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Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)

Titel: Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Harrison
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Sommer singt. Seine Stimme klingt sexy, mit leichtem Akzent. Russisch? Oder tschechisch? Neben ihm sitzt ein japanisches Mädchen und trommelt einen improvisierten Rhythmus auf ein paar Minibongos, während die anderen leise die Begleitung summen.
    Ich glaube, leer war mir der Strand lieber. Irgendwie hat diese Perfektion etwas Verstörendes. Und das Unheimlichste ist, dass sie mir alle so bekannt vorkommen. Vermutlich liegt das an ihrem Modellook – und doch bin ich sicher, dass es noch etwas anderes ist. Auf irgendeiner tieferen Ebene habe ich das Gefühl, sie zu erkennen: durch ein Lidflattern, einen zum Schmollen verzogenen Mund, eine zurückgeworfene Haarsträhne.
    Da drüben ist ein Junge, der mich an den Drum-’n’-Bass-DJ erinnert, den sie nach einer wilden Party tot in seinem Hotelzimmer gefunden haben. Und dieses deutsche Mädchen, das letztes Jahr dauernd in den Nachrichten war – das entführt worden war, weil eine Bande von Kriminellen hinter irgendeiner wissenschaftlichen Formel oder Erfindung ihres Vaters her war.
    Ist sie jemals wieder aufgetaucht? Ich meine mich zu erinnern, dass ihr Ohr per Kurierdienst ins Labor ihres Vaters geliefert wurde.
    Sie dreht sich um und sieht direkt durch mich hindurch. Nein, das Mädchen damals war ziemlich unscheinbar, selbst auf den Fotos, die ihre Eltern den Zeitungen gegeben hatten. Dieses hier ist dagegen ein richtiges Supermodel. Und sie hat noch beide Ohren …
    Als ich mich durch die Menge bewege, fällt mir auf, dass alle durch mich hindurchsehen. Na ja, vielleicht bin ich es ja nicht wert, beachtet zu werden, mit meinem normalen Gesicht und meinem normalen Körper. Ihre Körper sind makellos: kein Sonnenbrand, keine Cellulite, nicht das kleinste Anzeichen, wie sie gestorben sind.
    Und auch keine Meggie, nirgends. Ich halte Ausschau nach ihrem leuchtend blonden Alice-im-Wunderland-Haar. (Ginge es auf dieser Welt gerecht zu, hätte ich solche Haare haben müssen, passend zu meinem Namen, aber stattdessen habe ich diese blöden Wirbel, die noch nicht mal Mums Profi-Glätteisen bändigen kann.) Meine Schwester passt mit Sicherheit perfekt hierher, mit ihren Kurven und dem herzförmigen Gesicht, das niemals Make-up nötig hatte, nicht mal im grausamsten Scheinwerferlicht.
    Aber wenn die Surfer und Sonnenanbeter hier alle tot sind, wo kommen denn dann bitte die normal aussehenden Teenies hin, wenn sie nicht mehr leben? Leute mit dicken Knöcheln oder viel zu krausem Haar? Bevor Meggie gestorben ist, habe ich nie über das Leben nach dem Tod nachgedacht, aber wenn es wirklich so was wie einen Jüngsten Tag geben sollte, müsste es da nicht eher um gute Taten gehen als um den größten Sex-Appeal?
    »Florrie?«
    Ich wirbele herum.
    Oh mein Gott.
    Da ist Meggie, hundertmal schöner als zuvor.
    Die Sonne hat ihr Haar ausgebleicht, sodass sie nun noch blonder ist als auf dem Babyfoto, das Mum auf den Kaminsims gestellt hat. Normalerweise muss Meggie nur mal kurz in die Sonne blinzeln, um sofort knallrot zu werden – ihr einziger Makel –, jetzt aber haben nur ihre Wangen die Farbe zarter Rosen. Ihr Körper hat eine perfekte Bronzetönung angenommen, die wie aufgesprüht wirkt.
    Gleichzeitig strecken wir die Hände aus, um einander zu berühren … aber ich fühle nur den Bildschirm und ihre Hand fällt wie ein Stein durch die Luft.
    »Oh, Meggie, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich jemals wiedersehe.«
    Sie kämpft mit der Antwort, streckt abermals die Arme nach mir aus, aber natürlich ist dort auch diesmal nichts. Selbst wenn wir nicht bloß online miteinander in Kontakt wären, habe ich schon genug Filme über Geister gesehen, um zu wissen, dass man sie nicht spüren kann, vielleicht mit Ausnahme eines halb eingebildeten Atemzugs, der das Ohr streift, oder ihrer Blicke, die einem folgen.
    »Verdammt«, sagt sie und weicht zurück, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. »Ich weiß nicht, warum ich das gemacht habe. Du siehst einfach so echt aus, das ist alles.«
    »Wirklich?«
    »Ja, absolut. Ich hatte Angst, dass du verschwommen bleiben würdest, aber das bist du nicht. Du bist wirklich hier. Am Strand. Bei mir.«
    Erst jetzt merke ich, dass das Licht an der Webcam meines Laptops zum ersten Mal leuchtet, seit ich am Soul Beach bin. Also hockt ein Teil von mir hier mit krummem Rücken vor dem Bildschirm und ein virtuelles Ich steht dort im Sand. Ich versuche, das alles zu verstehen. »Was habe ich denn an?«
    »Ach, das Übliche«, antwortet Meggie. »Also

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