Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
sie stehen bleiben müssen, und dann hatte sie vielleicht eine Gelegenheit zu entkommen. Mit etwas Glück würde auch jemand den Vorfall von eben bei der Polizei melden, und eine Streife würde sie anhalten. Dann hätte sie gewonnen.
Bis zum Wiesbadener Kreuz fuhren sie schweigend weiter. Dort dirigierte sie der Fremde auf die A3 in Richtung Köln. Ihr Weg war nun nicht mehr weit, denn an der Autobahnraststätte Medenbach ließ er sie abfahren.
Während sie den Wagen auf dem Verzögerungsstreifen abbremste, bewegte sich der Mann hinter ihr, ohne dass sie feststellen konnte, was er tat. Kurz daraufhin spürte sie es. Offensichtlich hatte er ein zweites Messer hervor geholt, welches er ihr jetzt von links an den Hals hielt.
"Damit du nicht auf die Idee kommst, aus dem Auto zu springen, sobald wir anhalten. Egal, in welche Richtung du dich bewegst: Du wirst deinen Hals in eines der Messer treiben. Um es für dich noch interessanter zu machen, schneide ich dabei die Nerven an der Wirbelsäule durch. Du wirst dann nichts mehr spüren, aber dein Kopf wird dir sagen, dass da ganz viel Blut aus deinem Hals quillt. Jeder Versuch, deine Arme mit mentaler Kraft zu heben um nach der Wunde zu greifen, wird scheitern. Egal wie groß deine Panik sein wird, du wärest nicht einmal in der Lage, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Also, benimm dich!"
Er ließ sie auf eine Parkposition fahren, in dessen unmittelbarer Nähe keine anderen Fahrzeuge standen.
"Und jetzt nimmst du die Arme zur Seite, lässt sie herunter hängen, und drehst sie so weit wie möglich nach hinten." Bei diesen Worten verstärkte er den Druck der beiden Messer. Evelin stöhnte auf und kam seiner Aufforderung nach. Was sollte sie auch tun? Hätte sie die Tür aufreißen und einen Fluchtversuch riskieren sollen?
Die Klinge auf der rechten Seite verschwand. Evelin hatte das Gefühl, dass ihre Wunde nicht mehr blutete. Zumindest spürte sie nichts Nasses mehr an ihrem Hals.
Aus dem Fond waren metallische Geräusche zu hören. Dann legten sich kalte Stahlfesseln um ihr rechtes Handgelenk. Das Klicken von einrastenden Handschellen erfüllte den kleinen Raum. Kurz darauf war das Messer auf der rechten Seite wieder zu spüren, dafür verschwand das linke. Die Prozedur mit den Handschellen wiederholte sich an ihrem zweiten Handgelenk.
Offenbar hatte der Mann die beiden Handschellen mit einem Seil oder einer Kette miteinander verbunden, oder er hatte sich gleich eine Spezialanfertigung besorgt. In jedem Fall war Evelin nun gefesselt, und ihre Arme wurden noch ein Stück weiter nach hinten gezogen, so, als ob der Killer die Verbindung zwischen den beiden Fesseln verkürzte.
Anschließend passierte lange Zeit nichts. Es dauerte sogar solange, dass Evelin irgendwann fragte: "Und nun?"
"Wir warten", antwortete Franks Mörder, ohne darauf einzugehen, worauf sie warteten. Evelin hatte bald jedes Gefühl für Zeit verloren. Was hatte er mit ihr nur vor? Wenn er sie töten wollte, dann hätte er das schon längst tun können. Auf der anderen Seite: Wenn sie tot hinterm Steuer saß und jemand vorbeikam, konnte das durchaus auffallen. Immerhin waren sie auf einem öffentlichen, gut besuchten Parkplatz, mitten am Tage. Nein, hier würde er sie nicht umbringen können, sein Ziel musste ein anderes sein. Dieser Gedanke beruhigte Evelin ein wenig. Vielleicht würde sich dann doch noch eine Gelegenheit zur Flucht bieten.
Es musste mindestens eine Viertelstunde Stille geherrscht haben, in der sie es vermied, in den Rückspiegel zu schauen. Vielleicht war es auch schon eine halbe oder sogar eine ganze Stunde gewesen, Evelin wusste es nicht zu sagen. Mit der Zeit waren die Scheiben von ihrem Atem so beschlagen, dass man nicht mehr hinausschauen konnte. Deshalb hatte er also das Fenster ein wenig geöffnet gehabt, während er vor Svens Haus auf sie gewartet hatte. Ihr wären sonst sofort die von innen beschlagenen Scheiben aufgefallen!
Jetzt verschwand auch das zweite Messer von ihrem Hals. Bei einem vorsichtigen Blick in den Rückspiegel stellte Evelin fest, dass der Kerl sie nicht aus den Augen ließ, obwohl er außerhalb ihres Blickfeldes irgendetwas mit seinen Händen zu tun schien. Bald würde auch der Spiegel so sehr beschlagen sein, dass man nichts mehr darin sehen würde.
Es dauerte einen Moment, dann beugte sich der Fremde vor, und sie spürte zwei Dinge. Einmal einen undefinierbaren Gegenstand an ihren Lippen, und zum anderen wieder ein Messer, welches ihre linke Wange
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