Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
katastrophalen Zustand ihres Freundes, und sie hasste Deborah dafür.
6 | Hass
Er schenkte sich ein weiteres Glas ein. Billiger, klarer Fusel. Heute musste gefeiert werden. Er war schon schier verzweifelt, weil er dachte, dass er es nie schaffen würde. Aber der zurückliegende Tag hatte endlich den ersehnten Erfolg gebracht.
Eine wahre Ewigkeit hatte es gedauert, bis er die kleine Samantha ausfindig gemacht hatte. Sie hatte ihren Namen geändert, und an diese Möglichkeit hatte er gar nicht gedacht. Aber es passte zu ihr. Dieses blöde Balg! Über zwölf Jahre hatte er wegen ihr im Gefängnis verbracht. Ein Viertel seines Lebens, weggeworfen, verschwendet, unwiederbringlich verloren.
Und warum? Wegen nichts! Nur weil er hin und wieder ein wenig Spaß mit Barbara gehabt hatte. Wen kümmerte das schon? Immerhin hatte er seiner Adoptivtochter ein neues Zuhause gegeben, hatte sie ernährt, ihr ein Dach über dem Kopf gegeben. Ohne ihn wäre sie im Heim geblieben, mit all dem anderen Gesocks, wo sie hingehörte. Von seinem Geld hatte sie gelebt. Sie hatte ihm gehört. Er hatte mit ihr machen können, was er wollte. Aber die Richter hatten die Dinge anders gesehen. Vielleicht, weil Julian ein Junge gewesen war. Dabei war Bi-und Homosexualität doch nichts Ungewöhnliches mehr.
Julian sei noch ein Kind gewesen, hatte der Richter gesagt. Herr gott, natürlich war er noch ein Kind gewesen, sonst hätte er arbeiten gehen und sich selbst ernähren können. So aber musste er den Bengel durchfüttern. Was lag also näher, als dass der Junge sich ebenso dafür erkenntlich zeigte wie Barbara?
Es wäre alles gar nicht so schlimm geworden, wenn die Polizei nach dem Vorfall mit Julian und Barbara nicht die Leiche von Kathy gefunden hätte. Vielleicht wäre er nach zwei bis drei Jahren wieder draußen gewesen. Eventuell wäre die gesamte Strafe sogar auf Bewährung ausgesetzt worden. So aber hatte er sich zusätzlich wegen sexuellen Missbrauchs mit Todesfolge zu verantworten gehabt. Hatte die kleine Dirne auch krepieren müssen? Diese Schlampe! War einfach verreckt, noch während er in ihr gewesen war. Was konnte er dafür, wenn sie einfach wegstarb? Verdammt noch mal!
Die Wut kochte in ihm hoch. Sein Leben war so schön gewesen. Er hatte tun und lassen können, was immer er wollte, hatte eine Frau gehabt, die ihn stets gewähren ließ, egal was er tat. Hatte seine kleinen Leibeigenen gehabt, die ihm zu Dank verpflichtet gewesen waren.
In dem Jahr, als es passierte, hatte er sich noch ein Kind holen wollen. Es wäre überhaupt kein Problem gewesen. Die Kinderheime steckten voll von Kindern, die sich nach einer Familie sehnten, und Geld konnte er damals genügend vorweisen. Er hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, Samantha zu sich zu holen. Barbara hatte sie schon öfter mitgebracht. Aber dann hatte die kleine Göre ihm alles kaputt gemacht. Dafür würde sie bezahlen.
Zwölf Jahre hatte er Zeit gehabt, um sich zu überlegen, was er mit ihr anstellen würde. Alles, was Barbara früher mit ihm erlebt hatte, würde dagegen ein Spaziergang gewesen sein. Winseln würde sie, aber es würde ihr nichts nutzen. Sie würde schon vorher zittern vor Angst, denn er würde sie wissen lassen, was er vorhatte. Erst mit kleinen Hinweisen, die sie einschüchtern würden. Dann mit immer deutlicheren Zeichen. Dabei würde er vorsichtig genug sein, damit man ihm nichts anhängen konnte. Niemand würde beweisen können, dass er irgendetwas tat. Zwölf Jahre waren eine lange Zeit, um an einem Plan zu feilen und ihn zu perfektionieren.
Morgen würde er beginnen sie zu beschatten, damit er wusste, wie sie lebte, was sie tat, mit wem sie zusammen war, und was der beste Zeitpunkt sein würde, um sie zu schnappen.
Seine Hand strich durch die wenigen Haare, die seine Halbglatze umrahmten. Wie immer, wenn er das tat, erinnerte ihn die Narbe an seinem Hinterkopf an jenen Tag.
Schnell trank er das Glas in einem Zug leer, in der Hoffnung, die Erinnerung würde sich verflüchtigen. Doch sie blieb, und die unbändige Wut in ihm wurde unerträglich. Er holte aus und warf das Glas gegen die Wand. Mit einem lauten Klirren zersprang es.
7 | VesdE GmbH
Sam legte die fünf Kilo Scheibe, die sie während der Situps hinter dem Kopf gehalten hatte, zur Seite. Genug für heute. Jetzt noch ein paar Dehnübungen, dann sollte sie unter die Dusche gehen. In einer Stunde musste sie los, um sich ihre Brötchen zu verdienen.
Nachdem sie sich ihr zweites
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