Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
Mund mit dem schiefen Grinsen, das ich so liebte, seine dunklen, vollen Haare, die ich schon seit Monaten so gerne zerwühlen wollte. Heute war die Gelegenheit gekommen. Ich hatte ein Recht auf ein bisschen Spaß im Leben.
»Okay«, antwortete ich.
Er grinste schief und trank noch einen Schluck Cognac.
»Cool«, sagte er. Dann nahm er mich bei der Hand und zog mich aus dem Saal.
Daniel besaß eine große Vier-Zimmer-Wohnung in bester Wohnlage. Ein riesiger Fernseher dominierte eine Wand, an der anderen befand sich ein Kamin.
Ich ließ mich auf das Sofa in der Mitte des Raumes nieder. Es war groß und weich, und weil ich ebenfalls schon nicht mehr ganz nüchtern war, quietschte ich auf, als ich darin versank.
Daniel ließ sich lachend neben mir nieder und lehnte sich zurück. Dann sah er mich an.
»Du bist echt sexy«, sagte er. Er strich mit der Hand über meinen Oberschenkel. »Vor allem, wenn du mich zur Schnecke machst. Obwohl ich dir das mit dem Knast immer noch nicht abnehme. Du bist viel zu süß und romantisch soft dafür.«
Ich hatte eigentlich keine Lust mehr auf diese Diskussion. »Bloß weil ich an die Liebe glaube, hältst du mich für soft? Wie viele Menschen sitzen wegen eines Verbrechens aus Leidenschaft im Gefängnis? Unzählige.«
Ich legte meine Hand auf die seine. Er führte sie noch ein Stückchen höher, in die richtige Richtung, wenn man denn dort ankommen wollte.
»Stimmt«, sagte er und hielt mit seiner Hand inne. Ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. »Vielleicht sollten wir mal eine Show über Knackis machen«, sagte er schließlich und beugte sich zu mir, um mich zu küssen.
Ich lehnte mich zur Seite, um ihm auszuweichen. »Du kannst wohl nie aufhören, an die Arbeit zu denken.«
»Doch, kann ich«, sagte er und kam noch näher.
»Ich brauche erst etwas zu trinken«, sagte ich und wich abermals aus.
Er nickte und sprang auf. »Du hast Recht. Ich öffne eine Flasche Champagner. Damit du dich in der Zwischenzeit nicht langweilst, mache ich dir den Fernseher an. Du hast doch bestimmt Entzugserscheinungen von unserer Show.« Er grinste wieder.
»Oh ja, ganz bestimmt«, erwiderte ich mit vor Ironie tropfender Stimme.
Vor mir auf dem Fernseher flimmerte tatsächlich das Ende der heutigen Show. Da der Boxkampf ausgefallen war, hatten wir noch ein paar aufgezeichnete Interviews gesendet. Die Kinder von Dorothea und Georg Herford standen vor dem Haus der Alten, die Tochter lächelte unsicher in die Kamera. »Liebe? Was ich über Liebe denke, wollen Sie wissen?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete Nikita aus dem Hintergrund.
»Ich glaube, Liebe ist, wenn man die tiefsten Geheimnisse und Abgründe des anderen kennt und ihn trotzdem liebt. Oder gerade deswegen.«
Ihr Bruder nickte. »Und wenn man keine Scheu hat, dem anderen alles anzuvertrauen, weil man sich von ihm angenommen fühlt.«
Daniel hörte das Stimmengemurmel aus dem Wohnzimmer, während er den Champagner aus dem Kühlschrank holte. »Dieses Liebesgedusel geht mir inzwischen ganz schön auf die Nerven«, rief er. »Die Idee von der Show mit Gefängnisinsassen finde ich immer besser, je mehr ich darüber nachdenke.«
Er ließ den Knorken knallen, nahm zwei Gläser aus dem Schrank und ging zurück ins Wohnzimmer.
»Was hältst du davon, wenn wir jetzt einen Entwurf für eine Show entwickeln, in der…«
Er brachte den Satz nicht zu Ende, denn es gab niemanden, der ihm darauf geantwortet hätte. Das Wohnzimmer war leer.
Max öffnete mir verblüfft die Tür. Er trug nur noch seine Jeans, den Pullover hatte er bereits ausgezogen. Offenbar wollte er gleich ins Bett gehen.
»Darf ich reinkommen?«, fragte ich kleinlaut.
»Natürlich.«
Ich gab mir Mühe, nicht auf seinen nackten Oberkörper zu starren, der auch in dieser Nacht verdammt gut aussah.
»Brauchst du was gegen Liebeskummer? Ich hätte ein paar harte Sachen wie selbstgemachte Eiscreme mit Wodka und Schokoladentorte mit Tequilakirschen. Hat meine Nachbarin vorbeigebracht. Sie probiert gern neue Rezepte an mir aus.«
»Ich nehme die Eiscreme.«
Er lief aus dem Wohnzimmer, das wesentlich kleiner als das von Daniel war. Ein großer Bücherschrank stand an der Wand, darin befand sich das Bild eines Mannes mit Brille.
Ich ging hin, um es mir anzusehen.
»Das war mein Vater«, sagte Max, als er mit dem Eis wiederkam. Er hatte sich in der Zwischenzeit auch ein T-Shirt übergezogen. Schade.
»Ich wusste nie, wie er aussah«, erwiderte ich. »Er
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