Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
trat. Gleichzeitig löste sich noch ein Schuss aus der Waffe. Die Kugel verirrte sich irgendwo im Zimmer. Dann verschwand der Körper im Dunkel des Nachbarzimmers.
Plötzlich war es ruhig. Fast. Das hektische Atmen von Nika war in der Stille laut und deutlich zu hören.
„Du hast es geschafft, Kleines“, flüsterte Sam.
Ein tränenüberströmtes Gesicht drehte sich zu Sam. Die Detektivin erkannte, dass sich in dem Mädchen nun die gesamte Anspannung des Erlebten geballt entlud. Von einem Gemisch aus Lachen und Weinen übermannt brachte Nika einen einzigen Satz hervor: „Du hast mich Kleines genannt.“
39 | Vorbei
Langsam erwachte Sam. Zunächst lag sie noch in einer Art Dämmerzustand, nicht wirklich wach, aber auch nicht mehr schlafend. Noch tief in sich gekehrt analysierte sie ihren Körper. Rückenlage, nicht gefesselt. Schmerzen in beiden Schultern. Die Hüfte tat weh. Ihr Gesicht fühlte sich an, als hätte es jemand als Punchingball benutzt.
Die linke Hand wurde von der warmen Hand einer anderen Person gehalten.
Was für ein Geruch lag in der Luft? Sam kannte diesen Geruch, er war typisch für … ja, für was? Natürlich! Sie lag in einem Krankenhaus. Es war vorbei. Und sie hatte überlebt. Was war mit Nika? Konnte es sein, dass Bruno den Hammer überlebt hatte und wieder zu sich gekommen war? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Wie hatte Nika wohl die verschlossene Tür überwunden? Die Neugier siegte über den Wunsch, die Augen geschlossen zu halten.
Das Licht war aus, nur die Notbeleuchtung verbreitete ein warmes Dämmerlicht. Das schattige Gesicht von Nika war entspannt. Die Augen des Mädchens waren direkt auf Sams Gesicht gerichtet. Jetzt hatte sie offensichtlich registriert, dass Sam wach geworden war. Ein sanftes Lächeln erschien und erhellte die Gesichtszüge.
Auch Sam lächelte. „Hallo Kleines. Wie geht es dir?“
„Mir? Ich habe doch nichts Ernstes. Aber wie fühlst du dich?“ Das Mädchen klang mehr erleichtert als besorgt. Das sagte Sam, dass ihre Schusswunde nicht so schlimm sein konnte.
„Ich fühle mich, als wäre ich unter einen Mähdrescher gekommen, aber sonst geht es mir gut.“
Das Gesicht von Nika wurde wieder ernst. Langsam beugte sie sich vor und ließ ihren Blick fortwährend in Sams Augen ruhen. Kurz vor Sams Gesicht zögerte sie einen Moment, dann legte sie sanft ihre Lippen auf die von Sam und küsste sie. Die Detektivin ließ es geschehen ohne sich zu wehren. Dabei empfand sie eine tiefe Wärme und Zufriedenheit.
Nach einigen Sekunden löste sich Nika von ihr und stammelte ein leises „Entschuldige bitte“.
Sam lächelte und kommentierte den Kuss nicht. Stattdessen sagte sie: „Erzähle mir, wie wir da rausgekommen sind.“
Nika setzte sich wieder zurück und begann: „Du warst plötzlich bewusstlos und ich hatte schreckliche Angst, dass du tot sein könntest. Ohne mich um den Mann zu kümmern, habe ich nach dir gesehen. Du warst ja zum Glück nackt, so kam ich schnell an die Wunde.“
„Was ist mit meiner Hüfte?“
„Die Ärzte sagen, es sei nur eine Fleischwunde und wird schnell verheilen. Aber es hat geblutet wie Sau. Ich habe mir nicht anders zu helfen gewusst, als das Bettlaken als Verband um dich zu wickeln. Damit konnte ich wenigstens die Blutung einigermaßen stillen. Dann habe ich mir die Taschenlampe von dem Kerl geholt und versucht, aus dem Haus zu kommen. Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, dass der Mann ja den Schüssel zu der Tür bei sich haben musste. Es war ganz schön ekelhaft gewesen, ihn anzufassen. Ich wusste ja auch nicht, ob er nicht vielleicht doch wieder zu sich kommen würde, deshalb habe ich eine Scheißangst gehabt. In jedem Fall konnte ich dann die Tür öffnen und den Weg nach oben suchen. Als ich aus dem Haus gekommen bin, kam gerade dein Polizistenfreund. Der Name Mia sagt dir sicher etwas, oder? Sie hatte Gregor angerufen. Er war intelligent genug gewesen, gleich eine Ambulanz mitzubringen, die dich hergebracht hat.“
„In welchem Krankenhaus sind wir denn?“
„Idstein“, war die knappe Antwort.
„Und was ist mit Bruno?“, wollte Sam wissen.
„Er ist tot.“
Sam nickte. Sie sah das Mädchen an. Zweifellos hatte Nika den Mann getötet. Selbst Menschen, die so etwas durchaus beruflich tun mussten, wie Soldaten oder Polizisten, kamen damit manchmal nicht zurecht.
„Ist es ein großes Problem für dich?“, fragte Sam.
„Was meinst du?“, stellte Nika eine Gegenfrage. Sie schien
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