Spiegelblut
besser machen. Möglich, dass er das verhindern will.«
»Seine persönliche Rache also für die Verdammung seiner Seele?« Ich zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Kann sein. Aber wieso hat er kein Interesse, seine Seele aus der Verdammnis zu befreien?«
»Vielleicht hat so eine Verdammung auch gewisse Vorteile, oder es ist ihm völlig egal!«
Mit bangem Herzen starrte ich auf das kleine Engelmädchen. »Meinst du, sie ist auch seelentot gestorben?« Der Gedanke machte mich traurig.
»Ich weiß es nicht. Aber die Seele von Damontez und Remo ist ja ebenfalls gespalten und sie sind nicht seelentot. Noch nicht!«
Ich sah sie hilflos an. »Glynis meint, ich sei eine Gefahr für das Sanctus Cor. Sie sagte, Faylin würde kommen, um Damontez zu töten. Damit würde er Remo eins auswischen wollen.«
Shanny verzog missbilligend ihr Gesicht. »Sie will, dass du fliehst, um Damontez zu schützen – sie will dich loswerden!«
Ich fasste Shanny so fest am Arm, dass sie erschrocken aufquiekte. »Was, wenn sie recht hat? Wenn Faylin angreift?« Der Gedanke war plötzlich so präsent, so real. Ich musste daran denken, wie verwundbar Damontez während des Lichtwechsels war, und bekam noch größere Angst.
Shanny musterte mich lange. »Ich arbeite mit Hochdruck an der Tarnung, Coco. Ich bin bald soweit.«
Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Falls ich fliehen wollte, würde sie mir helfen. Ich wusste zwar nicht warum, aber das würde ich sicher früh genug erfahren.
Mehrere Tage vergingen. Ich verbrachte jeden Lichtwechsel bei Damontez, ohne dass Glynis mich noch einmal erwischte. Trotzdem hielt sie sich auffällig oft in meiner Nähe auf. Ich sprach mit Damontez darüber, aber er beruhigte mich, indem er mir versicherte, dass er jeden ihrer Schritte überwachen ließ.
»Und wieso lässt du ihr die Unverschämtheiten durchgehen?«, wollte ich wissen. »Nicht öfter als fünf- oder sechsmal pro Nacht?«, fragte ich missmutig. Wenn ich nur daran dachte, wie sie meinen Pullover zurechtgezogen hatte, kochte der Zorn in mir.
Er öffnete die Tür zu meinem Verlies, es war Schlafenszeit für mich, und Schlafen durfte ich immer noch nur hier unten. »Was sollte ich dagegen sagen?«
»Zum Beispiel, dass du nichts dergleichen tust«, sagte ich und blieb in der Mitte des kleinen Kerkers stehen.
»Es ist besser für dich, wenn sie es glaubt.«
»Warum denn das?«
»So denkt sie, du würdest mir nichts bedeuten und nur meine Leidenschaften befriedigen müssen.«
Wieso sieht er mich so eigenartig an? So, als ob er sich das durchaus vorstellen könnte?
»Ich will aber nicht, dass sie das denkt … deine Leidenschaften?«, stotterte ich unbeholfen und machte einen winzigen Schritt zurück, von dem ich hoffte, er hätte ihn nicht gesehen. Hatte er aber!
Seine dunklen Augen wurden schmal und doch hielten sie mich durch die Intensität seines Blickes gefangen. »Wir hatten schon einmal darüber gesprochen. Es sind Gefühle, die ich problemlos empfinden kann.«
»Ach so«, sagte ich etwas kleinlaut.
»Wir können es uns nicht leisten, wenn Glynis aus verletztem Stolz die Seiten wechselt. Sie weiß zu viel über mich und unsere Strategie. Wir haben ein Abkommen mit zahlreichen Clans der Angelus geschlossen. Darin wurde geregelt, wie im Falle von Edoardos Tod vorgegangen wird. Vermutlich lässt Remo sich danach traditionell krönen. Oder auch Faylin, je nachdem, wer das Königshaus stürzt. Nicht alle Mitglieder eines Clans kennen den Inhalt des Abkommens, aber leider zählt bei meinem Kreis Glynis dazu. Also nimm ihre Unverschämtheiten einfach hin.«
Ich nickte kurz und fragte dann: »Sind die Leidenschaften der Vampire stärker als die der Menschen?«
Er lehnte sich an die Tür, ein bisschen zu nachlässig. »Ich denke schon. Wieso fragst du?«
Meine Wangen überzogen sich mit Hitze. »Nur so.« Ich hatte mir gerade überlegt, wie oft er seinen Leidenschaften sonst wohl nachkommen konnte, wenn Glynis ihn dazu anhielt, dies bei Menschenmädchen auf fünf- bis sechsmal – pro Nacht! – zu beschränken.
»Na dann …« Er wusste natürlich genau, was ich nicht aussprach, das Blitzen in den Augen zeigte es mir überdeutlich.
»Damontez …«
»Ja?« Er klang unschuldig wie ein Kind und dabei doch sündiger als der Teufel. Meine Güte, seit wann war er denn so sinnlich? Ich musste dringend das Thema wechseln, bevor es mich selbst in Verlegenheit brachte.
»Bin ich hier noch sicher? Glaubst du, Faylin wird
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