SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)
verborgenen Familiengeheimnissen wie im Fall von Adolf Merckle, der sich im Januar 2009 in der Nähe seines Hauses in Blaubeuren abends bei Schnee und Eis von einem Zug überrollen ließ. Leben, Wertesystem und Familie des schwäbischen Milliardärs offenbarten sich danach als ähnliche Ruinenlandschaft wie sein Konzern-Konglomerat aus Ratiopharm, HeidelbergCement, Kässbohrer und anderen Beteiligungen.
Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz war mal eine der reichsten und unnahbarsten Frauen der Republik. Einige falsche Männer später sind von ihren Milliarden nur noch ein paar Millionen übrig samt einem menschlichen Drama, gegen das die "Buddenbrooks" wie ein Waldorfschulen-Sommerfest wirken.
In der Ära von Finanzkapitalismus, Globalisierung und Internet ist das Geld sehr schnell geworden. Manchmal ist es sehr schnell da, manchmal erstaunlich schnell wieder weg, auch wenn der Vermögensforscher Wolfgang Lauterbach glaubt, dass es Grenzen gibt, jenseits deren man kaum mehr ins totale Nichts stürzen kann: "Ab 300 Millionen Euro ist man auf der ganz sicheren Seite", sagt der Soziologe von der Universität Potsdam. "Vermögen dieser Größenordnung lassen sich nicht mehr vernichten."
Einen Weg gibt es. Und er garantiert totale Zerstörung: Man verschenkt sein Geld. Wie Karl Rabeder.
Er saß im Flugzeug, neben seiner Frau – und es ging ihm miserabel. Drei Wochen Luxusurlaub auf Hawaii, und der Unternehmer aus Österreich fühlte "nichts als Unbehagen. Wir waren satt gemacht", sagt Rabeder, "aber nicht mit den Dingen, die ich wollte. Wir haben uns zu Tode konsumiert". Das war im Jahr 1998. Damals war Rabeder noch reich, weil er mit dem Verkauf von Wohnaccessoires viel Geld gemacht hatte. "Glücklich war ich trotzdem nicht."
Heute geht es ihm besser. Der 49-Jährige lebt von rund tausend Euro im Monat und sagt, dass er sich endlich frei fühle. Von seiner Frau lebt er mittlerweile getrennt, seine sechs Segelflugzeuge und sein Feriendomizil in Südfrankreich hat er verkauft, seine Villa in Tirol verlost. Mit dem Erlös hat Rabeder die gemeinnützige Organisation MyMicroCredit gegründet, die Menschen in der Dritten Welt dabei hilft, sich eine Existenz aufzubauen.
Rabeder ist in eine Almhütte umgezogen, die ihn 250 Euro Miete im Monat kostet. Er ist wieder viel unterwegs. Für Projekte in Afrika, aber auch in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, wo ihn Menschen auf Sinnsuche für Seminare buchen können. Außerdem hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel "Wer nichts hat, kann alles geben. Wie ich meine Reichtümer gegen den Sinn des Lebens eintauschte".
Seit er das Geld nicht mehr will, verfolgt es ihn erst recht.
Aber man darf ihm auch einfach mal glauben, dass es äußerst befreiend sein kann, nicht ständig danach zu handeln, "was die Gesellschaft von einem verlangt": Geld haben, Geld vermehren, Geld ausgeben.
"Freiheit ist mir wichtig", sagt er, "aber noch wichtiger ist mir Liebe. Liebe zu Menschen, zum Leben, zum Planeten." Nun endlich könne er wahre Freude empfinden. "Durch Ruhe, innere Gelassenheit und mein inneres Lächeln.
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