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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802

Titel: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gottfried Seume
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reden, durch welche die Nationen so fest zusammenhangen.
Haec est illa lingua
, setzte er hinzu,
quae nobis peperit Livios atque Virgilios. Et Tiberios et Nerones
, hätte ich fast durch die Zähne gemurmelt. Ein Wort gab das andere, ich mußte ihm einiges von meiner Kriegswanderung nach Amerika erzählen und von meinem Wesen in Polen, und der alte Herr fiel mir mit vieler Gutmütigkeit um den Hals und faßte mich im Ausbruch der Jovialität nicht allein beim Kopf, sondern sogar bei den Ohren. Ein alter militärischer General Sr. Heiligkeit stand dabei, und es wurde ein herzliches Trio gelacht, in das ich so bescheiden als möglich mit einstimmte. Du wirst schon wissen, daß man in Rom mehr Mönchsgenerale als Kriegsgenerale antrifft. Beide spielen mit Kanonen, und es wäre nicht schwer zu entscheiden, welche die ihrigen am besten zu gebrauchen wissen. Ich erhielt die Erlaubnis, ohne Einschränkung immer zu dem Kardinal zu kommen, welches für einen Pilger, wie ich bin, keine Kleinigkeit ist. Er stutzte gewaltig, als er hörte, ich wolle übermorgen mein Bündel nehmen und des Weges weiterwandeln, billigte aber meine Gründe lachend, als ich ihm sagte, ich wollte vor der heißen Jahreszeit meinen Spaziergang nach Syrakus endigen und auf meiner Rückkehr mich länger hier aufhalten. Er bot mir keine Empfehlung nach Veletri an, um dort freieren Eintritt in das Familienkabinett zu haben, worüber ich mich einigermaßen wunderte. Aber man hat Schwierigkeiten mit den Franzosen gehabt, und einige fürchteten sogar, die Franzosen würden die ganze Sammlung wegschaffen lassen. Das geschieht nun zwar, wie ich höre, nicht, aber es ist doch begreiflich, daß dadurch etwas Furchtsamkeit und Unordnung entstanden sein mag. Übrigens bin ich nicht nach Italien gegangen, um vorzüglich Kabinette und Gallerien zu sehen, und tröste mich leicht mit meiner Laienphilosophie.
    Eben habe ich Canova gesehen und unsere Freunde Reinhart und Fernow. Es ist überall wohltätig, wenn sich verwandte Menschen treffen; aber wenn sie sich auf so klassischem Boden finden, gewinnt das Gefühl eine eigne Magie schöner Humanität. Canova hat eine zweite Hebe für die Pariser gearbeitet, die mir aber mit den Veränderungen, die er gemacht hat, und die er doch für Verbesserungen halten muß, bei weitem nicht so wohl gefällt wie die venetianische. Du kennst meinen Enthusiasmus für diese. Er hat, deucht mir, dem Urteil und dem Geschmacke der Franzosen geschmeichelt, denen ich aber in der Anlage einer Batterie eher folgen wollte als in der Kritik über reine Weiblichkeit. Es bleibt an allen ihren schönen Weibern immer noch etwas von dem Charakter aus dem alten Palais Royal zurück. Er hat auch zwei Fechter nach dem Pausanias gemacht, die nach langer Ermüdung zur Entscheidung einander freien Stoß geben. Der eine hat soeben den furchtbarsten Schlag vor die Stirne erhalten, – dieses ist der Moment – und reißt sodann mit entsetzlichem Grimm seinem Gegner mit der Faust auf einen Griff das Eingeweide aus. Sie gelten für Muster der Anatomie und des Ausdrucks. Da sie keine Beziehung auf reine, schöne Humanität haben, konnten sie mich nicht so sehr beschäftigen, denn Furcht und Grimm sind Leidenschaften, von denen ich gerne mich wegwende. Die Stelle aus dem Pausanias ist mir nicht gegenwärtig; ich weise Dich auf ihn. Demoxenus heißt, glaube ich, der eine Fechter. In einigen Tagen werde ich durch die Pontinen nach Terracina und sodann weiter nach Süden gehen, damit ich vor der ganz heißen Jahrszeit, wenn's glückt, wieder zurückkomme. Mißglückt es – denn man spricht gar wunderlich – so mögen die Barbaren mich auf ihrer Seite haben. Ich will mich nicht durch Furcht ängstigen, die auf alle Fälle kein guter Hausgenosse in der Seele ist. Zu Ende des Jahres hoffe ich
post varios casus
Dich wiederzusehen.

Terracina

    Die siehst, daß ich aus den Sümpfen heraus bin. Die Prophezeiung meiner Freunde in Rom ist eingetroffen. Der Herr Haushofmeister in dem Palaste Strozzi, dem heiligen Franz mit den Stigmen gegenüber, überließ es meiner Großmut, die seinige zu belohnen. Das heißt nun, die Leute meistens am unrechten Flecke angefaßt. Ich griff mich indessen an, soviel ich konnte, und gab für drei Tage Wohnung und drei Mahlzeiten – die übrigen hatte ich auswärts gehalten – zwei Kaiserdukaten, welches ich für ziemlich honett hielt. Der Mann machte in Rom ein flämisches Gesicht, aber doch weiter keine Bemerkung, sondern begleitete

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