Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Verdammnis bedeutet hätte, wäre er hier geblieben, denn Gottes Wege mögen vielleicht unergründlich sein, aber ungerecht sind sie ganz sicher nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass die höheren Mächte große Pläne mit ihm haben und deshalb nicht warten wollten, bis er von sich aus hinübergeht.“ Als Elizabeth ihn nur ausdruckslos ansah, fragte er unsicher: „Macht das Sinn?“
„Ja“, nickte Elizabeth schließlich und blinzelte die erneut aufsteigenden Tränen aus den Augen. „Sehr viel Sinn sogar.“
„Naja, und deshalb …“, fuhr Riley mit einem kleinen Schulterzucken fort, „deshalb glaube ich, dass es doch richtig war, dass du ihn hast gehen lassen.“
5
„Du und Susan, seid ihr jetzt wieder zusammen?“ Elizabeth bemühte sich, echtes Interesse in ihre Stimme zu legen. Sie hatten eben Susans Kombi aus dem Parkhaus an der Paddington Station geholt und fuhren nun Richtung Clapham zum Haus der Gibbons.
Elizabeth saß dabei auf dem Beifahrersitz, während Riley auf dem Rücksitz vor sich hinbrütete. Es war offensichtlich, wie wenig ihm die Aussicht behagte, erneut Justins negativen Emotionen ausgeliefert zu sein.
Susan hatte unterdessen die Aufgabe übernommen, sich den Sektor der beiden Handyortungen in Wimbledon genauer anzusehen und eine möglichst umfassende Aufstellung aller dort ansässigen Geschäfte, Familien und Einrichtungen anzufertigen. Auch wenn das besagte Gebiet nur eine Quadratmeile umfasste, so war diese Aufgabe für eine Person alleine doch gewaltig, aber Susan war bis in die Haarspitzen motiviert an die Sache herangegangen.
„Sagen wir mal so“, beantwortete Wood nach kurzem Zögern Elizabeths Frage, „die jüngsten Ereignisse haben uns daran erinnert, wie kostbar das Leben und die gemeinsame Zeit sind und dass man gut daran tut, sie nicht zu vergeuden.“
„Gute Einstellung“, nickte Elizabeth,
Es nieselte, als sie vor dem Plattenbau ausstiegen, in dem Warrens Eltern wohnten. Ihre Handys ließen sie auf Rileys Anraten hin im Auto, schließlich war absehbar, dass Justin nicht sonderlich gute Laune haben würde.
Auf den wenigen Meter bis zur Haustür wickelte sich Elizabeth fest in ihre Jacke und zog die Schultern bis zu den Ohren hoch. In letzter Zeit fror sie ständig.
Wood hatte bereits geklingelt und sprach nun in offiziellem Ton in die Gegensprechanlage. „Guten Tag, Mrs Gibbons. Mein Name ist Detective Sergeant Wood von der Metropolitan Police. Ich würde mich gerne kurz mit Warren unterhalten.“
„Oh“, kam es knacksend und etwas abgehackt zurück. „Ist etwas passiert? Hat er was angestellt?“
„Kein Grund zur Sorge, Mrs Gibbons. Es geht um den Fall Justin Moreland.“
Es folgte eine kurze Pause, dann sagte Warrens Mutter: „Muss das wirklich sein? Heute ist Warrens Geburtstag, und den will ich ihm nicht vermiesen. Justins Tod hat ihm schwer zugesetzt und … Ah!“
In dem Moment, als Mrs Gibbons erschrocken aufschrie und die Gegensprechanlage verstummte, fasste sich Riley stöhnend an die Schläfe.
Wood und Elizabeth tauschten einen wissenden Blick. „Justin“, seufzte Wood, bevor er Riley besorgt ansah. „Geht´s Kleiner?“
Der Junge biss die Zähne zusammen und nickte tapfer. „Gegen Dannys Wüten neulich ist das hier ein Kinderspiel.“
Elizabeth zuckte zusammen. „Du kannst ihn schon jetzt spüren?“, fragte sie leise und rang darum die durch Rileys Bemerkung heraufbeschworenen Erinnerungen aus ihrem Bewusstsein zu verbannen.
„Je stärker ihre Emotionen sind, desto weiter der Radius, in dem ich Geister spüren kann. Und vertraute Schwingungen reichen sogar noch weiter.“
Wood klingelte noch einmal, doch die Gegensprechanlage blieb stumm. Einen Augenblick später wurde jedoch die Haustür von einer stämmigen Frau mit kurzen, platinblonden Haaren und geröteten Wangen geöffnet. Sie trug einen hellblauen Hausanzug und sah ziemlich abgehetzt aus.
„Entschuldigung“, sagte sie kurzatmig. „Aber wir haben schon wieder einen Stromausfall. Das passiert heute andauernd. Und gerade eben kam eine Stichflamme aus der Kaffeemaschine! Ausgerechnet, wenn Besuch da ist!“
„Ja, Probleme dieser Art haben wir alle hin und wieder“, sagte Wood trocken. „Dürfen wir reinkommen?“
„Sind Sie alle drei von der Polizei?“Mrs Gibbons skeptischer Blick haftete zunächst auf Elizabeth, die versuchte freundlich zu lächeln, und dann auf Riley, der äußerst missmutig drein schaute.
„Miss Parker ist als externe Ermittlerin
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