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Sphaerenmusik

Sphaerenmusik

Titel: Sphaerenmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Friedrich
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menschenscheu und hält sich von allem zurück. Sie isst auch nicht mit uns, sondern nimmt sich ihr Essen stets in ihre Zimmer hinauf. Sie hat es nicht gern, wenn man ihre Räume betritt und hält sie stets unter Verschluss.
    Pamela schüttelte den Kopf. „Brr... Ich möchte nicht da wohnen, so nahe bei den Geistern, denn im Daphne-Tower und in dem hinteren Gebäude soll es am meisten spuken.“
    „Ich dachte, dir macht der ganze Spuk Spaß?“
    „Das schon, nur...“ Pamela zögerte, dann fuhr sie fort: „Dort allein schlafen möchte ich trotzdem nicht.“ Sie öffnete die Turmtür und sagte beherzt: „Jetzt, wo es Tag ist und wir zu zweit sind, nehme ich den Kampf mit den Gespenstern gern auf.“ L achend zog sie Silvia hinter sich her.
    Sie befanden sich nun in einem schmalen Gang, von dem eine Wendeltreppe auf- und abwärts führte. Durch eine enge, mit Ornamenten verzierte Tür betraten sie einen viereckigen Raum mit kle inen Fenstern an den Außenwänden. An der fensterlosen Wand befand sich ein breites Bett mit einem zerschlissenen Baldachin aus Brokatstoff, der vor etwa hundert Jahren einmal rot gewesen sein mochte. Vorhänge aus dem gleichen Material bedeckten halb die Fenster. Neben dem Bett stand ein breiter, tiefer Schrank und vor einem der Fenster ein mit verblichenem Brokat überzogener Sessel. Alles machte einen unbewohnten, verwahrlosten Eindruck. Selbst die Spinnweben fehlten in den Ecken und an den Fenstern nicht.
    „Das war Daphnes Schlafzimmer“, sagte Pam ela. „Jetzt soll sie als Geist ihre ehemaligen Wohnräume mit Seufzern erfüllen. Ihr Wohnzimmer befindet sich über uns. Sie soll als junges Mädchen spurlos verschwunden sein... Komm, sieh dir mal den Inhalt des Schrankes an.“
    Sie ging zum Schrank hinüber und versuchte ihn zu öffnen. Er klemmte. Erst als ihr Silvia zu Hilfe kam, bewegte sich ächzend die Tür. Im Schrank hingen noch guterhaltene Gewänder aus dem ach tzehnten Jahrhundert. Neugierig wühlte Silvia in den Sachen.
    Ein weißes Kleid mit buschigen Puffärmeln und einer rotseidenen Schärpe gefiel ihr so gut, dass sie nicht widerstehen konnte. Sie zog das Gewand, dessen Farbe leicht vergilbt war, über ihr Kleid. Es passte wie angegossen. Damit möchte ich zu einem Kostümball gehen, dachte sie. Wenn man das Kleid etwas au ffrischt...
    „Prächtig siehst du in dem Kleid aus“, unte rbrach Pamela ihre Gedanken. „Weißt du, fast genauso wie Daphne auf dem Bild im Salon. Der Maler hat sie in diesem Kleid porträtiert.“
    Erschrocken zog Silvia das Kleid aus, dann aber sagte sie lächelnd, um ihren Schreck zu überspi elen: „Ich habe natürlich keine Lust, auch noch zu verschwinden.“
    Pamela wollte sich ausschütten vor Lachen, dann rannte sie hinter ihrer Kusine her, die bereits das Zi mmer verlassen hatte.
    Sie stiegen auf der steilen Treppe zur nächsten Etage empor und befanden sich jetzt in einem alten Wohnzimmer mit denselben verschlissenen Vo rhängen wie unten. Als Mobiliar waren nur ein Tisch mit zwei geschnitzten Stühlen und eine Truhe zu sehen. Silvia versuchte sich vorzustellen, wie Daphne in ihrem weißen Kleid am Fenster stand und sehnsüchtig hinaussah. Wieso sehnsüchtig, fragte sie sich erstaunt, ist Daphne eine Gefangene gewesen?
    Auf einmal stieß sie jemand in die Seite und e ine erstaunte Stimme rief: „Träumst du am helllichten Tage? So komm schon, hier gibt's weiter nichts zu sehen!“
    Pamela zog die Kusine die letzten Stufen der Treppe hoch, stieß eine Falltür auf und gleich d anach standen die beiden Mädchen hoch oben auf dem zinnenbewehrten Turm.
    Silvia vermeinte, noch nie eine so herrliche Au ssicht genossen zu haben.
    „Nicht wahr, es ist himmlisch hier oben!“, stellte Pamela fest.
    „Es ist einfach wunderbar!“, erwiderte Silvia. „Man hat den Eindruck, als ob einem der Himmel hier besonders nahe ist.“ Nur mit Mühe konnte sie sich vom Anblick dieser schönen, wilden Berglandschaft losreißen.
    Als die beiden Mädchen zum Esszimmer hi nuntergingen, lernte Silvia auch die anderen Mitbewohner des Schlosses kennen.
    Sie hatte kaum mit Pamela die Halle betreten, da kam ihnen eine große schwarzgekleidete Dame entgegen. Obwohl sie nach Silvias Schätzung höchstens fünfundvierzig Jahre alt sein konnte, hatte sie bereits graues, in der Mitte gescheiteltes Haar. Ihr hageres Gesicht und ihr verkniffener Mund wirkten streng, ihre blassblauen Augen d agegen traurig. Sie wurde Silvia von Pamela als Mrs. Joan Galini

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