Special Der Zauberbann
Polizeidienststelle mitgekommen war, spürte einen dicken Kloß in seinem Hals. Tränen, die er dabei zu verdrängen versuchte, liefen ihm unaufhaltsam über die Wangen.
»Ich werde dich nie vergessen, liebste Sarah. Bitte komm doch wieder zurück!«, flüsterte er am Abend beim Zubettgehen traurig in sein Kissen und schlief, geplagt von tiefen Schuldgefühlen, schluchzend ein.
Niemand außer dem alten Jäger, der gerne mit seinen Schaudergeschichten prahlte, vermutete, dass hier diebische Kobolde ihr böses Spiel getrieben hatten. Mithilfe ihrer magischen Goldstücke war es ihnen nämlich möglich, sich im Handumdrehen wegzuzaubern. Diesen Schatz trugen die Unholde während ihrer längeren Streifzüge durch die Wälder meistens bei sich.
6 DAS VERBORGENE REICH
Als Sarah aus ihrer Ohnmacht wieder zu sich kam, lag sie auf einem weichen Kissen. Sie war mit einer flauschigen Decke zugedeckt und lag in einem schönen, mit Seidenstoff ausgestatteten, rosafarbenen Himmelbett.
Ein Hauch von lieblichem Blumenduft durchdrängte den mit Waldfeilchen und Klee geschmückten Raum. Angetan von der traumhaften Atmosphäre, ließ Sarah ihre Blicke ringsumher schweifen.
Neben dem Bett stand ein gekrönter, grau melierter Mann mit krausem, schulterlangem Haar. Er trug eine königsblaue, wadenlange Hose und ein weißes Stehkragenhemd. Darüber ein ebenfalls blaues Jackett, dessen schwalbenschwanzförmiges Rückenteil bis zu seinen Knien reichte. Neben ihm verharrte eine zart gebaute, gut aussehende Frau reiferen Alters, deren glattes, sehr helles Haar bis über ihre Hüften reichte. Darunter war ein bodenlanges, fein gewebtes weißes Kleid zu sehen.
Im Hintergrund warteten barfuß zwei jugendliche, blond gelockte Mädchen in halblangen, duftigen Zipfelkleidern. Allesamt hatten sie mitfühlend ihre Augen auf Sarah gerichtet. Wenn ihr nicht bereits im Wald diese zierlichen Wesen mit den wunderschönen Flügeln begegnet wären, hätte sie wohl geglaubt, im Himmel zu sein!
Doch dann durchzuckte es Sarah plötzlich. Mein Gott, ich bin ja genauso klein wie sie! »Was ist mit mir geschehen? Wo bin ich, und wer seid ihr?«, fragte sie etwas verwirrt.
»Du bist hier im Reich der Waldelfen und in Sicherheit. Ich bin der Elfenkönig, und das ist meine liebe Gemahlin.« Der grauhaarige Mann mit der Krone auf dem Haupt hatte eine warme Stimme und lächelte sie an. »Dein Kopf wird vielleicht noch ein wenig schmerzen, du hast eine Gehirnerschütterung. Beim Sturz musst du gegen einen harten Gegenstand, vermutlich einen Stein, gestoßen sein! Aber es wird alles wieder gut, du bekommst von uns die beste Medizin«, versprach er im beruhigenden Ton.
»Du wirst bei uns bleiben, bis du wieder vollständig gesund bist«, fügte seine Gemahlin hinzu.
»Ihr seid ja sehr freundlich, aber man wird mich zu Hause vermissen, und mein Freund Tim sucht bestimmt schon überall nach mir!« Sarah schob die Decke beiseite und wollte kurzerhand aus dem Bett steigen.
»Sei unbesorgt, mein liebes Kind, wir werden uns um alles kümmern.« Die Königin drückte sie sanft in das bauschige Kissen zurück.
Es hatte keinen Sinn, sich gegen das Wohlwollen der Elfen zu wehren, und da es Sarah ohnehin nicht gut ging, gab sie nach.
Der Elfenkönig schickte während der Genesung seiner jungen Patientin einige Kundschafter aus, die in der Stadt unbemerkt Erkundigungen über ihre Familie einholten. An den warmen Sommertagen war dies nicht schwierig, denn die Fenster fast aller Häuser waren geöffnet, auch bei Tante Betty und Tims Familie.
Die Elfen belauschten die Gespräche der Menschen und erfuhren so vom tödlichen Unfall der Eltern Sarahs, ebenso von ihrer Tante, der boshaften Tamara und auch von ihrer Freundschaft und magischen Verbundenheit mit Tim.
Als die Boten ins Elfenschloss zurückkehrten und vom schweren Schicksalsschlag ihres bereits sehr lieb gewonnenen Schützlings berichteten, war das Königspaar entsetzt.
»Was sollen wir nun tun?«, fragte der König ratlos seine Gemahlin. »Sarah ist fast wieder gesund und möchte nach Hause in die Menschenwelt. Sie hat doch keine Eltern mehr, und ihre Cousine machte ihr stets das Leben schwer. Nur diese Tante Betty war gut zu dem armen Ding.«
»Sie ist so ein liebes Mädchen. Vielleicht sollten wir Sarah hier behalten und großziehen, als wäre sie unsere eigene Tochter?«, schlug ihm die Königin vor.
»Aber sie wird traurig sein und Sehnsucht nach ihrer Tante und vor allem nach diesem Tim bekommen!« Die
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