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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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Rücken geschoben?
    »Wir gehen zurück.« Plötzlich war er neben mir.
    Ich blinzelte zu ihm auf und nahm den Kopf ein wenig nach oben. Mir schwindelte. Ich bekam weder meine Arme noch meine Beine unter Kontrolle. Aber ich musste doch aufstehen! Mein Kopf sank über seinen Unterarm nach hinten. In dem Moment schob er den anderen Arm unter meine Kniekehlen und hob mich hoch, als wäre ich leicht wie eine Feder. Ich wollte die Augen schließen, aber mein Entsetzen hielt sie offen. Er trug mich durch das Feld aus Diamantsonnen. Der Weg kam mir unendlich lang vor, als würde die Nacht niemals enden. Obwohl mir so kalt war, tropfte Schweiß von meinen Schläfen, Sekunden später lief er mir am ganzen Körper herab. Oder war es Schneeregen? Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich stünde in Flammen. Mit letzter Kraft kickte ich einen meiner Stiefel von den Füßen.
    »Was machst du denn da?« Damontez seufzte, irgendwie verwirrt. Er hörte sich besorgt an und gar nicht so wie jemand, der mich eben so hart bestraft hatte.
    »Heiß …«, wisperte ich kraftlos.
    Damontez beugte sich mit mir auf den Armen nach unten, angelte den Schuh aus dem Schnee und zog ihn mir wieder an.
    »Unsinn, Coco-Marie! Du bist eiskalt.« Wieso klang seine Stimme immer noch so weich?
    »Heiß«, jammerte ich. »Mir ist so heiß …« Hitze brannte in jeder Pore meines Körpers.
    Mitten in einem Meer aus weißen Wolken sah ich Gesichter an mir vorbeiziehen. Lichtträger, die ihre Waffen einsammelten. Hunderte? Tausende? Ihre Blicke waren voller Mitleid.
    Wieso hatten sie die Speere geworfen? Um mir den Weg abzuschneiden? Oder um mich zu schützen, falls dort draußen Seelenlose lauerten?
    Kurze Dunkelheit – er schritt durch das Tor. Gefangen. Bei ihm. Für immer und ewig. So fühlte es sich in diesem Augenblick zumindest an.
    Damontez zog mich fester an sich, als wollte er mich wärmen, aber sein Körper war kalt wie Stein. Es tat gut, die Hitze in meinen Adern war unerträglich. Ich schmiegte mich an ihn, und er flüsterte etwas, das ich nicht verstand, in Spiegelsicht war es wie tannengrüner Samt. Er beugte sein Gesicht über meines, sah mir intensiv in die Augen und murmelte rhythmische Worte. Er zählte. Was zählte er? Meine Herzschläge? Meine Atemzüge? Egal was, das Ergebnis ließ ihn mehrfach auffluchen.
    »Beim Himmel mitsamt all seinen Cherubinen, Damontez!« Pontus sprach seinen Namen aus wie einen Fluch. »Sie erfriert! Coco …« Hände berührten meine Wangen. Wieder wurde mein Kopf gedreht, ohne dass ich etwas tun konnte. »Du hättest niemals … Sie ist völlig unterkühlt!«
    »Fass sie nicht an!« Es war mehr ein undeutliches Knurren als ein Satz. »Lasst mich vorbei!« Damontez rempelte jemanden an, ein kurzer Stoß ruckte durch meinen Körper, die Umgebung rotierte wie ein Kreisel. Eine Tür schwang auf. Er bellte irgendwelche Befehle quer durch die Gänge des Sanctus Cor. Die Hitze verschwand, und mir wurde kälter als je zuvor. Ich war so unendlich müde. Meine Lider sanken herab. Alles vergessen. Ab heute war ich offiziell sein persönlicher Besitz, vielleicht sogar sein Blutmädchen. Nur schlafen und vergessen.
    Ganz vorsichtig wurde ich auf herrlich warmen Grund gebettet. Ich konnte die Augen nicht mehr öffnen. Meine tauben Fingerspitzen zupften an etwas Weichem, flauschig wie Lammfell. Wo war ich? Vor mir prasselte es unablässig, aber es war kein Regen.
    »Coco?« Als ich Shannys Stimme erkannte, musste ich lächeln, während mir gleichzeitig Tränen in die Augen schossen. Antworten konnte ich nicht. Sie sprach mit jemandem. Myra? Sie zogen mich bis auf die Unterhose aus. Mir ging es so elend, dass es mir sogar egal war, ob Damontez dabei zusah. Warum ließen sie mich nicht schlafen? Zu zweit steckten sie mich in ein viel zu großes Hemd, knöpften es notdürftig zu und legten mich zurück auf das Fell. Auf der Seite zusammengerollt zog ich die Beine eng an meinen Körper und zitterte weiter, als läge ich immer noch im eiskalten Schnee.
    »Ihr könnt jetzt gehen.« Damontez’ Stimme kam vom anderen Ende des Raums. Eine Tür schloss sich. Seine Schritte kamen näher, er ließ es mich hören. Meine Finger krallten sich in das Fell. Bitte lass es vorbei sein! Bitte lass ihn nicht noch einmal mein Blut nehmen!
    Wenige Sekunden später legte er eine Wärmflasche auf meinen Bauch, breitete eine Decke über mir aus, schlug sie um meine Füße und zog sie hoch bis zu den Schultern.
    »Ich wollte nicht, dass du …« Er

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