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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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Gruben wurden ausgehoben, in die die Leichen hineingeworfen und dort verbrannt wurden. Der Gestank war kaum auszuhalten, aus weiter Sicht war das Feld wegen des Qualms kaum mehr erkennbar.
    Die Kannibalen taten sich, wie es ihre Art war, gütlich an den Feinden, aber selbst sie konnten nicht so viele auf einmal vertilgen. Es kamen ja nur die Vorderen zum Zug, die Nachrückenden waren zu weit entfernt. Also kamen sie auf die Idee, Läufer einzusetzen, die Leichen aufsammelten und nach hinten brachten, was den Blutdurst der Wartenden umso mehr anheizte. Sie konnten es kaum erwarten, zum Einsatz zu kommen, doch bei der unglaublichen Masse war das schier unmöglich. Das war ihr Problem – dieses Riesenheer war zu unbeweglich.
    Und das Ziel so gesehen zu klein. Nicht ein ganzes Land, über das sie auf breiter Front wie Heuschrecken herfallen konnten, sondern nur ein vergleichsweise winziger Palast, der noch dazu nicht geschleift werden durfte, auf Geheiß des Schattenlords. Die landschaftlichen Gegebenheiten erlaubten es nicht, von allen Seiten anzugreifen, da der Palast im Schutz des Olymp-Gebirges stand, das durch die Absicherung des widderköpfigen Meisters nicht zugänglich war. Außerdem bildeten die steilen, schroffen Felsen und die unzugänglichen Wälder ausreichende Hindernisse. Also konnten sie nur auf verhältnismäßig schmaler Passage angreifen. Sie behinderten sich dadurch gegenseitig im Vorankommen, mussten Einheiten bilden, um effizient vorgehen zu können.
    Daher waren die Gog/Magog Morgenröte noch keinen Fußbreit näher gekommen, wohingegen Vedas Heer Schritt um Schritt vorrückte. Von der anderen Seite kamen ihr die Reiter von Leonidas' Horde entgegen, wobei sie immer nur kurze Ausfälle wagen konnten und sich dann wieder hinter die Mauern zurückziehen mussten, um den Palast nicht zu lange nahezu ungeschützt zu lassen. Die Palastgarde, die sich Delios' Kommando unterworfen hatte, reichte zahlenmäßig hierzu nicht aus. Dennoch fügten die Truppen dem Feind selbst bei kurzem Schlagabtausch erhebliche Verluste zu. Sie waren beritten, sie waren schnell. Verstärkung kam noch dazu von jenen Kriegern, die aus der Richtung des Olymp herbeiströmten – weitere Assassinen und Bergwölfe und Elfenkrieger.
    Und das war dringend erforderlich. Der Feind war viel zahlreicher, als sie bisher angenommen hatten. Es würde wahrscheinlich Tage dauern, bis die Nachhut der Gog/Magog, falls überhaupt je, zum Kampf kam. Die Verteidiger hingegen waren so gut wie alle im Dauereinsatz.
    Die Gog/Magog ließen durch nichts erkennen, ob sie die harte Verteidigung begeisterte oder verärgerte. Im Kampf waren sie völlig emotionslos, gingen vor wie seelenlose Vernichtungsmaschinen. Schlagen, töten, schlagen, töten. In ihren Augen glühte Blutdurst, aber sie steigerten sich in keinen Rausch hinein. Erst wenn sie auf ihrem kleinen Feld einen Sieg errungen hatten, stießen sie grauenvolle, triumphierende Schreie aus, versenkten ihre Zähne in totes Fleisch und rissen es in Stücke.
    Manche Elfenkrieger verloren dann die Beherrschung, denn es waren Freunde, Gefährten oder Verwandte, die solchermaßen gefleddert wurden, und sie stießen unter lautem Gebrüll gegen die Kannibalen vor. Nicht selten verloren sie dabei ihr Leben, manchmal aber waren Kameraden in der Nähe, die ihnen eilig zu Hilfe kamen und Zauber über die Wolfsköpfigen warfen, bevor sie die Tollkühnen niedermetzeln konnten.
    Venorim, die Giftmischerin, war mit ihrer pechschwarzen, nur aus Knochen und Hautfetzen bestehenden Nachtmähre nahezu überall unterwegs. Mit ihrer grauenvollen Aura zwang sie die Gog/Magog, vor ihr zurückzuweichen, um sodann Verletzten, auch Sterbenden Mittel zu verabreichen, die sie unglaublich schnell wieder auf die Beine brachten. So konnten selbst Todgeweihte weiterkämpfen, bei denen das Mittel zwar lediglich einen Aufschub bewirkte, doch das genügte ihnen wenigstens für ein paar Stunden. Das Mittel wirkte allerdings nur bei Elfen, den Menschen konnte oft nicht geholfen werden. Deshalb waren in Venorims Gefolge mehrere Helfer auf Greifen unterwegs, die die Verletzten aufsammelten und wegbrachten. Den sterbenden Menschen konnten sie nicht helfen und mussten sie zurücklassen.
    Veda hatte befohlen, dass die Flugschar sich vor allem auf die Flanke der vordersten Front der Gog/Magog konzentrieren sollte, um sie am Vorrücken gegen Morgenröte zu hindern. Die eigene Front sollten sie nicht schützen, darum wollte die Amazone sich
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