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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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einer Einheit, das ist schon traurig, kalt und einsam, aber gut, es gibt noch andere Dinge im Leben, zum Beispiel Enttäuschung, Wut und Hass, an diesen drei Säulen kann man sich immer aufrichten.
    Wir bekamen damals einen neuen Pfarrer in unserem Dorf. Er war Kriegsverbrecher und Tierquäler, aber sonst eigentlich ganz okay. Ein brutaler Menschenfeind, mit dem man sich prima unterhalten konnte. Schnell fanden wir einen gemeinsamen Nenner: die Liebe zu Wachsfiguren. Der Pfarrer fertigte eine Wachsfigur von unsererem Bademeisters an. Leider sah sie dem Bademeister überhaupt nicht ähnlich, sondern Adolf Hitler, was uns bestürzte. Wir sahen fortan unseren blonden, langhaarigen Hippiebademeister mit ganz anderen Augen an und kamen immer mit Schäferhunden ins Schwimmbad. Das sollte auch unserem Leben eine positive Wendung geben. Durch die Beschäftigung mit den Schäferhunden kamen wir auf eine Idee: Für Blinde gab es eigene Blindenhunde, für Sehende aber gab es nichts Besonderes, hundemäßig. Das war die Marktlücke, die uns Dollarzeichen in die Augen schießen ließ. Wir begannen mit der Züchtung von Seh-Hunden. Pro Tag verkauften wir etwa zwölf Millionen Köter. Das viele Geld nutzten wir für einen guten Zweck. Wir unterstützten uns selbst. Wir kauften uns die Rechte an dem Eisofen. Blöderweise funktioniert das Ding nicht. Noch heute sind wir in blauen Arbeitskitteln dabei, an dem Gerät herumzubasteln und stundenlange Diskussionen zu führen, damit das Scheißding endlich grillt und friert zugleich. Na ja, vielleicht werden wir irgendwann mal wieder schlechte Wachsfiguren bestaunen, aber vorher, vorher lassen wir uns noch ordentlich von Funk und Fernsehen kaputtmachen.

Als wir noch nicht von Funk und Fernsehen
kaputtgemacht geworden sind,
    waren wir Straßenkartenmaler. Jeden Sonntag tauchten wir die Straßenkarten in ein Tintenfass und malten mit ihnen die schönsten Bilder. Unser Lieblingsmotiv waren Männer mit Schuppenflechte, wenn uns dieses Motiv langweilig wurde, malten wir die Herren der Schöpfung mit Psoriasis. So war sonntags immer etwas los.
    Unsere Bilder fanden Anklang, und zwar in keiner beschissenen Galerie dieses Landes. Erst als wir begannen, Epileptikerinnen zu porträtieren, erzielten wir keinen nennenswerten Erfolg, obwohl es doch so schwer ist, Epileptikerinnen zu zeichnen, halten sie doch nie still. So wurden wir zu Kulturpessimisten und wollten etwas ganz Anderes einschlagen, vor allem die Zähne von Kulturschaffenden. Wir waren so gut drauf damals, wir hatten so viel negative Energie in uns, dass wir ohne Dunkelkammer Fotos entwickeln konnten. Wie es der Zufall wollte, lernten wir niemanden kennen, der uns weiterhalf. Und wie durch ein Wunder traten wir auf der Stelle, aber als wir schon jede Hoffnung aufgegeben hatten, da passierte auch nichts. Wir hatten die tollsten Träume damals, wir träumten, dass uns einer nachläuft und irgendwo runterschmeißt. Wir standen damals unter einem enormen Druck. Es war eine riesengroße Lithographie, die über uns an der Wand hing. Darauf stand geschrieben: »Wenn ihr Geld und einen guten Job braucht, ruft mich an, euer Onkel.« Onkel Jet Set Shatterhat, wir hatten ihn völlig vergessen. Wir riefen ihn sofort an, er vermachte uns eine Firma. Die Firma »Schwindel«, sie stellte Etiketten her. Stolz meldeten wir uns am Telefon, wie es sich gehört, mit: »Etiketten Schwindel!« Das Geschäft ging relativ gut, aber doch so schlecht, dass wir ständig Hunger hatten. So wurden wir Wirtschaftspessimisten, was so viel hieß wie, dass wir sehr pessimistisch waren, wenn es darum ging, dass wir in einer Wirtschaft was zu essen kriegen, ohne Geld. In unserer Wut entsorgten wir …

TAGEBÜCHER

    Unveröffentlichtes und streng Geheimes

Die geheimen Tagebücher
von berühmten Persönlichkeiten
    Dieter Bohlen und Verona Feldbusch
    Heft 1
    Mönchen, 1.10.98
    Volles Jucken inner Fresse und so oder so wegen dem Rasieren oder so oder was ne. Verona schnarcht volle Kanne oder so ne und ä wenn se wach wird oder so ne dann muss ich mich tierisch um den Feldbusch wieder kümmern und so ne. Wird voll viel Action oder so. Geil eh!
    München 1.10. Oktober
    Lieber Tagebuch! Dieter schnarchst noch. Meinen Feldbusch juckt tierisch weil das rasieren. Den Dieter sein Geschnarchse ist total süß und macht mir ganz scharf. Werde heute Abend Gästin sein bei ein Abendessen vom Thomas den Dieter sein Schwuchtelkumpel. Eklig aber voll süßer!
    Mönchen, 2.10.98
    Boa

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