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Soucy, Gaetan

Soucy, Gaetan

Titel: Soucy, Gaetan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trilogie der Vergebung 02 - Die Vergebung
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Furchen hätte zählen können, den Finger in jeden seiner Krater legen. Aus Louis’ Blickwinkel saß er auf der Spitze einer riesigen Tanne, und das Bild erinnerte an einen Lichtkopf auf einem großen Baumkörper.
    Oder aber an ein Bilboquet. In der Landschaft herrschte derselbe Schein wie in der Kirche an Abenden mit langen Kerzen und Prozessionen. Kein Hauch bewegte den Schnee. Er hielt sich wie durch ein Wunder auf den Zweigen, funkelnd und glitzernd, und das waren so viele Sterne, als habe die Milchstraße sich auf dem Weg verirrtund sei zwischen den Bergen eingeschlafen. Warum also warten? Warum nicht die Zeit nutzen und weitersuchen, da man doch einen schwarzen Sou auf dreißig Schritt erkennen konnte, war denn nicht jede Minute kostbar? Hinter ihm Hurtubises Stimme:
    »Unter den Kiefern sieht man keine sechs Zoll weit.«
    »Aber die Frau … ich verstehe das einfach nicht … sie muss doch die Gegend kennen? Was kann denn bloß geschehen sein?«
    »Der Regen letzten Sommer. Es gab einige Einbrüche im Gelände. Die Landschaft hat sich in den Bergen an einigen Stellen möglicherweise vollkommen verändert, sogar für jemanden, der sie von klein auf kennt. Und bedenken Sie auch, dass man viel unvorsichtiger ist, wenn man die Gegend zu kennen glaubt. Eine unerwartete Glet scherspalte, und Sie fallen dreißig Meter tief. Wissen Sie, was es bedeutet, in eine Gletscherspalte voller Pulver schnee zu fallen? Der Aufprall wird dadurch vielleicht gedämpft, aber man sinkt ein, tiefer und tiefer, wie in Treibsand.«
    Der Oberleutnant hatte sich eine Pfeife angesteckt. Er blieb in seinem Sessel sitzen, den Knöchel des linken Fußes auf dem rechten Knie.
    »Was sagen Sie? Stachelschweine …?«
    »Nichts, Herr Oberleutnant. Ich habe nur mit mir selbst gesprochen. Bitte verzeihen Sie.«
    Louis kehrte zu seinem Sessel zurück, doch blieb er vor dem Bildnis einer jungen Frau stehen, das den Tresen zierte. Am Nachmittag, bei seiner Ankunft am Bahnhof, war ihm das Aquarell bereits aufgefallen. Der Vorname der jungen Frau stand unten auf dem Bild, und ebendieser Vorname hatte ihn aufmerken lassen.
    »Meine Mutter als junge Frau«, hatte der Offizier lächelnd gesagt.
    Dann war er errötet.
    * * *
    Der Oberleutnant Hurtubise hatte telefonisch mit den Verantwortlichen in Saint-Aldor gesprochen. Er wünschte genauere Informationen über die bisherige Suche zu erhalten. Sodann wollte er mit seinen Männern sprechen und ihnen Anweisungen für den kommenden Tag erteilen. Bapaume studierte die Noten, die er seinem Koffer entnommen hatte. Oftmals blätterte er zwei Seiten zurück, denn er stellte fest, dass die Musik von ganz allein in seinem Kopf spielte, ohne dass er darauf achtgab. Das Kinn auf der Brust, war er leicht eingedöst. Er schreckte auf, als der Offizier ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Wenn Sie möchten, können Sie sich auch auf das Feldbett legen, bis das Zimmer fertig ist.«
    »Nein, machen Sie sich keine Gedanken, es geht schon. Wenn ich jetzt schlafe, wache ich mitten in der Nacht auf.«
    Das Gepolter der Männer auf der Galerie war vergangen, ebenso die Rufe, die sie einander durchs Gelände zuwarfen.
    »Aber ich denke, lange werde ich nicht mehr aufbleiben. Ich habe einen schweren Tag vor mir.«
    »Chouinard schließt eben noch den Schuppen ab. Dann kümmert er sich um Ihr Zimmer.«
    »Oh, machen Sie sich keine Umstände. Wissen Sie, ich kann auch auf dem Boden schlafen.«
    Hurtubise betrachtete Louis Bapaume schweigend. Esschien, als reize ihn eine Frage, doch wagte er nicht, sie zu stellen. Mit einer fast flehentlichen Demut zogen sich die Lider des Reisenden auf bizarre Weise zusammen, und seine Augen wurden so klein wie die eines Mannes, dem man eine Pistole an die Schläfen hielt. Hurtubise, dem die Situation unangenehm war, nahm seine Pfeife und ging in einen Winkel des Zimmers, in dem sich ein Grammophon befand.
    »Es ist vielleicht keine Goldgrube«, sagte der Offizier, »aber einige gute Aufnahmen habe ich doch. Schumann, wäre das recht?«
    »Oh ja, sehr gern.«
    Hurtubise handhabte die Platten mit der peinlichen, leicht herrischen und narzisstischen Behutsamkeit eines Sammlers, blies über die Rillen, um den Staub zu entfernen. Sobald das erste Knistern zu hören war:
    »Aber sagen Sie mal, die von Crofts? Ich will nicht indiskret sein, aber … Was sind das für Leute? Deutsche gibt es hier in der Gegend doch gar nicht so viele.«
    »Die Davidsbündlertänze «, murmelte Bapaume, als die

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