Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
auf dem Nachhauseweg am „Plaza Canaletas“
vorbeikam, stand er wie gewöhnlich dort und proppte. Ich bedeutete ihm, zu mir
zu kommen und er begleitete mich daraufhin wieder nach Hause. Wenn er ab und zu
mal eine halbe Stunde fehlte, würde dies bestimmt niemandem auffallen!
Gegen sechs kam dann auch Corinna aus
ihrem Bett gekrochen und kicherte verlegen.
>>Tut mir leid, dass wir so
laut waren<<, piepste sie.
>>Darum geht es nicht<<,
antwortete ich. >>Wie konntest du nur Ricardo abschleppen, nach dem, wie
er sich dir gegenüber verhalten hat!<<
Corinna machte ein erschrockenes
Gesicht und legte dabei einen Finger auf die Lippen.
>>Scht — oder willst du dass er
uns hört!<<
Jetzt war ich diejenige mit dem
erschrockenen Gesicht.
>>Sag‘ bloß, er ist noch
da!<<
Corinna nickte und kicherte erneut.
>>Schläft bombenfest. Den krieg
ich auch so einfach nicht wach!<<
>>Ja, und jetzt?<<
Corinna zuckte nur lapidar mit den
Schultern.
>>Irgendwann wird er schon von
selbst wach! Das kenn‘ ich noch von früher!<<
Corinna gähnte und wollte in Richtung
Badezimmer verschwinden. Ich rief sie zurück.
>>Der Kerl bleibt unter keinen
Umständen alleine hier in der Wohnung. Entweder du schmeißt ihn raus
oder ich tue es!<<
Corinna verdrehte die Augen.
>>Dann dreh‘ deine Stereoanlage
auf und hoffe mal, dass er davon wach wird!<<, sagte sie dann. Ich
merkte, wie ich sauer wurde.
>>Nein, das werde ich nicht
tun. Entweder du bekommst ihn so wach oder ich mache es auf meine Art! Und
glaube mir, dabei wird Musik keine Rolle spielen — wenn, schon eher ein Eimer
kaltes Wasser! Jedenfalls ist er weg, bevor wir zur Arbeit gehen!<<
Auch Corinna wurde nun sauer.
>>Ich weiß nicht, was du gegen
ihn hast. Und irgendwie scheinst du auch ein Problem mit allen Männern zu haben,
die ich mit hierher bringe! Erst mit Hermann, dann mit Paco und jetzt auch noch
mit Ricardo! Was ist denn schon dabei, wenn er sich hier ausschläft? Er und
sein Bruder wohnen immer im Redondo — weißt du, wie laut es da
ist?<<
>>Das ist mir egal, dann müssen
die beiden sich eben ein besseres piso mieten<<, erwiderte ich
grimmig.
Das „Edificio Redondo“ war ein
Rundbau, die Wohnungen dort waren relativ billig, wie ich seit meiner eigenen
Wohnungssuche wusste, und wurden vor allen Dingen von kinderreichen Familien
bewohnt. Corinna erwiderte meinen wütenden Blick. Dann machte sie auf dem
Absatz kehrt und ich hörte, wie sie ihre Zimmertür zu knallte. Kurz darauf
verließ ein fluchender Ricardo unsere Wohnung. Obwohl ich mich in meinem Zimmer
aufhielt und die Tür geschlossen war, konnte ich ihn deutlich schimpfen hören.
Nachdem er weg war, kam Corinna wieder in mein Zimmer.
>>Das hast du nun
davon<<, schimpfte auch sie. >>Jetzt ist er erst richtig sauer und
zwar auf dich!<<
Mir war das egal. Ich wollte einfach nicht,
dass einer unserer Lover sich in der Wohnung aufhielt, wenn wir beide selbst
nicht zu Hause waren! Dies versuchte ich auch Corinna zu erklären.
>>Was denn?<<, fauchte
Corinna. >>Hast du etwas Angst, er könnte deine heißgeliebte
Kaffeemaschine mitgehen lassen? Glaubst du wirklich, Ricardo hat es nötig, uns
zu beklauen?<<
Corinna war auf 180 und ich wünschte
mir, Paolo würde wieder auftauchen. Er hatte wirklich dazu beigetragen, dass
Corinna gutgelaunt und viel ausgeglichener gewesen war.
>>Das ist es nicht<<,
antwortete ich. >>Aber du kannst so einem Typ nun mal nicht in den Kopf
gucken, und wir beide leben nicht schlecht. Das betrifft ja auch nicht bloß
Ricardo. Ich will einfach prinzipiell nicht, dass ein Kerl alleine hier
in der Wohnung ist — egal, ob du ihn nun abgeschleppt hast oder ich!<<
>>Konntest du mir das nicht
sagen, bevor ich hier eingezogen bin<<, maulte Corinna ärgerlich.
>>Tut mir leid, dass ich dir
das nicht schon vorher gesagt habe. Aber ehrlich gesagt war ich auch davon
ausgegangen, dass du dies ähnlich siehst!<<
Corinna lachte.
>>Ja, ja, das sagst du jetzt
so. Ich glaube, dass es dir viel eher nur darum geht, mir eins auszuwischen,
weil du eifersüchtig bist, weil ich viel mehr Kerle haben kann, als du!<<
Sie gab mir nicht die Gelegenheit,
darauf noch etwas zu erwidern, sondern ließ mich stehen und ging ins Bad.
Im „Mau-Mau“ war die Stimmung zwischen
uns dann mal wieder auf dem Nullpunkt angekommen und wir verzichteten auch beide
wieder auf unsere Essenspause, was Paco natürlich sehr freute. Dennoch
arbeiteten wir als Team zusammen und unsere Gäste merkten auch nicht,
Weitere Kostenlose Bücher