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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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schlang beide Arme von hinten um seine Taille, legte den Kopf auf seine kalte Haut. Er rührte sich nicht, und ich genoss seine Nähe, das feine Ziehen in meinem Bauch und das in meinem Herzen. Mit seinen Händen umfasste er plötzlich meine Unterarme und zog mich fester in die Umarmung. Mein Brustkorb schmiegte sich eng an seinen Rücken. Sekundenlang klammerte ich mich an all das, was sein könnte, aber nicht sein durfte. Doch es gab einen Ausweg, ich kannte ihn bereits. Ich war ein Spiegelblut und konnte ihm vielleicht eines Tages helfen, sich gegen Remo zu wehren. Ich musste nur ganz schnell meine Kräfte bekommen! Gerade, als ich Luft holte, um ihm alles zu sagen, klopfte es an der Tür. Abrupt ließ er mich los.
    »Verhalte dich, wie es sich gehört«, flüsterte er mir zu, dann folgte ein hartes: »Herein!«, während er gleichzeitig zur Tür schritt.
    »Damontez!«
    Als ich Glynis’ säuselnde Stimme hörte, zuckte ich zusammen. An die rothaarige Vampirin hatte ich in den letzten Stunden gar nicht mehr gedacht. Ich starrte hinter Damontez auf den Boden und wünschte mir inbrünstig, sie würde verschwinden, am besten für immer. Ich fragte mich gerade, warum er sie überhaupt noch in seinem Castle duldete, da er unmöglich weiter an ihre Version der Geschichte glauben konnte, als mir ihre nächsten Worte einen erneuten Schock versetzten.
    »Ich dachte, du würdest sie wieder in ihr Verlies sperren? Nach der Schmach, die sie dir auf Faylins Ball angetan hat … ausgerechnet Draca, Damontez! Selbst im Sanctus Cor redet man darüber.«
    »Ich hatte etwas mit ihr zu besprechen, Glynis. Eben wegen des Balls. Deswegen ist sie hier.«
    »In deinen privaten Räumen – und du mit nacktem Oberkörper?«
    Sie kannte die Narben, aber sie wusste nichts von seinen Schmerzen! Oder doch?
    »Das ist meine Sache! Sie ist mein Blutmädchen.«
    »Na, da kann ich mir ja denken, was du mit ihr besprochen hast.« Ganz unverhohlen war sie eifersüchtig. »Fällt dir nichts Besseres ein, um sie zur Rechenschaft zu ziehen?« Sie trat vor mich und zog demonstrativ meinen Pullover zurecht, als hätte ich ihn mir eben nur flüchtig übergestreift. Danach tätschelte sie gönnerhaft meinen Kopf. »Ich hoffe, es war nicht allzu schlimm für dich. Besonders glücklich siehst du ja nicht aus.«
    Meine Fäuste ballten sich. Am liebsten hätte ich sie ihr mitten ins Gesicht geprügelt. Ich atmete tief durch.
    »Nicht öfter als fünf- oder sechsmal pro Nacht, Damontez! Menschenmädchen vertragen es auf Dauer nicht häufiger«, sagte sie dann leicht herablassend.
    Meine Wangen glühten, meine geballten Fäuste zitterten. Warum ließ er es ihr durchgehen?
    »Ich wollte sie gerade wieder nach unten bringen«, sagte er nur, ohne auf ihren Einwand zu reagieren, und streifte sich sein Hemd über.
    »Nun, dann tu das. Ich komme mit.« Glynis drehte sich auf den hohen Absätzen um und wartete Damontez’ Antwort gar nicht erst ab.
    Während ich schweigend hinter ihm herlief, grübelte ich darüber nach, wie ich mich eines Tages am besten an ihr rächen könnte. Lichtgeißeln erschienen mir fast zu harmlos!
    Die ganze Zeit sprach sie von Terminen, die er einhalten müsste. Sie erwähnte den bevorstehenden Krieg zwischen Faylins und Remos Clan und vergaß auch nicht, meine Schuld daran vor Damontez auszubreiten.
    »Der Waffenstillstand wird immer mehr zu einem Vabanquespiel. Remo schlichtet bei Faylin! Stell dir das einmal vor. Faylin wird voller Zorn zum Gegenschlag ausholen.« Sie überlegte laut, ob Faylin es fertigbringen würde, das Sanctus Cor anzugreifen, um Remo eins auszuwischen. Vielleicht auch allein schon deswegen, weil seine rechte Hand Draca einen Narren an mir gefressen hatte (und wer wusste, wer sonst noch).
    Ich musste ihr widerwillig zustimmen. Als Spiegelblut war ich sogar noch viel wertvoller: Ich war der Trumpf im Ärmel eines jeden Dämons, der mein Blut trank. Dem Sanctus Cor stand ganz sicher ein Angriff bevor. Die Frage war nur: Wer würde zuerst kommen: Faylin oder Remo? Und wäre es nicht für alle Beteiligten besser, wenn ich fliehen würde?

25. Kapitel
    »Forsche jetzt nicht nach den Antworten,
die dir nicht gegeben werden können,
weil du sie nicht leben kannst …«
    RAINER MARIA RILKE
    Shanny holte mich aus dem Verlies, ehe die Sonne wieder unterging. Wir fielen uns um den Hals, und als ich ihr sagte, dass es mir gelungen war, Leslie ihre Botschaft zu übermitteln, drückte sie mich so fest an sich, dass ich keine

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