Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
trotzdem ist da so eine gruselige Ähnlichkeit, als wären wir alle Schaufensterpuppen. Na ja … Schaufensterpuppen, die vögeln können bis zum Umfallen.«
»Meggie! So versaut warst du doch früher nicht.«
Sie zuckt mit den Schultern. »Liegt wohl an meinem Umgang. Apropos, willst du meine neuen besten Freunde kennenlernen?«
20
Ihre neuen besten Freunde sitzen auf den Bambusstufen einer der Strandhütten, im Schatten einer gigantischen Palme. Sie umarmen Meggie, als hätten sie sie seit Jahren nicht gesehen, mich ignorieren sie allerdings vollkommen – was ich zwar ziemlich unhöflich finde, aber immerhin verschafft mir das die Gelegenheit, sie in Ruhe zu studieren.
Sie sind zu dritt: zwei Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen ist Inderin, sehr zierlich und hübsch. Ich würde sagen, sie ist ungefähr in meinem Alter, wirkt aber wesentlich reifer dank ihrer riesigen Brüste, die ihr orange-weiß gestreiftes Bikinioberteil fast überfordern. Eine auffällige Halskette mit Bernsteinen und Kristallen lenkt die Aufmerksamkeit zusätzlich auf ihr Dekolleté und ihre baumelnden Ohrringe bewegen sich sanft wie Windspiele in der Brise. Trotz ihrer braunen Haut scheint sie wie von einem seltsam bläulichen Schimmer umgeben, als wäre sie ganz leicht transparent. Einen Moment lang meine ich sogar, ihren Schädel zu sehen, aber es ist nur die Sonne, die auf ihre scharf hervortretenden Wangenknochen fällt.
Neben ihr sitzt ein großer dünner, italienisch aussehender Typ. Sein Baumwollhemd ist aufgeknöpft, damit man seine wohlgeformten Bauchmuskeln sieht, und seine Gesten wirken furchtbar übertrieben. Irgendwie hat er etwas sehr Oberflächliches an sich.
Aber als der andere Junge direkt durch mich hindurchsieht, überläuft mich ein Schauder. Ich kann den Blick nicht von ihm abwenden. Er erinnert mich an irgendeine Berühmtheit. Vielleicht Leonardo di Caprio. Er ist kräftiger gebaut und ein Stück kleiner als sein Freund, mit blonden Strähnen in seinem leicht gewellten Haar. Eigentlich absolut nicht mein Typ, aber diese Augen sind so wissend, als könnte er die ganze Welt durchschauen und wünschte sich zugleich, es nicht zu können. Es sind alte Augen, obwohl der Rest von ihm jung ist.
Was ist so faszinierend an ihm? Und dann dämmert es mir. Der Junge mit den wissenden Augen ist der einzige Mensch am Soul Beach, der nicht aussieht wie ein retuschiertes Foto: Verglichen mit dem Rest dieser Klone wirkt er beinahe normal. Natürlich sieht auch er geradezu unerträglich gut aus, aber sein Haar ist zerzaust und sein ausgebeultes T-Shirt zerknittert und nicht ganz so blütenweiß wie die der anderen. Und als Meggie sich zu ihm beugt, um ihn zu begrüßen, scheint er sich bei den Luftküsschen etwas albern vorzukommen.
Meggie befreit sich aus der Umarmung des italienischen Hengstes und blickt sich dann verwirrt um. »Ach, Mist. Entschuldige, Schwesterherz, das hatte ich total vergessen. Sie können dich nicht sehen, bis ich dich nicht vorgestellt habe. Warum, weiß ich auch nicht. Vielleicht haben die da oben Sorge, dass manche Gäste neidisch werden, wenn sie selbst nie Besuch bekommen. Du bist hier so was wie das ultimative Accessoire, glaub mir.«
Sie grinst die anderen an. »Leute, darf ich vorstellen: meine Schwester Alice.« Meggie scheint so stolz auf mich, wie ich es von früher, als wir noch beide lebendig waren, nicht von ihr gewohnt bin.
Die anderen folgen ihrer deutenden Hand, scheinen mich jedoch immer noch nicht zu sehen.
»Oh«, sagt Meggie verdutzt. »Offensichtlich habe ich da irgendwas nicht richtig gemacht.«
»Du musst unsere Namen verwenden«, erklärt der Junge im weißen T-Shirt. »Das hilft dabei, zu kontrollieren, wer sie sehen kann und wer nicht. Wie die Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook oder so.« Seinem Akzent nach ist er Amerikaner. Ein reicher Amerikaner. Definitiv nicht mein Typ.
»Dann gehen wir nach der Länge des Aufenthalts. Das hier ist Triti oder auch Pretty Triti. Sie ist am längsten von uns allen hier.«
Das indische Mädchen macht lächelnd einen Schritt nach vorn. »Du bist ja Meggies Spiegelbild!«, ruft sie und begrüßt mich mit Küsschen links, Küsschen rechts. Nicht, dass ich davon irgendwas spüren würde. »Toller Rock.« Ich hatte einen weichen indischen Akzent erwartet, aber sie spricht ein ziemlich vornehmes Englisch mit Londoner Einschlag.
»Toller Bikini«, erwidere ich. Am liebsten hätte ich hinzugefügt, dass er ganz offensichtlich ein
Weitere Kostenlose Bücher