Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
einer Million Euro besitzt. Sein Verbleib ist unbekannt. Sachdienliche Hinweise nehmen wir gerne entgegen.«
Ein erneuter Schwenk zeigte noch einmal die Trostlosigkeit der unbewohnten Wohnung.
Werbepause .
»Mach bitte den Fernseher aus, ich kann das alles nicht mehr sehen«, sagte ich und schmiegte mich an Max, der im Bett neben mir lag.
»Dein Wunsch ist mir Befehl«, antwortete er, »doch dafür muss ich leider aufstehen.«
Ich seufzte. »Lass mich aber nur für einen winzigen Moment allein!«
»Versprochen.« Er sprang auf, um die alte Kiste auf der Kommode in seinem Schlafzimmer per Hand abzuschalten. Dann kam er sofort zurück zu mir ins Bett. Als er unter die Bettdecke schlüpfen wollte, hielt ich sie fest und ließ ihn nicht darunter.
»Warte!«, rief ich. »Die habe ich ja noch gar nicht gesehen.«
Ich beugte mich zu seiner nackten Hüfte und betrachtete eine kleine Narbe, die wie ein Dreieck aussah. Zärtlich strich ich darüber. »Woher stammt sie?«
Er beugte sich herab, um nachzusehen, welche ich meinte. »Die? Oh, da war ich zehn oder elf. Ich hatte mich in unserem alten Schuppen an die Wand gelehnt, dann wollte ich weglaufen und bemerkte erst ein wenig später, dass ein Stück von mir an einem rostigen Nagel hängengeblieben war. Daraufhin musste mein Vater sämtliche Nägel entfernen und den Schuppen neu bauen. Damals war er noch bei uns.«
Ich küsste die Narbe, dann wanderte mein Mund nach oben zu der Narbe an seiner Brust, die von einem Fahrradunfall stammte. Weiter zu der an der Schulter, die von einem Schlüsselbeinbruch nach einem Sturz vom Baum herrührte. Danach zu der am Hals, die eine wütende Katze verursacht hatte. Im Anschluss küsste ich die Narbe auf seiner Stirn, dem Ergebnis eines Falles in die Schrankwand. Und zu guter Letzt wanderte mein Mund auf seine Lippen. Ich liebte es, Max zu küssen. Ich liebte es auch, Sex mit ihm zu haben. Ich liebte die Tage und die Nächte mit ihm, sogar seine Narben liebte ich. Seit der Nacht nach der Abschlussparty unserer Show waren wir so gut wie unzertrennlich. Wir hatten in der Nacht wirklich nur geredet, über alles Mögliche. Auch in der nächsten und übernächsten. Und da merkte ich, dass ich eigentlich gar nicht mehr ohne ihn sein wollte. Und dass ich nicht nur mit ihm reden wollte. Max war witzig, klug und liebevoll. Und er trug mich auf Händen.
»Weißt du, Max, vielleicht sollten wir unsere eigene Show auf die Beine stellen. Eine, in der sich niemand streitet oder scheiden lassen will. Eine Show, in der es nur um die Liebe geht.«
»Meinst du, das will jemand sehen?«
»Bestimmt.« Ich kuschelte mich an ihn. »Ich würde es sehen wollen.«
»Ich würde dich gerne darin sehen.«
»Aber nur mit dir.«
»Dann muss ich wohl auch in deine Show.«
»In unsere Show. Unbedingt.«
Er streichelte mein Gesicht. »Für dich tue ich alles.«
Ich küsste ihn erneut und schloss die Augen, während seine Hände liebevoll den Rest meines Körpers erkundeten, obwohl sie das inzwischen schon viele Male getan hatten. Aber offensichtlich konnten sie nicht genug von mir bekommen.
»Ob wir uns auch einmal so wortlos verstehen, wie die beiden alten Leute?«, fragte ich, als sich seine Lippen einen Moment vom Küssen ausruhten.
»Das hoffe ich«, flüsterte er.
Das hoffte ich auch.
***
Liebe ist unberechenbar. Für sie werden Morde verübt und Länder verraten, Kriege begonnen und Königreiche gestürzt. Sie ist das größte Gefühl, zu dem der Mensch fähig ist. Sie macht vor niemandem Halt und vereint Alt und Jung, Reich und Arm. Sie lässt sich nicht beeinflussen, sie ist unbeugsam und stark, gütig und geduldig, endlos und überwältigend schön. Man kann sie nicht zwingen und nicht überlisten. Die Glücklichen finden sie, und bei manchen bleibt sie sogar bis in die Ewigkeit. Die weniger Glücklichen suchen sie ein Leben lang.
Über die Autorin
Johanna Marthens wurde als ältestes Kind in eine Musikerfamilie hineingeboren, fühlte sich jedoch schon früh mehr zu den schreibenden Künsten hingezogen. Sie studierte Theaterwissenschaften, ihr Debüt als Schriftstellerin gab sie daher auch mit einem Theaterstück. Es folgten Drehbücher und Romane. Der Musik ist sie insofern treu geblieben, dass sie in ihrer Freizeit im Chor singt und Klavier spielt.
Sie ist übrigens nicht blond…
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»Der verbotene Kuss«
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