Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Das Lächeln war mit einem Schlag aus Daniels Gesicht gewichen, und sein Ton war so kalt und hart, dass Elizabeth regelrecht erschrak. „Ich will es nicht hören, Simon. Keine Entschuldigung und ganz besonders keine Rechtfertigung. Ich will nichts von dir hören.“
Der blonde Junge zuckte, als kämen die Worte Schlägen gleich.
Elizabeth griff nach Daniels Hand und drückte sie. „Lasst uns jetzt verschwinden“, sagte sie. „Und dann bringen wir euch beide schnellstens ins Krankenhaus.“
„Zunächst brauchen wir aber einen Plan, Liz“, sagte Daniel.
„Soll das etwa heißen, ihr habt euch noch gar nicht überlegt, wie wir hier raus kommen?“, fragte Wood verblüfft. „Ist ja toll.“
„Wir wollten bei der Ausarbeitung des Plans nicht auf deine Genialität verzichten, Kumpel“, meinte Daniel.
„Naja, offensichtlich hast du doch jetzt in dem Laden hier das Sagen, Danny-Boy. Warum kannst du nicht einfach unsere Freilassung anordnen?“
„Denkst du nicht, dass es etwas verdächtig wäre, wenn ich zwei erklärte Feinde der Bruderschaft einfach laufen lassen würde? Immerhin habt ihr versucht das Ritual zu stoppen und ihren Meister, also mich, zu töten. Welchen Grund sollte ich haben Gnade zu zeigen?“
„Aber du könntest doch die Polizei rufen“, schlug Riley vor. „Und dann führst du sie zu Hamiltons Leiche, und wir vier bezeugen, dass er im Verlauf eines kranken Rituals getötet wurde und alle hier im Haus unter einer Decke stecken.“
„Nur leider ist die Leiche schon nicht mehr hier“, entgegnete Daniel. „Hamilton wird heute Abend nämlich einen tödlichen Autounfall haben, bei dem er so übel zugerichtet wird, dass er nur noch anhand seines Gebisses identifiziert werden kann. Und morgen wird mir eröffnet werden, dass mein armer Onkel verstorben ist und ich sein gesamtes Vermögen geerbt habe.“
„Dein Onkel?“, fragte Wood nach.
„Offiziell bin ich David Morgan, Hamiltons Neffe und einziger Erbe“, klärte Daniel ihn auf.
„Aha. Gratuliere“, murmelte Wood.
„Okay, vielleicht bringt es nichts, die Polizei hierher zu rufen“, sagte Elizabeth nun. „Aber wir könnten trotzdem hinterher zur Polizei gehen und von dem Ritual und der Bruderschaft berichten. Immerhin hat Danny ja alle Details, die den Kult betreffen, im Kopf. Er kennt die Namen und Vergehen aller Mitglieder und…“ Sie stockte, denn in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie einen Fehler begangen hatte. Um Verzeihung bittend sah sie zu Daniel auf, der augenrollend zur Decke blickte.
„Und wie kommt es, dass du plötzlich über alle Details des Kults Bescheid weißt“, wollte Wood prompt von Daniel wissen.
„Das ist eine lange Geschichte“, seufzte der. „Es hat damit zu tun, dass Hamilton den Kampf um diesen Körper verloren hat und ich mit ihm Plätze getauscht habe.“
Wood zog den richtigen Umkehrschluss. „Und wenn Hamilton gewonnen hätte, würde er nun über deine Kenntnisse und Erinnerungen verfügen?“
„Vermutlich.“
„Erinnerungen, wie die Geschichte in der Gerichtsmedizin?“
Daniel zuckte lediglich mit den Schultern.
Kalkulierend begegnete Wood einige Sekunden lang Daniels offenem und ehrlichem Blick, dann sagte er nur: „Verstehe.“
Elizabeth schluckte und suchte in Woods Miene nach Anzeichen für neues Misstrauen. Doch wenn sie mit ihrem Fauxpas seiner Skepsis neue Nahrung geliefert hatte, ließ er sich das nicht anmerken. Auch Riley sah nicht argwöhnisch, sondern nur müde und verwirrt aus.
Mit einem leisen Räuspern fuhr Elizabeth schließlich fort. „Also, wenn wir mit den Einzelheiten und Namen zur Polizei gehen …“
„Ich werde mich stellen und aussagen.“ Alle Augenpaare richteten sich erneut auf Simon. Er schlotterte und starrte ins Leere. „Wenn ihr mich mitnehmt, werde ich der Polizei alles erzählen. Alles. Im Gefängnis ist es für mich immer noch sicherer als hier.“
„Das bestimmt“, bemerkte Daniel, den Jungen kühl musternd. „Ist das der einzige Grund, warum du dich stellen willst?“
Flattrig richtete Simon seinen Blick auf ihn. „Ich will mit der Bruderschaft nichts mehr zu tun haben. Mit den ganzen Lügen und falschen Versprechungen… Ich bin fertig mit ihnen.“ All die Selbstsicherheit und Arroganz, die er am Vortag im Penthouse zur Schau gestellt hatte, war verschwunden. Er wirkte nur noch verängstigt.
„Dann wäre es wasserdicht“, nickte Wood, nachdem er Simon ebenfalls durchdringend angesehen hatte. „Eine vollständige
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