Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
dass wir
Krach hatten. In dieser Beziehung waren wir beiden mittlerweile wahrlich zu
richtigen Profis avanciert! Nur Adelio fiel es auf, weil Corinna sich bei ihm
auch keine Mühe gab, zu verbergen, dass sie sauer auf mich war. Nachdem sie
ihren Piccolo bekommen hatte, fragte Adelio sie deshalb, was denn los sei und
was ich denn Schlimmes getan hätte, dass sie heute wieder so griesgrämig
aussehen würde. Corinna entging dabei die Zweideutigkeit seiner Worte und sie
beeilte sich zu erklären, ich sei eifersüchtig auf sie. Daraufhin presste
Corinna die Lippen zusammen und wartete auf Adelios Kommentar. Doch der lachte
bloß und schob ihren kleinen Intrigen schnell einen Riegel vor, indem er sagte,
dass ihn dies letztendlich ja auch nichts anginge. Damit ließ er Corinna an der
Theke zurück und gab Paco ein Zeichen, damit er mir einen neuen Piccolo fürs Séparée brachte, obwohl ich
den ersten Piccolo an der Theke noch nicht einmal angerührt hatte!
>>Willst du mich betrunken
machen?<<, fragte ich ihn, als wir dann im Séparée saßen.
>>Nein<<, erwiderte
Adelio. >>Das was du nicht trinken willst, bekommen wie immer die
Plastikpflanzen. Aber ich komme nun mal wegen dir hierher und dass ich Corinna
immer noch einen Piccolo an der Theke spendiere tue ich auch nur dir zuliebe.
Und ich finde, dafür könnte sie ruhig einmal weniger herablassend sein!<<
Als ich nichts dazu sagte, fuhr
Adelio fort.
>>Weißt du eigentlich, wie
gemütlich und luxuriös wir es uns mit dem Geld machen könnten, das ich einmal
die Woche an Paco bezahle, dafür dass wir in dieser heruntergekommenen casa
de citas — wie sagt man das auf Deutsch-? — sitzen?<<
Adelio und ich sprachen aus alter
Gewohnheit immer noch meist Deutsch zusammen, obwohl er wusste, dass mein
Spanisch mittlerweile durchaus passabel war. Aber er hatte sich bislang noch
nie wirklich darüber beschwert, wo wir uns trafen und vor allen Dingen nicht,
was er dafür bezahlen musste. In der Regel spendierte Adelio mir zehn Piccolos
im Séparée und vorher oft noch
einen Piccolo an der Theke — und für Corinna ebenfalls. Ich wusste, dass Adelio
das Geld nicht interessierte. So wie es aussah, hatte er davon genug. Aber für
ihn stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht und damit war noch nicht einmal
das gemeint, was er dafür nicht von mir bekam. Ich war mir sicher, dass
Donna oder die Polinnen im „Japόn“ ihm dafür wesentlich mehr geboten
hätten, als eine Unterhaltung und einen Flirt! Was Adelio störte war, dass er einmal
die Woche 100.000 Peseten für billigen Fusel ausgab, den ich meist in die
Blumen schüttete und wir dazu noch in einem, wie er es nannte, schäbigem
Stundenzimmer saßen.
>>Für das Geld könnten wir uns
auch für eine Nacht eine Luxussuite im besten Hotel von Barcelona mieten —
Belugakaviar essen und so viel Moët & Chandon trinken, wie wir
wollen!<<
>>Ich glaube, jetzt übertreibst
du aber ein bisschen<<, antwortete ich lachend. >>Du vergisst wohl,
dass ich Hotelfachfrau gelernt habe. Auch ich weiß, was eine Luxussuite in
einem Fünf-Sterne-Hotel kostet, und die Preise für französischen Champagner und
russischen Kaviar sind auch mir durchaus bekannt. Und ganz nebenbei erwähnt:
ich mag weder Kaviar noch Champagner!<<
Beim letzten Satz hatte ich mich ein
wenig zu Adelio hinüber gebeugt. Auch er kam nun näher: >>Ehrlich gesagt,
es ist mir egal, was es kostet. Sag‘ mir nur, was du willst und ich verspreche
dir, dass ich mich genauso sittsam benehme, wie ich es hier auch tue. Wie
gesagt — oder du kommst freiwillig oder…<<
Adelio hatte sich wieder
zurückgelehnt und zuckte nun mit den Schultern.
>>Wie lange willst du dieses
Spiel mit mir denn noch fortsetzen?<<, fragte ich daraufhin. >>Wird
es dir denn nicht irgendwann langweilig? Ich meine, du brauchst doch nur mit
den Fingern schnippen und schon hast du an jedem Arm ein Mädchen von dem andere
nur träumen!<<
Adelio lachte.
>>Jetzt klingst du wie meine
Schwester — aber Recht hast du! Doch darum geht es nicht. Wenn ich bloß mit den
Fingern schnippen brauche…<<
>>…macht es keinen
Spaß<<, beendet ich den Satz für ihn und nickte.
Adelio sah mich aufmerksam an. Trotz
der schummrigen Beleuchtung fühlte ich seinen Blick.
>>Genau das ist
es<<, sagte er. >>Abgesehen davon, dass wir beide dieses Spiel
lieben, funken wir beide auch noch auf derselben Wellenlänge. Und deshalb weiß
ich, dass du irgendwann freiwillig zu mir kommst.<<
>>Und dann?<<
>>Keine Ahnung.
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