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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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auf Amitiels Abbild.
    »Hat Hadurah auch ein Siegel?«, fragte ich und sah von Mosaik zu Mosaik.
    »Ich glaube nicht. Zumindest kenne ich es nicht.« Sie zuckte mit den Schultern, und ich gab ihr in wenigen Worten das wieder, was ich von Raven erfahren hatte.
    »Dass Luzifer durch Hadurah fiel, wusste ich. Aber ich habe mir nie überlegt, was mit Hadurah geschah – und ob es nicht nur eine Legende ist.«
    »Ich denke, sie hat etwas mit dem Spiegelblut zu tun«, brachte ich meine Gedanken auf den Punkt. »Als Engel der Reflexion könnte sie mir ihre Kraft vermachen. Hast du je von einem Siegel mit zwei sich schneidenden Kreisen gehört?«
    Ich zog den Zettel, auf den ich das Symbol gemalt hatte, aus der Gesäßtasche und faltete ihn auseinander. »Und, kennst du es?«
    Shanny musste lachen. »Entschuldige, aber das sieht fast so aus wie das Label von Coco Chanel!«
    »Coco Chanel ist wohl kaum ein Engel«, sagte ich enttäuscht darüber, dass Shanny es nicht zu kennen schien.
    »Ihre Klamotten sind allerdings himmlisch!« Shanny betrachtete das Zeichen eine Weile. Plötzlich wurde sie ganz ernst. »Das könnte ein persönliches Siegel sein«, überlegte sie dann, als wäre sie davon selbst überrascht. »Der Engel hat dir ein ganz besonderes Geschenk gemacht.«
    »Wie das? Was ist ein persönliches Siegel?«
    »Die Kreise sind ein Zeichen für deinen Namen. Coco – wenn du die Buchstaben C und O übereinander schreibst, und das zweimal, bekommst du dieses Symbol. Erinnerst du dich an das, was Noah dir damals beim Frühstück erklärt hat?«
    Ich nickte nur und drückte den Zettel an meine Brust wie einen Schatz. Ein Siegel von meinem zerzausten Papageno-Engel!
    »Siegel sind Buchstaben oder Zeichen für Eigenschaften«, fuhr Shanny fort. »Aber natürlich haben nicht nur die Lichtträger Siegel. Siegel werden von vielen Institutionen benutzt.« Shannys Wangen röteten sich vor Aufregung. »Ich denke, dieses Siegel spiegelt das wider, was du bist und was du kannst.«
    »Eine Schnittmenge bilden?«, fragte ich skeptisch und erwischte mich dabei, wie ich eine Augenbraue hochzog, wie Damontez es immer tat.
    »Nein. Etwas zusammenzuführen, so dass es eins gibt!« Sie machte eine vage Handbewegung und ergänzte sachlich: »Zwei Seelenhälften natürlich. Wenn die Zeit reif ist, wirst du wissen, wie du es benutzen musst.«
    Ich schwieg und dachte über ihre Worte nach. »Wäre das nicht ein bisschen zu viel Zufall? Was, wenn ich Florence geheißen hätte? Was hätte Kyriel dann wohl gemacht?«
    »Zufälle gibt es ebenso wenig wie einen Himmel voller Geigen, Coco. Und unterschätze nicht die Kreativität der oberen Mächte.«
    Ich ging die Bilder durch, in der Hoffnung, das Zeichen auf einem der Mosaike zu finden. Ich erkannte eine gewisse Reihenfolge, zumindest innerhalb der Gemälde der linken Seite. Es war die Herabsendung eines Weltwandlers durch die vier Erzengel. Das Leben des Engels in menschlicher Gestalt auf der Erde, die Gefahr durch die Dämonen, die Schließung des Bündnisses. Der Bruch durch den Einen.
    »Der Künstler hat ihm kein Gesicht gegeben«, stellte ich fest.
    »Nein, Damontez wusste ja auch nicht, wer er ist.«
    »Damontez hat diese Mosaike angefertigt?«, fragte ich leicht schockiert.
    Sie nickte. »Manchmal habe ich ihm geholfen. In der ersten Zeit, als ich hier war, hat er das letzte Bild der linken Reihe begonnen.«
    »Es ist nicht fertig.« Ich schüttelte immer noch verwirrt über diese neue Erkenntnis den Kopf. Aber warum verwunderte es mich? Es war seine Geschichte. Andere Leute schrieben Tagebücher, er bemalte Glas. Doch weshalb hatte Shanny ihm geholfen? War das ein Teil ihrer Geschichte?
    »Wieso hat er nicht Faylin gemalt?«, erkundigte ich mich nach einer Weile.
    »Weil man es nicht sicher weiß.«
    Ich betrachtete den Einen. Ein dunkler Schatten überlagerte die Gesichtszüge. Es war gruseliger, als wenn man ihn hätte erkennen können.
    »Warum will mich der Eine töten? Was macht das für einen Sinn? Wieso will er überhaupt jedes Spiegelblut töten?«
    Wir liefen durch den Mittelgang und blieben vor Cheriour und der gespaltenen, goldenen Seele stehen.
    »Ich weiß es nicht, Coco. Vielleicht hängt es mit dem Fluch zusammen. Man sagt, seine Seele sei verdammt. Vielleicht liegt ihm nichts daran, dass er Fluch gebrochen wird. Es kann ja sein, dass er die Engel bestrafen will. Wenn der Fluch nicht gebrochen wird, schicken sie keine Weltwandler mehr. Die Weltwandler würden die Welt ja

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