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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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Augen wetterleuchtete es. »Aber wenn ihm die Haut nur angeritzt wird, wirst du es bereuen«, drohte sie mit grollender Stimme. Sie deutete auf seine Wange, die immer noch gerötet war. »Das tut mir nicht leid, und ich entschuldige mich nicht . Sieh es als Anzahlung dafür, was ich mit dir machen werde, wenn meinem Prinzen etwas geschieht.« Hoch erhobenen Hauptes, mit im Wind flatternden Gewändern und Haaren schritt sie an die Reling, stützte die Arme auf und sah hinaus.
    Aswig hatte die Szene seit Anbeginn mit offenem Mund beobachtet, und seinem Gesicht war anzusehen, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben unsterblich verliebt hatte.
    Arun tätschelte seine Schulter. »Ja, so eine Frau wie sie gibt es nicht oft«, sagte er verträumt. »Eine echte Königin. Laycham hat keine Ahnung, worauf er sich da eingelassen hat, und eigentlich sollte man ihn bedauern, aber, bei allen Meerjungfrauen, er ist zu beneiden wie kein anderer.«
    »Ähm ... sollte ich weiter nach ihr sehen? Auf sie aufpassen?«
    »Genau das wollte ich dir gerade befehlen, mein junger Freund. Denn ich habe alle Hände voll mit dem Krieg zu tun.«
    Mit aufleuchtendem, glücklichem Gesicht lief Aswig zu Zoe. Arun ging zum Steuermann, aus seinem Gesicht war jegliche Freundlichkeit gewichen, seine Augen waren kalt wie Eiskristalle.
    »Und jetzt treten wir die da unten in den Hintern«, knurrte er mit tiefer Stimme.
     
    Die zwölf Kanonen auf jeder Seite der Cyria Rani redeten eine furchtbare Sprache. Während das Schiff gerade außer Reichweite aller Schusswaffen über das Heer der Gog/Magog hinwegzog, feuerten die Kanonen unablässig ihre tödliche Munition ab. Die Kugeln schlugen mit der Urgewalt eines Meteoriten wieder und wieder in den Boden ein und rissen tiefe Wunden. Leichen, Erd- und Gesteinsbrocken wurden bei jedem Einschlag hochgeschleudert, der Rest darunter begraben und zermalmt. Aber auch die Armbrüste zogen ihre verheerende Bahn durch die Reihen, ebenso die Schleudern, die Wurfgeschosse.
    Es kam so weit, dass die Gog/Magog anfingen, das Weite zu suchen, sobald die Schebecke sich ihnen näherte, woraufhin schnellere Manöver erforderlich wurden. Arun sah sich gezwungen, gezielt abfeuern zu müssen, weil die Munition sonst zu schnell zur Neige ging. Außerdem befahl er, die Drachenaugen und sonstigen Teile, die sie beim ersten Anflug an den Vulkan »eingesammelt« hatten, zu zerstoßen und zu zermahlen, um lederne Bälle damit zu befüllen, die eine weitere furchtbare Waffe bilden würden. Beim Aufschlag nämlich würden sich diese Bälle in winzige Scheindrachen verwandeln, die fast nur aus einem Maul mit tödlichen Reißzähnen bestanden. Ähnlich wie die Piranhas der Menschenwelt in den Flüssen am Amazonas würden sie jeden Kannibalen innerhalb von Sekunden in Stücke reißen, bevor ihr kurzes Scheinleben erlosch.
    »Da geht unsere Prise hin«, bemerkt jemand lakonisch.
    »Und die Heuer«, sagte Arun achselzuckend, die entsetzten Blicke der Mannschaft ignorierend. »Aber das bringen wir wieder ins Lot.«

5.
    Der Steuermann
     
    Akuró sah das Schiff. Er sah zudem, was es anrichtete. Und er erinnerte sich, was der Schattenlord ihm erzählt hatte. Das Schiff war verantwortlich für den Untergang seines Volkes im unterirdischen Reich, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
    Feuer schlug aus seinen Augen. Seine Lefzen zogen sich weit zurück, und Dampf quoll aus seinem rot glühenden Rachen. Die weißen Reißzähne blitzten wie Messer auf, Geifer troff von ihnen und verging zischend im aufgewühlten Erdreich. Seine Pfoten stemmten sich in den Boden, stießen sich ab, dann lief er los. Bald gewann er an Geschwindigkeit, seine Sätze wurden immer weiter, und er hinterließ tiefe Abdrücke, während er sich unaufhaltsam seinen Weg durch sein eigenes Heer bahnte, auf das fliegende Schiff zu.
    Mit der Gewalt einer Felslawine stürmte er dem Feind entgegen, ungerührt von den Einschlägen ringsum, den Körperteilen und Gesteinsbrocken, die um ihn herumflogen. Die Gelegenheit war günstig, das Schiff tief herabgesunken. Er wartete, bis der Schiffsrumpf über ihn hinwegzog, spannte die Beinmuskeln kraftvoll an, dann stieß er sich ab und flog hoch hinauf, dem hölzernen Bauch entgegen, die Arme weit vorgestreckt.
     
    Der Schiffsboden erzitterte leicht, und Arun fuhr herum, ebenso der Steuermann.
    »War das ein Treffer? Die haben doch gar keine Schleudern ...«, sagte der Steuermann. Zum Glück der Verteidiger besaßen die Gog/Magog
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