Spanien: Jakobsweg Camino Francés
als das Symbol für die Pilger und für den Jakobusweg selbst. Die „Jakobsmuschel“ wurde wohl schon in vorchristlicher Zeit als Schutzsymbol verwendet. Die Legende aus christlicher Zeit berichtet, dass einst ein junger Adliger, der von dem Heiligen Jakobus vordem Ertrinken gerettet wurde, völlig mit Muscheln bedeckt aus dem Wasser stieg. Seither gilt die Muschel als Schutzzeichen des Heiligen Jakobus und somit als Erkennungszeichen für Pilger, das früher auf dem Pilgerhut und heute häufig am Rucksack getragen wird.
Andere Deutungen gehen schlichtweg davon aus, dass die beeindruckten Pilger die Muschel von ihrem abschließenden Besuch des Meeres als Souvenir und Beweis für ihre Reise ans Ende der Welt zurück nach Hause mitgebracht haben.
Eine schöne und einleuchtende Symbolik stellen die Linien der Muschel dar, die gleich den verschiedenen Jakobswege auf einen Punkt - Santiago - zulaufen.
Der Pilgerausweis und die Compostela
Der Pilgerpass (
credencial de peregrino
) blickt auf eine ähnlich lange Tradition wie die Jakobsmuschel zurück. Er gilt von jeher als offizieller Ausweis des Pilgers und wurde früher meist von der heimatlichen Kirchenobrigkeit ausgestellt.
Wer für seine (manchmal unter Zwang) abgeleistete Reise eine offizielle Bestätigung benötigte, ließ sich in diesem Dokument an verschiedenen Orten seine Ankunft schriftlich bestätigen und erhielt in Santiago nach Vorlage des Dokuments schließlich sein offizielles Zeugnis für die Pilgerschaft, die Compostela.
Auch heute nimmt der Pilgerausweis in groben Zügen die oben genannte Funktion ein. Wer in öffentlichen und kirchlichen Herbergen übernachten will oder evtl. eine Vergünstigung in Pensionen oder Jugendherbergen aushandeln möchte, wird auch heute noch um Vorlage des Pilgerausweises gebeten. Auch wird Ihnen mittels eines Stempels im Credencial Ihre Ankunft an den verschiedenen Orten bestätigt. Dies erledigt man normalerweise in den Herbergen, es kann aber auch in Kirchen und Bars geschehen. Manche Pilger gehen einer regelrechten Sammelleidenschaft bezüglich der verschiedenen Stempel (
sello
) nach, die in der spanischen Sprache bezeichnenderweise den gleichen Namen wie „Briefmarke“ führen.
o Wenngleich Sie den Credencial auch direkt auf dem Weg erhalten können, ist es sicherheitshalber zu empfehlen, diesen bereits vor Ihrer Abreise bei den später aufgeführten Jakobusgemeinschaften in Ihrer Heimat zu besorgen. Er wird gegen eine Spende oder für € 5 bis 7 zusammen mit weiteren nützlichen Informationen zugesandt - Sie unterstützen mit dem Kauf zudem auch die wichtige Arbeit der Pilgerbruderschaften.
Das historische Aussehen der Compostela, die Sie nach Vorlage Ihres Pilgerausweises im Pilgerbüro erhalten, erweckt beim Betrachter fälschlicherweise den Eindruck, dass deren heute zunehmend umstrittene Vergabepraxis einer älteren Tradition folge. Dies ist allerdings bei genauerer Sachkenntnis nicht der Fall. Im lateinischen Text der Compostela wird lediglich der Besuch des „von Frömmigkeit getriebenen“ Pilgers in dem „allerheiligsten Gotteshaus“ (der Kathedrale von Santiago) bestätigt. Von der Länge und Art der Anreise ist hier aus gutem Grund nicht die Rede, obgleich es auch schon zur Entstehungszeit der Compostela Schiffe und Kutschen gab. Die Funktion der genauen Dokumentation der Reise nahm ja von jeher vorrangig der oben beschriebene Pilgerausweis ein. Ebenfalls eine moderne Innovation ist die seit 2011 geltende Regelung, unbescholtene Pilger unter Generalverdacht zu stellen und dazu zu nötigen,während der letzten 100 km auf den Tag verteilt mindestens zwei Stempel im Pilgerausweis zu sammeln ( R Für Radfahrer gelten die letzten 200 km).
Zu beachten (und auch historisch belegt) ist, dass die Compostela nur denjenigen ausgestellt wird, die auch aus religiösen Motiven gepilgert sind - oder zumindest unter Anderem auch religiöse Motive für ihre Pilgerreise angeben bzw. vorgaukeln. So tragen die Beantragter der Compostela (ungewollt) zu den wohl erwünschten Ergebnissen der offiziellen Pilgerstatistik des Katholischen Pilgerbüros bei ( > auch S. 21 ).
Da eine derartige Praxis einer körperlichen Leistungsprüfung jeder modernen theologischen und auch letztlich historischen Grundlage entbehrt, regt sich beim Autor der Verdacht, hier spielten wieder verschiedene, recht weltliche Interessen eine entscheidende Rolle: Offensichtlich wird durch eine so behauptete Tradition zum Einen das Einkommen der
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