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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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greifen sie das Sanctus Cor nicht an? Was würde passieren, wenn sie dich töten?« Ich wusste es, aber von ihm selbst hatte ich es noch nicht gehört.
    »Ich würde seelenlos sterben und Remo seine Seelenhälfte ebenfalls verlieren.«
    »Also vergeht die Seele, wenn einer von euch stirbt?«
    »Richtig.«
    »Und wenn du wärst wie Remo, also töten würdest wie ein Nefarius, würdet ihr beide auch eure Hälften verlieren?«
    »Ja, denn dann wäre die ganze Seele verdorben und die Gesetzmäßigkeiten der anderen Vampire gelten auch für uns.«
    »Du bist sozusagen Remos Sicherheit. Er kann tun und lassen, was er will, weil du auf die Seele achtgibst?«
    »So in etwa.«
    »Und wenn der Fluch gebrochen wird, kann sie aber nur einer bekommen. Der andere geht leer aus?«
    »Ja, so sagen es die Legenden.«
    »Remo verdient sie nicht«, sagte ich nur, und meinte es auch so.
    »Trotzdem will keiner die Schuld auf sich laden, dass Remo seelenlos wird, nur weil man mich tötet. Remo ist nach wie vor ein Sohn der Aristokratie, noch dazu sehr mächtig. Seine Rache wäre vernichtend für diejenigen, die es wagen würden. Daher ist das Sanctus Cor im Moment sicher. Für die Grenzlinien gilt das jedoch nicht.«
    »Und wieso lädt Faylin dich ein?«, wollte ich wissen.
    »Angeblich um ein internes Bündnis für Glasgow und auch ganz Schottland abzuschließen. Ein Vertrag, in dem festgehalten wird, wie sich das Zusammenleben zwischen den Angelus und den Nefarius künftig ohne die üblichen Fehden gestalten soll.«
    »Ist das gut?«, fragte ich und ließ meinen Blick vorsichtig über sein Gesicht schweifen. Seine Wangenhöhlen lagen tiefer als gewöhnlich, er war besorgt. Woher wusste ich das so genau?
    »Wenn es so der Wahrheit entsprechen würde, wäre es gut«, antwortete er grimmig.
    »Was steckt denn sonst noch dahinter?« Ich zupfte nervös an dem Fell unter mir. Eine Stelle war schon ganz kahl. Mir fielen Pontus’ Worte von vorhin ein. Sie wollen das Spiegelblut!
    »Sieh mich an, Coco-Marie!«
    Ich schluckte, blickte auf und starrte in seine Augen. Meine Hände krallten sich Halt suchend in dem Fell fest wie in einer Mähne.
    »Faylin will dich sehen. In der Einladung steht explizit, dass anschließend ein Ball stattfindet, bei dem die Anwesenheit der Blutmädchen erwünscht ist. Faylin geht es weder um irgendwelche Grenzlinien noch um neue Gesetze noch um den Frieden. Es geht um dich! Der Ball ist bereits in vier Tagen.«
    Ich hatte das Gefühl, wieder einsam im Schnee zu liegen und auf den kalten Tod zu warten. Faylin war der Eine! Er war mein Schicksal, der Grund, wieso es überhaupt Spiegelseelen geben musste. Er hatte das Engelmädchen getötet und seine gesamte Spezies in Ungnade gestürzt. Er war schuld, dass der Himmel keine Weltwandler mehr schickte. Und jetzt wollte er mich sehen. Um mich zu töten?
    »Und wenn wir einfach nicht hingehen?«, fragte ich verzweifelt. »Er kann dich doch nicht zwingen …«
    »Wenn wir nicht gehen, wird er davon ausgehen, dass du ein Spiegelblut bist und ich dich verstecken will. Das wäre der einzige Grund, einen Angriff auf das Sanctus Cor vor Remo und seinen Anhängern zu rechtfertigen – um deine Macht in den Besitz der Nefarius zu bringen. Davon würden sie alle profitieren, zumindest würde er es so verkaufen.«
    Mein Blick sank. »Was unterscheidet einen Ball, bei dem … ich meine, die Blutmädchen, was ist an so einem Ball im Gegensatz zu anderen Bällen …«, ich verhaspelte mich hoffnungslos und spürte meine Wangen brennen.
    »Auch wir pflegen verschiedene Arten von Festen zu feiern, Coco. Bei manchen Tanzabenden werden adlige oder ranghohe Vampirinnen in die Gesellschaft eingeführt und zur Wahl freigegeben. Bei anderen wird der Abschluss einer politischen Verhandlung gefeiert. Ob Blutmädchen dabei sind oder nicht, entscheidet ausschließlich der Gastgeber und legt so die Etikette fest; das ist bei den Seelenlosen ebenso wie bei den Angelus.« Ich sah ihn erneut an, um mich besser auf das konzentrieren zu können, was er mir erklärte. »Die Atmosphäre eines solchen Balls ist weniger förmlich, dafür aber aufgeheizter. Manchmal findet ein fragwürdiger Austausch der Mädchen statt. Das scheint immer ein Höhepunkt des Festes zu sein.«
    Ein namenloses Grauen machte sich in meinem Inneren breit. Ich öffnete mehrmals den Mund, um etwas zu fragen, doch ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    »Solch ein Austausch kann nur dann stattfinden, wenn beide Parteien

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