SPIEGEL E-Book: Gutenbergs neue Galaxis: Vom Glück des digitalen Lesens (German Edition)
ich heute. Fast musste ich auch nach einem Taschentuch fragen.
Gemeinsam mit meinen Eltern habe ich kürzlich Dorf Danby erkundet, umgeben von wilden Höhenzügen, mit nichts als mächtigem Farn bewachsen. Die beiden hielten Ausschau nach dem Kirchturm mit dem quadratischen Grundriss und den Fenstern wie Schießscharten. „Heureka, wir haben es gefunden“, rief mein Vater. Dort, wo die Tofts Lane auf den Gate Way stößt. Dort haben sie damals gesessen mit Novalis.
Diese nostalgische Reise haben wir nicht körperlich gemacht, sondern per Google Street View, meine Eltern saßen in Hannover am PC, ich in Berlin am iPad.
Auch den Novalis-Text fand ich nach wenigen Klicks im Netz, bei Project Gutenberg. Seitdem habe ich Hyazinth und Rosenblütchen immer dabei auf dem Handy. Das Buch hat zwar keinen Sand zwischen den Seiten. Aber fast. Denn der Prozessor ist aus Silizium, einer Art veredeltem Sand. Es ist das zweithäufigste Element des Planeten (nach Sauerstoff). Wer unbedingt daran hängt, kann also die gute alte Erlösungsmetapher der Papierfrömmigkeit beibehalten, leicht aktualisiert: So wie einst Lumpen zu Papier geläutert wurden, kann Sand sich in Märchen verwandeln, geschrieben mit Licht. Ganß neu und rein, daß Gottes Hand/ Auff dich mög seinen Willen schreiben.
Und wer weiß, vielleicht gibt es ja bald eine App, die auch virtuelle Whiskeyflecken auf E-Books zaubert.
Willkommen in Gutenbergs neuer, alter Galaxis.
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