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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Tuma
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Born aufwachsen muss, sollte dieselben Chancen bekommen wie eines, das im direkt benachbarten Edel-Viertel Nienstedten groß wird mit Klavierunterricht, Privatnachhilfe und Opern-Abo der Eltern. Aber wer ist dafür wirklich verantwortlich – die Reichen oder die Politik?
    Dass die Vermögenden in Deutschland noch immer so relativ ungestört und nicht wirklich bedroht leben können im Vergleich zu anderen Teilen der Welt, verdanken sie paradoxerweise dem allgegenwärtigen Misstrauen. Denn das ist durchaus auch ein scharfes Korrektiv für allzu viel Größenwahn und Protzerei, was wiederum dafür sorgt, dass sich die Kluft zu "denen da unten" bisher längst nicht so weit geöffnet hat wie etwa in den USA oder Russland. Noch nicht.
    Die Reichen made in Germany sind in ihrer Mehrheit keine "Geissens" und keine Middelhoffs oder Zumwinkels. Natürlich gibt es unter ihnen Kriminelle und Zocker und knorzige Unternehmer, die noch immer erwarten, dass ein Landrat oder Finanzminister alle Augen zudrückt bei einer Baugenehmigung oder einem Steuerbescheid. Die neuen Reichen sind aber vor allem ängstlich in vielerlei Hinsicht.
    Sie sind vorsichtig, politisch ziemlich korrekt, selbstkritisch, nachdenklich. Sie sehen die Probleme einer auseinanderdriftenden Gesellschaft durchaus, die am Ende dazu führen können, dass sich beide Extreme aus dem öffentlichen Leben verabschieden: die Ärmsten wie die Reichsten.
    Die unten klinken sich einfach aus, die oben schotten sich ab – wie die Oberwellands.
    Wer?
    Der Unternehmerfamilie Oberwelland gehört das milliardenschwere Süßwarenimperium Storck, das die Schoko-Riesen ebenso produziert wie Dickmann's, Toffifee, Nimm 2, Merci, Knoppers und vieles andere, was wunderbar in den Zähnen klebt. Der Konzern ist in aller Munde, dennoch gibt Firmenchef Alexander Oberwelland ähnlich wie Aldi-Gründer Karl Albrecht nie Interviews und lässt seine riesigen Fabriken in Ostwestfalen wie Raketenbasen sichern.
    Es gibt noch zu viele Oberwellands in der Bundesrepublik. Aber man sollte diese Reichen weniger beschimpfen als beteiligen, zum Mitmachen animieren. Man sollte ihnen erklären, welch wichtige Bedeutung sie haben. Auch welche Verantwortung. Und welche Vorbildfunktion.
    Geld an sich ist etwas Blasses. Es sagt nichts, aber es kann vieles. Wer Reichtum generell unmöglich machen will, beraubt sich zugleich der Möglichkeit, ihn gerecht zu verteilen. Und eine Kapitalismuskritik, die sich auf Finanzforderungen beschränkt, macht letztlich den gleichen Fehler wie jene ominösen Märkte, gegen die sie sich so gern richtet: Sie reduziert alles aufs Geld. Und was, wenn das mal weg ist?
    Station 9
Die Ex-Reichen
    Ehingen, Blaubeuren, Fürth: Mit dem Geld verschwinden oft auch etliche Maskeraden. Es offenbaren sich menschliche Abgründe. Aber wer verzichtet schon freiwillig?
    Es gibt zwei Wege, Millionär zu werden: Man kann fleißig sein, Glück haben, erben, tricksen. Das ist die eine Möglichkeit. Die andere: Man war vorher Milliardär.
    So wie Meike Schlecker, obwohl das mit dem Milliardär auch nur so ein albernes Etikett ist bei all diesen Rankings, die mal klüger, mal schlichter aufzurechnen versuchen, was neben Barreserven an Unternehmenswerten vorhanden ist. Schlecker, das bedeutete bis vor kurzem: Deutschlands größte Drogeriekette, rund 7000 Filialen und ein Gründer, der es vom gelernten Metzger mit Faible für komische Versace-Hemden und rüde Ausbeutermethoden bis zum Feindbild der Bundesregierung schaffte. Nun hat Anton Schlecker Insolvenz anmelden müssen.
    So kam seine 38-jährige Tochter am Stammsitz im schwäbischen Ehingen mit wächsernem Gesicht zur ersten Pressekonferenz ihres Lebens. Die Familie hatte sie vorgeschickt. Und als mal wieder jemand fragte, wie das denn mit dem privaten Vermögen sei, drohte sie endgültig die Fassung zu verlieren: "Sie haben das nicht verstanden: Es ist nichts mehr da."
    Das Interesse an ihr war nicht einmal 1987 so gewaltig, nachdem sie und ihr Bruder sich aus der Gewalt eines Entführertrios befreien konnten. Damals war Meike Schlecker 14 Jahre alt. Die Entführer hatten zunächst 18 Millionen Mark gefordert, ließen sich dann aber von ihrem Vater auf 9,6 Millionen herunterhandeln. Das war die Summe, über die Schlecker Senior für solche Fälle versichert war.
    Es ist leicht vorstellbar, welche Bürde diese junge Frau ihr Leben lang trug. Und manchmal reißen Insolvenzen komplette Dynastien auseinander oder zumindest einen Schleier von gut

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