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SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

Titel: SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Opitz
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Rationalisierungen und Effizienzsteigerungen in der Wirtschaft wird diese Zahl weiter steigen.
    Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre eine der Realität gemäße Konsequenz und würde jedem nicht nur ermöglichen, ein menschenwürdiges Dasein zu führen, sondern auch, eine selbstgewählte Tätigkeit auszuüben, die bisher nicht oder nicht ausreichend als Erwerbsarbeit bezahlt wird, aber gesellschaftlich wertvoll ist. Und davon gibt es genug. Sinnvolle Arbeit geht uns nämlich nicht aus: die Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Alten und Kranken zum Beispiel. Arbeit in der Kultur oder im Naturschutz. Davon würde der Einzelne ebenso profitieren wie die Gesellschaft. Und auch die einseitige Fixierung auf wirtschaftliches Wachstum und auf die Beschleunigung würde relativiert, denn es müsste nicht zwangsläufig immer mehr und immer schneller produziert werden, um den Status quo zu halten.
    Und last, but not least würde ein bedingungsloses Grundeinkommen uns auch wieder in die Lage versetzen, darüber nachdenken zu können, was uns wirklich wichtig ist im Leben. Wie wir unser Leben als Einzelne und als Gesellschaft führen wollen, welche Alternativen es zum beschleunigten Kapitalismus noch geben könnte. Warum also zögern wir noch?
    Inzwischen haben namhafte Wirtschaftsinstitute wie das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut errechnet, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen in Deutschland durchaus finanzierbar wäre. Immerhin belief sich die Höhe der Sozialleistungen in Deutschland 2009 auf fast 760 Milliarden Euro. Ein großer Teil davon würde ja nach der Einführung eines Grundeinkommens wegfallen, wie auch ein großer Teil der Sozialbürokratie, die Hartz-IV-Empfängern durch Kontrolle und Strafe das Leben schwer macht.
    Bleibt das schwerwiegendste Argument, das sozialpsychologische: Könnte ein bedingungsloses Grundeinkommen überhaupt funktionieren oder würden alle Menschen auf der Stelle faul, wenn es keinen Arbeitszwang gäbe? Funktionieren wir wirklich nur unter Zwang, nur wenn wir unser Existenz- und Überlebensrecht täglich von neuem erarbeiten müssen?
    Ich gebe zu: Obwohl der Gedanke des bedingungslosen Grundeinkommens mir von Anfang an sympathisch war, hat mich gerade diese Frage doch auch sehr beschäftigt: Sind wir überhaupt fähig zu einer Alternative? Nur, wie lässt sich die beantworten? Denn das Grundeinkommen wird zwar seit Jahrzehnten weltweit auf Kongressen und Tagungen rauf und runter diskutiert, doch man hat es nie ausprobiert. Bis der bekannte namibische Bischof und ehemalige Freiheitskämpfer Zephania Kameeta, eine Art Bischof Tutu von Namibia, genug von den Diskussionen und Lippenbekenntnissen westlicher Wissenschaftler hatte. »Wenn wir es nicht ausprobieren, werden wir nie herausfinden, ob es funktioniert«, sprach dieser zu den Kongressteilnehmern eines Grundeinkommenskongresses in Südafrika und initiierte im Jahr 2008 den weltweit ersten und einzigen Feldversuch in Otjivero, einer Tausend-Seelen-Siedlung in Namibia, unweit der Hauptstadt Windhoek.
    Unter Federführung der evangelisch-lutherischen Kirche Namibias und mit Unterstützung verschiedener deutscher Entwicklungshilfeorganisationen wurden in Otjivero zwei Jahre lang jedem Einwohner des Dorfes ein bedingungsloses Grundeinkommen von hundert Namibia-Dollar monatlich, umgerechnet etwa acht Euro, ausgezahlt. Für eine mehrköpfige Familie entspricht das etwa dem Lohn, den man in Namibia für eine einfache Arbeit erhält. Die Koalition für das Basic Income Grant (BIG), wie das Grundeinkommen in Namibia heißt, wollte den Beweis antreten, dass es funktioniert, und der namibischen Regierung zeigen, dass es nicht nur gut für die Menschen, sondern am Ende auch gut für den Staat ist. In dem südwestafrikanischen Land ist die Einkommenskluft zwischen Reichen – wie den weißen Farmern – und der normalen Bevölkerung die größte weltweit. Ein einzigartiges soziales Experiment.
    Jahrelang tobten in den Medien und in der Politik die Debatten um das kleine Dorf: Was würden die Menschen in Otjivero mit den hundert Namibia-Dollar anfangen? Würden sie sie sinnvoll investieren oder versaufen? Würde es sie vom Arbeiten abhalten oder zur Arbeit motivieren? Die meisten sagten voraus, die Menschen würden ihr Geld nur vertrinken und verspielen.
    Als ich während meiner Recherchen zur Beschleunigung von

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