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Sphaerenmusik

Sphaerenmusik

Titel: Sphaerenmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Friedrich
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das Gesicht verzog, und schlug ihr Schreibheft zu.
    Mike stand mit einem Lehrbuch in der Hand an einem der Fenster. „Aber Pam“, protestierte er, „der U nterricht ist noch nicht zu Ende.“
    „Von mir aus schon“, erwiderte Pamela ve rgnügt. „Und falls Sie es noch nicht wissen, gestrenger Herr Lehrer, wir haben hier einen Gast, und Gästen muss man sich widmen.“
    Mike lachte. „Da hast du ausnahmsweise recht. Was sagen Sie dazu, Mrs. MacKean?“
    Elisabeth schmunzelte. „Seien wir heute gnädig mit ihr.“
    „Danke, Mam!“, Pamela umarmte sie stü rmisch.
    Mike war inzwischen an Silvia herangetreten und flüsterte ihr mit Verschwörermiene zu: „Sie haben es gehört! Sich den Gästen widmen... Wie gern möchte ich das auch, wenn Sie heute Abend im Park Zeit für mich hätten. Neun Uhr, am Springbrunnen, okay?“
    Er hatte sich ihrem Gesicht so weit genähert, dass sie erschrocken zurückwich und rot wurde...
    Ehe sie antworten konnte, hängte sich Pamela bei ihr ein. „Silvi, ich begleite euch. Mama hat sich den schönsten Raum, den Salon, natürlich bis z uletzt aufgehoben. Er liegt neben der Halle, gegenüber dem Esszimmer... So komm endlich!“
    Elisabeth war schon vorausgegangen. Die Mä dchen rannten hinter ihr her und ließen einen missvergnügten Mike zurück.
    Der Salon war geschmackvoll und überaus lux uriös ausgestattet worden. An seinen Wänden hingen wertvolle alte Gemälde.
    „Die Gemälde haben wir aus Amerika mitg ebracht“, sagte Elisabeth, „mit einer Ausnahme.“ Sie zeigte auf ein Porträt, das über dem offenen Kamin hing.
    Überrascht und fasziniert zugleich starrte Silvia auf das Bild.
    „Wer ist das, Tante Lissy?“, flüsterte sie.
    „Daphne Harleigh!“, rief Pamela triumphi erend.
    „Nicht wahr“, sagte Elisabeth, „das Bild ist ei nzigartig schön. Leider ist uns der Künstler unbekannt, da die Signatur fehlt. Der Überlieferung nach hatte Daphne im linken Turm am Felsen gewohnt, der nach ihr auch benannt wurde.“
    Dass ich nicht von selbst darauf gekommen bin, dachte Silvia, es ist dasselbe Kleid wie im Schrank. Laut sagte sie: „Von Daphne hat mir Pam bereits erzählt, als wir heute früh den Daphne-Tower b esichtigten. Ist sie wirklich spurlos verschwunden, oder ist sie nur mit einem Mann davongelaufen?“
    „Ja, Silvi“, erwiderte Elisabeth, „da fragst du mich zuviel. Wir haben im Register der Dorfkirche nachgesehen. Sie wurde am 12. August 1842 geb oren. Das ist aber auch die einzige Eintragung über sie. Ihr Vater soll ein jährzorniger Mann gewesen sein. Man erzählt sich, dass er sie wegen einer Liebschaft mit einem Geiger gefangengehalten hätte.“
    „Daher also sieht sie auf dem Bild so traurig aus. Schade, ich hätte gern mehr über sie e rfahren.“
    „Dann fragst du am besten Ellen nach ihr. Ich sagte dir ja schon, dass sie sämtliche Legenden und Spukgeschichten der Umgebung kennt, und sie glaubt wohl auch selbst daran. Sie behauptet zum Beispiel steif und fest, dass sie die Musik des Phantom-Geigers bereits selbst gehört hätte.“
    „Des Phantom-Geigers“, wiederholte Silvia sinnend. „Heute Nacht habe ich auch Geigenspiel gehört.“
    Verdutzt blickte Elisabeth sie an, während P amela ein neidisches „Und ich nicht!“, dazwischen warf, dann meinte Elisabeth: „Das verstehe ich nicht. Hier gibt es keine Musikanten, und Gespenster erst recht nicht. Du hast gewiss nur geträumt.“
    „Und Pamela? Sie erzählte mir schon auf der Hinfahrt, dass sie mehrmals Geigenmusik ve rnommen hat.“
    „Das stimmt wirklich, Mam“, bestätigte P amela.
    Elisabeth zuckte die Achseln und erwiderte: „Pam hat eine lebhafte Phantasie. Wer sollte hier Geige spielen? Außerdem habe ich im ganzen Schloss noch keine Geige gesehen. Im Musikzi mmer steht zwar ein Klavier, aber das ist auch das einzige Musikinstrument hier im Schloss.“
    Um dem Gespräch eine andere Wendung zu g eben, fügte sie hinzu: „Es wird dich bestimmt interessieren, wo wir das Bild gefunden haben. Du wirst es kaum glauben, unten in der Folterkammer, mit der Vorderseite zur Wand gekehrt. Es war vollkommen verdreckt.“
    „Ihr habt hier auch eine Folterkammer?“, rief Silvia erstaunt.
    „Ich war mit Daddy schon unten“, warf Pamela ein.
    Elisabeth sagte lächelnd zu Silvia: „Wo hatten die alten Schlösser und Burgen früher keine Folte rkammer? Ist dir denn noch nicht der Name ‚Torture-Tower’ aufgefallen? Wir haben hier natürlich auch mehrere Verliese.“
    „Oh, Tante

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