Special Der Zauberbann
um weiterzuschlafen und dieses unerklärliche Lampenfieber zu verdrängen.
Auch ihre Mutter, die gerade eine Kanne frischen Kaffee brachte, betrachtete Sarah besorgt. »Es wäre schade, wenn du krank wirst, jetzt da die Ferien beginnen und du auf den Reiterhof willst. Immerhin freust du dich schon so lange darauf.«
Sarah hauchte einen Seufzer aus. »Ach, ich habe nur so ein komisches Gefühl in mir, das mich irgendwie nervös macht. Ich glaube, ich bekomme keinen weiteren Bissen hinunter!«
Ihr Vater runzelte die Stirn. »Du brauchst dich doch nicht aufzuregen, schließlich hast du ein gutes Zeugnis in Aussicht.«
»Ich weiß ja auch nicht, was heute mit mir los ist! Ich mache mich jetzt lieber auf den Weg. Anna und Elisabeth werden wahrscheinlich schon auf mich warten!« Genervt legte sie ihr angebissenes Brot auf das Brotzeitbrett zurück, schnappte sich ihre Sachen und ging zur Tür.
»Heute am letzten Schultag wirst du bestimmt früher als sonst nach Hause kommen! Ich fahre mit deiner Mutter in die Stadt und weiß nicht genau, wann wir wieder zurück sind. Wir legen dir vorsichtshalber den Haustürschlüssel draußen unter die Fußmatte«, rief ihr Vater ihr hinterher.
»Alles klar. Dann bis nachher! Tschüss!«, antwortete Sarah gleichgültig, noch bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Nach der Verteilung der Zeugnisse durften die Schüler und Schülerinnen die Schule verlassen.
Da nun die anstrengenden Prüfungswochen der Vergangenheit angehörten, sahen alle erleichtert den endlich beginnenden Sommerferien entgegen.
Sarahs Gemütszustand hatte sich Dank ihrer Freundinnen ein wenig aufgehellt. Da es noch mitten am Vormittag war, plauderte sie vor dem Schuleingang eine Weile mit Anna und Elisabeth.
»Also bis dann! Ich werde heute schon mal beginnen, meine Sachen für den Reiterhof zusammenzupacken -kann unsere Abreise übermorgen kaum mehr erwarten!«, verabschiedete sie sich voller Zuversicht. Anschließend stieg Sarah wie immer auf ihr Fahrrad und fuhr nach Hause.
Während der Heimfahrt kroch jedoch erneut dieses unangenehme Gefühl in ihr hoch. Je mehr sie sich ihrem Zuhause näherte, desto stärker empfand sie eine schleichende Angst. Etwas schien ihr die Kehle zuzuschnüren, was ihr fast die Luft zum Atmen raubte.
»Wieso geht es mir denn jetzt schon wieder so mies?«, murmelte sie und schnaufte einige Male tief ein und aus.
Nachdem Sarah in die ruhig gelegene Siedlungsstraße zum Haus ihrer Eltern eingebogen war, jagte ihr plötzlich ein gewaltiger Stich durchs Herz. In der Einfahrt der gepflegten Doppelhaushälfte parkten ein Streifenwagen der Polizei und ein Fahrzeug mit der Aufschrift Kreisjugendamt. Zwei Polizeibeamte, eine Frau mit einem Aktenkoffer und mehrere Leute aus der Nachbarschaft unterhielten sich vor dem Gartentor.
Was hatte das zu bedeuten? Wie es aussah, musste etwas Schlimmes geschehen sein. Sarah bekam die wenigen Meter, die noch zu fahren waren, so weiche Knie, dass sie von ihrem Fahrrad absteigen musste.
Einer der Polizisten kam nun auf sie zu. »Guten Tag!«, grüßte er mit besonnener Miene und reichte ihr dabei die Hand. »Du bist wohl Sarah! Stimmt´s?«
Sie spürte, wie ihr Herz wild in der Brust pochte. Was wollte der Polizist von ihr?
»Ja, die bin ich«, sie schaute ihn unsicher an. »Ist etwas passiert? Wo sind meine Eltern?«
Der Polizist sah sie durch seine kantigen Brillengläser einen Augenblick nachdenklich an und meinte dann: »Das würde ich dir gerne drinnen im Haus mitteilen. Könnten wir vielleicht hineingehen?«
»Nein, ich möchte nicht zuerst ins Haus gehen.«
Als der Polizist nach ihrem Arm greifen wollte, wich sie einige Schritte zurück. »Ich will jetzt gleich wissen, was geschehen ist!«
Der Polizist seufzte. »Nun, deine Eltern hatten einen Autounfall«, erklärte er dann behutsam.
Sarah war einen Moment wie vor den Kopf geschlagen. »Si-Sind sie verletzt? Wie geht es ihnen?«
Ehe der Polizist antworten konnte, kam die Frau mit dem Aktenkoffer auf Sarah zu und drückte ihre Hand.
»Grüß dich! Ich bin Frau Berling und komme vom Jugendamt. Wollen wir nicht lieber doch hinein ins Haus gehen? Dort könnten wir uns ungestört unterhalten, ohne dass andere dabei zuhören.«
Sarah sah von einem zum anderen und nickte schließlich. Ihr war ganz schlecht. Doch sie kamen gar nicht mehr bis zum Haus.
»Das arme Ding hat doch jetzt niemanden mehr.« Es waren die Worte eines der neugierig herumstehenden Nachbarn, die Sarah im
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