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SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

Titel: SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Opitz
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menschengemachten Beschleunigung überwuchert und letztendlich erledigt« zu werden. Längst verbrauchen wir mehr Rohstoffe, als die Erde reproduzieren kann, produzieren wir mehr Giftstoffe, als sie ertragen kann. Trotzdem scheint den meisten eher die Frage unter den Nägeln zu brennen, wie wir in dieser Tempospirale mithalten und die eigene Geschwindigkeit oder die unserer Kinder immer weiter steigern können, notfalls mit kleinen Hilfsmittelchen. Mit Neuro-Enhancement oder Hirndoping durch neue leistungssteigernde Medikamente und in der Zukunft vielleicht durch medizinische oder gentechnische Eingriffe. Wer weiß? Alles im Namen der Wettbewerbsfähigkeit, versteht sich.
    Das ist das Hauptproblem: Wir stellen zwar Fragen, aber leider die falschen. Denn die Frage sollte nicht lauten, wie viel Tempo noch möglich ist und was uns bei der Temposteigerung helfen kann. Wir haben gesehen, dass hochkomplexe Prozesse inzwischen in Lichtgeschwindigkeit und ohne irgendein Zutun des Menschen möglich sind. Nur was wir davon haben, ist unklar wie nie zuvor. Die richtige Frage muss lauten: Wie viel Tempo ist überhaupt gut für ein gutes Leben? Welches Leben wollen wir leben? Welche Alternativen zum Hamsterrad gibt es überhaupt? Denn die Beschleunigung ist zwar in unserer Wirtschaftsform, dem Kapitalismus, untrennbar eingebaut und dadurch zugegebenermaßen ziemlich veränderungsresistent, aber sie ist kein Naturgesetz. Und wer sagt überhaupt, dass wir unser System nicht verändern oder auswechseln können? Wir müssen also endlich unseren Blick wieder weiten und darüber nachdenken, wie ein Leben jenseits des Hamsterrads aussehen könnte. Individuell und als Gesellschaft.
    Einfach aussteigen aus dem Leben im Hamsterrad und in ein neues eintauchen wie der Exbanker Rudi Wötzel ist eine Möglichkeit, auch wenn sie für viele allein aus finanziellen Gründen nicht so einfach zu realisieren sein wird. Rudi hat nach einem langen schmerzhaften Prozess und einem langen Marsch durchs Gebirge sein Leben neu justiert. Dabei hat er sehr viel gewonnen: ein neues Zeitgefühl und eines für seine Umwelt. Heute lebe er bewusster und glücklicher, sagt er. Es ging Rudi dabei jedoch nie darum, die Welt zu verändern, sondern seinen eigenen Weg zur Entschleunigung und zum Glück zu finden. Das ist ihm gelungen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Das gute Leben kann viele Gesichter haben, und man findet es wahrscheinlich nicht in der Wellnessoase. Man muss dafür wohl nicht einmal wahnsinnig viel Freizeit und wenig zu tun haben. Die Batzlis arbeiten jedenfalls enorm viel, bezeichnen sich aber trotzdem als glücklich und kämpfen für ihren Lebensstil als Bergbauern. Der hat einen entscheidenden Vorzug: Niemand anders als die Natur höchstpersönlich gibt ihnen den Rhythmus für ihr Leben und ihre Arbeit vor. Auch wenn die Welt der Billigpreise und des Wettbewerbs schon bis auf ihre Alp vorgedrungen ist. Noch gelingt es ihnen, selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten. Und das ist für sie Glück. Das gute Leben eben.
    Doch wir können weder alle aussteigen noch Bergbauern wer den. Das ist klar. Welche gesellschaftlichen Alternativen gibt es denn zum ewigen Beschleunigungssystem?
    Douglas Tompkins hat einen sehr radikalen Weg zur Entschleunigung gewählt. Er sieht im blinden Glauben an Fort schritt, Wachstum und Beschleunigung den Kern der Proble me unserer modernen Welt. Unser beschleunigter und technoindustrieller Lebensstil ist für ihn verantwortlich für die Zerstörung unseres Planeten und eine Sackgasse, in die wir uns sehenden Auges hineinmanövriert hätten. Dass er selbst ein Nutznießer des Kapitalismus war, ficht ihn nicht an, da er sein Vermögen nunmehr in den Dienst des Naturschutzes stellt. Sein Gegenentwurf und seine Vision: radikaler Umweltschutz und eine entschleunigte Gesellschaft, die ohne Wachstum und weitgehend auch ohne moderne Supertechnologien auskommt. Der Mensch soll als eines von vielen Lebewesen im Einklang mit der Natur leben. In seinen Parks ist er diesem Ziel schon sehr nahe gekommen. Aber sicher lässt sich nicht die ganze Welt auf Tompkins’sche Art stillstellen.
    Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet ein armes, scheinbar rückständiges Land im Himalaja den bisher am weitesten gehenden Versuch gewagt hat, eine Alternative zum zerstörerischen Wachstums- und Beschleunigungssystem zu finden. Und damit

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