Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
zurück.
Elizabeth schnappte nach Luft. Auf der Unterseite von Warrens Handgelenk war ein etwa fünf Zentimeter großes Symbol eingeritzt. Die Ränder der Wunde waren noch gerötet und mit frischem Schorf bedeckt.
Nur eine Schrecksekunde später versetzte Warren Wood einen kräftigen Stoß gegen die Brust und entzog ihm den Arm. Gleichzeitig gingen auch die zwei anderen Jungs dazwischen. Sie stellten sich Schulter an Schulter vor ihren Freund und drängten Wood somit zurück.
„Dafür werden Sie noch büßen“, drohte der blonde Junge. Sein Gesicht war wutverzerrt, seine Hände zu Fäusten geballt.
Dieses Mal war es an Wood, ihm ein gelassenes Lächeln zu schenken, denn er hatte gesehen, was er wollte. Mit halb erhobenen Händen machte er einen Schritt zurück.
„Gehen wir“, sagte Elizabeth nachdrücklich und schob ihn mit Rileys Hilfe Richtung Treppe. Die Situation stand kurz davor zu eskalieren, und auf einen echten Kampf sollten sie es auf keinen Fall ankommen lassen. Sie hatten genug gehört und gesehen.
Niemand sagte ein Wort, bis sie wieder im Auto saßen, doch dann konnte Elizabeth nicht länger an sich halten. „Also ganz ehrlich, Tony? Meine Art, Leute zu befragen ist vielleicht nicht optimal, aber sie entspricht noch eher der Vorschrift als deine.“
Sprachlos starrte Wood sie von der Seite an, und erst, als ein winziges Lächeln auf Elizabeths Gesicht durchbrach, zuckten auch seine Mundwinkel. „Ja, das entsprach nicht ganz dem Diensthandbuch.“
„Und wen kümmert´s?“, erwiderte sie mit einem lapidaren Schulterzucken.
„Du klingst wie Danny … Ist Justin bei uns?“, fragte er mit einem Blick in den Rückspiegel.
„Nein, Gott sei Dank nicht“, seufzte Riley erleichtert. „Lange hätte ich ihn nicht mehr ertragen.“
„Hoffentlich macht er ihnen so richtig die Hölle heiß“, grollte Wood.
„Das darfst du aber glauben.“ Riley schloss die Augen und legte den Kopf zurück.
„Sieht so aus, als hätte Justin von Anfang an recht gehabt, was Warren betrifft“, stellte Elizabeth fest. „Ich bin mir sicher, er und seine Freunde gehören zu dem Kult und dass sie es waren, die Justin angegriffen haben.“ Mit leisem Schrecken wurde ihr bewusst, dass sie eben mit großer Wahrscheinlichkeit Mördern gegenübergestanden hatten. Eiskalten Mördern, die Justin ohne sichtbare Reue ihrer grausamen Göttin geopfert hatten.
Ein weiterer Gedanke durchzuckte sie. Waren Warren und seine Freunde eventuell auch Daniels Mörder? Waren sie es gewesen, die ihn als Feind des Kultes getötet hatten?
Nein, vermutlich nicht, beantwortete sie sich umgehend selbst die Frage. Sonst hätte Warren sie erkannt und anders auf sie reagiert. Wenn er nicht ein ganz hervorragender Schauspieler war, hatte er nicht gewusst, wer sie war.
„Ja, ich glaube auch, dass wir mit dem Trio Infernale einen Treffer gelandet haben“, sagte Wood indes.
„Ich hoffe nur“, dass Justin an ihnen dran bleibt“, meinte Elizabeth. „Er kann uns sagen, wo der Kult zusammentrifft, wer noch dazu gehört und was sie vorhaben. Er könnte sogar herausfinden, wer das letzte Opfer sein soll.“
„Ich würde mich nicht zu sehr auf Justin verlassen“, warnte Riley von der Rückbank her. „Er denkt nicht wirklich rational. Ich könnte mir vorstellen, dass er ein paar Blitze verschießt und anschließend nach Hause zu seiner Familie geht.“
„Es wäre eine Schande, wenn diese Gelegenheit ungenutzt bliebe“, seufzte Elizabeth. Mit den Handballen rieb sie die geschwollenen Augenlider. „Alles, was uns fehlt, ist ein Beweis für Warrens Schuld, und Justin könnte ihn liefern. Ich wünschte, wir hätten ihm gesagt, was er tun soll.“
„Denkt ihr, es war Zufall, dass Warrens Kumpel nach Tonys Ausweis gefragt hat?“, wollte Riley wissen. „Oder wusste er, dass er suspendiert ist?“
„Er wusste es“, knurrte Wood.
„Aber nicht Warren“, gab Elizabeth zu bedenken. „Ich glaube, er hatte keine Ahnung, wer wir sind.“
„Vermutlich haben die beiden anderen mit ihrem Meister telefoniert und von ihm Anweisungen erhalten, während Warren sich vor der Tür mit uns unterhielt.“
„Sehr gut möglich“, nickte Elizabeth. „Mit ihrem Acharya …“ Sie bedachte Wood mit einem fragenden Blick. „Gibt es eigentlich einen Grund, warum wir noch hier parken?
„Ja, den gibt es durchaus.“ Er klang wieder gewohnt beherrscht, ganz wie ein Officer im Dienst. „Wir müssen an Warren dran bleiben. Nachdem wir uns laut Riley nicht
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