blass, dass sich ihr Licht verlor, wenn der Blick es suchte, wie helle Flecken bei geschlossenen Augen.
    »Wie bitte?«
    »Ich glaube nicht«, wiederholte der Fahrer schnaufend, »dass Sie es heute abend noch zu den von Crofts schaffen.«
    Louis sagte nichts. Er hatte ohnehin nicht vorgesehen, sich noch heute zu den von Crofts zu begeben. Zumindest aber wollte er Saint-Aldor erreichen, wo er in der Herberge ein Zimmer reserviert hatte. Wo würde er sonst übernachten können? Würde er gezwungen sein, die zehn Kilometer vom Bahnhof bis zum Dorf zu Fuß zurückzulegen?
    Louis verließ die Gleise und lief auf dem schotterbedeckten Bahndamm weiter: Er spürte die Unebenheiten durch die Schuhsohlen hindurch. Er schlotterte vor Kälte, und zugleich standen ihm dicke Schweißperlen auf der Stirn. Entlang des Bahndamms war ein gutes Dutzend Männer damit beschäftigt, die Gleise freizuschaufeln. Der Fahrer begann mit ihnen zu reden. Louis stapfte weiter.
    Der Bahnhofsvorsteher stand auf dem Bahnsteig und ließ sie nicht aus den Augen, bis sie ihn erreicht hatten. Er trug einen Mantel mit

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