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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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angreifen?«
    »Glynis hat es geschafft, dich zu verunsichern.« Seine Augenbrauen schoben sich zusammen, aber er ging bereitwillig auf den Themenwechsel ein. »Faylin hat im Moment Wichtigeres zu tun, als mich anzugreifen.«
    »Was denn?« Ich wollte so gerne hören, dass keine Gefahr bestand. Ich wollte nicht fliehen müssen, um ihn zu retten. Ich wollte bei ihm bleiben, ihm während des Lichtwechsels beistehen. Ich wollte meine Arme um seine Hüften schlingen, seine kalte Haut auf meiner fühlen, seine schwarzen Narben nachzeichnen, wenn sie nicht mehr brannten – und fürchtete mich gleichzeitig so wahnsinnig davor. Ich fürchtete mich vor seiner Welt, vor seinem Sein und den Gesetzen der Vampire. Es gab so vieles, was ich mir wünschte und gleichzeitig auch nicht wünschte.
    Er musste mir all das vom Gesicht ablesen, denn er blieb auf Abstand, als er sprach: »Faylin und Remo haben beide die Ambition, das Königshaus zu stürzen. Beide haben derzeit in etwa gleich viele Anhänger unter den Seelenlosen.« Er betrachtete mich nachdenklich. »Faylin wird seine Macht nicht schwächen, indem er bei einem Angriff auf das Sanctus Cor Lichtträger und Vampire verliert. Er wird sich erst auf Rom konzentrieren.«
    »Wie kommen sie denn dorthin?«, fragte ich ein bisschen erschüttert. Immer noch stand ich wie bestellt und nicht abgeholt in dem Kerker, während er im Türrahmen lehnte. Sein langes Haar fiel ihm wie ein Fächer auf die Schultern. Glatt und seidig. Hunderte von schwarzen Nuancen. Ich wollte hineingreifen, ihn daran ziehen, sehen, wie seine stoische Ruhe zu einer alles verschlingenden Leidenschaft wurde, die seinen eigenen Willen lahmlegte. Ich wollte sein dunkles Begehren entfachten und seine Zurückhaltung aufbrechen wie eine Muschelschale.
    »Coco-Marie?«
    »Was ist denn?« Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Er wirkte ungeduldig, aber auch ein wenig irritiert.
    »Hast du mir zugehört?«
    »Was?«
    »Die Raumkrümmer. So kommen sie nach Rom und wieder zurück. Wobei ein Raumkrümmer nicht mehr als zehn Personen auf einmal mitnehmen kann. Oft tarnt ein Illusionist die Lichtträger und Vampire, so bleibt die Formation den Gegnern bis zum Schluss verborgen. Aber natürlich haben sie auch längst eigene Leute dort unten.«
    »Ich …« Ich musste den Blick von ihm abwenden, um mich vernünftig mit ihm unterhalten zu können. Etwas war anders, er verhielt sich anders. So stoisch wie früher schien er gar nicht mehr. Er lehnte zu lässig an dem Holzrahmen, seine Augen folgten meinen Bewegungen zu wachsam; ich wusste weder, ob es gut war, noch wusste ich, warum. »Spielt das Königshaus eine Rolle? Ist es groß? Weshalb ist es so wichtig?«
    »Das Königshaus ist die letzte Instanz. Alle Streitigkeiten der Clans werden hier geschlichtet. Fällt das Königshaus, fällt damit auch die letzte Barriere, die die Seelenlosen daran hindert, ihre eigenen Gesetze überall auszuleben. Edoardo hat viele Lichtträger, sehr viele. Wenn die alle in die Hände der Seelenlosen fielen, hätte diese Seite einen enormen Vorteil.«
    »Aber es sind doch Lichtträger der Angelus? Sie würden doch nie für die Nefarius kämpfen?«
    »Coco.« Damontez schüttelte den Kopf. »Sei doch nicht so naiv. Glaubst du, Eloi ist ein Einzelfall? Nicht alle Lichtträger sind freiwillig bei den Seelenlosen.«
    »Er erpresst sie?« Meine Augen wurden groß.
    »Das ist keine Seltenheit.«
    »Damontez?«
    »Ja, Coco-Marie?« Er richtete sich zur vollen Größe auf und kam auf mich zu. Selbst seine Bewegungen wirkten anders, raubtierhafter.
    »Was ist mit Remo? Was wirst du tun, um seiner Forderung Folge zu leisten?«
    »Du meinst, dich nicht mehr so gern zu haben?« Seine Stimme klang rau und dunkel, zu kehlig. Sie machte mich nervös.
    Ich nehme das mit dem Entfachen der dunklen Leidenschaften mit sofortiger Wirkung zurück!
    Ich blieb stehen und mein Blick ging Richtung Boden.
    »Ich versuche, emotional ein wenig Abstand zu dir zu halten. Wenn ich meine Gefühle für dich zurückdränge, benutze ich auch Remos Seelenhälfte weniger, aber …« Er hob meinen Kopf, sanft und fordernd zugleich. »Das ist sehr schwer. Die Liebe kann man scheinbar nicht kontrollieren. Und wenn ich dich nicht lieben darf, begehre ich dich nur. Und das … leider in einem besonderen Maße! Einem sehr besonderen Maße.«
    War er deshalb heute so anders? Weil er gefühlsmäßig auf Distanz ging und mich deshalb mehr oder stärker begehrte?
    Ich zwinkerte unruhig. »Und was

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