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Späte Familie

Späte Familie

Titel: Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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meinen Kindern im strömenden Regen herumlaufen musste, weil du nicht erlaubt hast, dass ich sie herbringe, es fällt mir schwer, sensibel zu sein, wenn du gerade einen solchen Mangel an Sensibilität bewiesen hast, und ich fauche, ach so, du willst dich also an mir rächen, ist es das? Nein, sagt er, keine Rache, es ist nur ein Gefühl, das durch die Umstände hervorgerufen wurde, und ich betrachte das dunkle Fenster über seinem Kopf, ein paar Straßen von hier entfernt dringt der Regen in Gilis leeres Zimmer, der Metallrollladen des Wohnzimmers klappert im starken Wind an die Hauswand, niemand ist in der Wohnung, und trotzdem kommt es mir vor, als würden wir alle nass.
    Oded, der Junge ist nicht schuld an diesen Umständen, beschwöre ich ihn, ich verstehe es nicht, mit deinen Patienten bist du feinfühlig und geduldig, und diesem Jungen gegenüber, dessen Leben gerade so heftig durcheinandergewirbelt wurde, bist du so gefühllos, würdest du wollen, dass ich mich deinen Kindern gegenüber ebenso verhalte? Er sagt, da ich mir keines Fehlers bewusst bin, kann ich deine Drohung nicht ernst nehmen, wenn du mit deinem Jungen stundenlang im Regen herumläufst, werde ich ganz bestimmt verstehen, wenn du unsensibel bist, und ich zische, fang nicht immer wieder damit an, du weißt, dass dieser Nachmittag eine Ausnahme war, ich wäre froh zu wissen, dass auch dein Verhalten nicht die Regel sein wird, und er sagt, vielleicht, aber Tatsache ist, es war dein Fehler, und ich stehe auf, baue mich vor ihm auf, ein wilder Drang ergreift mich, auf der Stelle von hier wegzugehen, nach Hause zurückzukehren, aber im Zimmer nebenan schläft der Junge und ich muss mit ihm hier bleiben, weißt du, Oded, als du zu Gili gesagt hast, dass du keine Teddys magst, habe ich gespürt, dass ich dich auch nicht mag, und er mustert mich von unten nach oben, ja, das tut mir Leid zu hören.
    Doch als er nach mir ins Bett kommt, berühren seine Finger meinen Rücken, Ella, hab doch Geduld, flüstert er, wir sind einfach so in dieses Leben gesprungen, mit dem Kopf voraus, wir werden Zeit brauchen, uns daran zu gewöhnen, und ich gebe ihm keine Antwort, ich hoffe, dass er fortfährt, mich zu besänftigen, aber er schweigt, nur seine Hand streichelt über meinen Hintern, und zum ersten Mal, seit wir uns kennen, krampft sich mein Körper unter seiner Berührung zusammen, gefesselt von diesem neuen deprimierenden Zorn, ich klopfe an eine sich schließende Tür und bitte um Erbarmen für meinen kleinen Sohn. Ich versuche, einen einfachen Handel abzuschließen, vielleicht gewähre ich ihm das Vergnügen dafür, dass er Gili morgen früh anlächelt, Hingabe für ein Lächeln, geschlechtliches Vergnügen gegen väterliche Wärme, wie ein Tauschhandel in der antiken Welt, Öl und Wein boten die alten Kanaaniterden Nomaden gegen Milch und Fleisch, vielleicht ist es das, was hier von mir verlangt wird, dass ich mich wie eine Geschäftsfrau verhalte, nicht umsonst bin ich den ganzen Tag in einem dunklen Anzug und auf hohen Absätzen herumgelaufen, aber die Umstände verhindern sogar diesen einfachen Tausch, heute Nacht geht es nicht, flüstere ich ihm ins Ohr, Gili wird bestimmt bald aufwachen, es ist seine erste Nacht hier, und ich höre, wie er sich bemüht zu lachen, man könnte es unter der Decke tun, schlägt er vor, und ich verweigere mich zum ersten Mal, heute Nacht nicht, Oded.
    Es sieht aus, als würde er auf der Schwelle zum Zimmer zögern, seine Füße tappen zum Bett, ein kleiner Ritter ohne Furcht und Tadel, und ich strenge in der Dunkelheit die Augen an, aber nein, da ist niemand, wach und angespannt liege ich da und lausche, ich höre Odeds Atemzüge, die Geräusche in der fremden Wohnung, das Summen des Kühlschranks, ein Motorrad, das unten auf der Straße vorbeifährt, schwere Schritte im Treppenhaus, all das hat mich überhaupt nicht gestört, wenn ich früher hier übernachtet habe und meine Sachen zu Hause auf mich warteten, das Licht der Straßenlaterne, das durch die dünnen Ritzen des Rollladens dringt, vielleicht wäre es doch besser, ihm nachzugeben und die Fremdheit, die uns angesprungen hat wie eine erschrockene Katze, mit einer warmen Berührung zu besänftigen. Mama, wo bist du? Genau in dem Moment, als ich drauf und dran bin, in einen unruhigen Schlaf zu fallen, schwankend wie eine

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