Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
wie es so viele andere Männer getan hätten. Er hatte sie wie eine gleichberechtigte Partnerin behandelt. Er hatte sich nicht gegen die Zenith-Pflaster gewehrt, obwohl er wusste, dass die erste Generation einen Menschen tötete, wenn nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zeit das Gegengift verabreicht wurde. Das sagte ihr, wie erfahren er war und wie sehr er auf seine Fähigkeiten vertraute. Es konnte durchaus sein, dass sie ihn ein klein wenig unterschätzt hatte.
Sam grinste sie an, so rotzfrech und großspurig, dass sie erschüttert war. Nie hatte sie so auf einen Mann reagiert, wie sie auf ihn reagierte. Ein einziges Aufblitzen seiner weißen Zähne und ein spöttischer Schimmer, der diese dunklen Augen wärmte, genügten, damit sich ihr Körper überhitzte und das Blut mit mehr freudiger Erregung, als sie jemals verspürt hatte, durch ihre Adern strömte. Sam Johnson gab ihr das Gefühl, lebendig zu sein.
Sie war in zahllosen gefährlichen Situationen gewesen – das lag in der Natur ihres Geschäfts –, und sie hatte nie eine derart starke körperliche und emotionale Reaktion auf irgendjemanden erlebt. »Du bist ein gefährlicher Mann, Sam«, sagte sie anklagend.
Jetzt zog ein schelmisches Lächeln über sein Gesicht. »Du machst dir keine Vorstellung davon, wie gefährlich ich bin, Ms. Yoshiie.«
Sein Lächeln stellte ihr alle möglichen Dinge in Aussicht, die nichts mit der Kriegsführung gegen einen Feind, wohl aber mit dem Kampf der Geschlechter zu tun hatten. Wie konnte es sein, dass diese höhnische Bemerkung, die er ihr leise zuflüsterte, sie so schmelzen und glühen ließ? In seinen Augen stand etwas Stürmisches und Turbulentes, das verführerisch war, und eine Frau von ihrem Naturell fühlte sich davon enorm angesprochen.
Sie waren von unbekannten feindlichen Kräften umgeben, und doch schien der Mann neben ihr die Erfahrung in eine erfrischende Achterbahnfahrt der Gefühle zu verwandeln. Sie war sich noch nie so weiblich vorgekommen wie jetzt, als sie mit ihren Schusswaffen und Messern und mit Pfeil und Bogen neben Sam im modernden Unterholz lag. Und es begeisterte sie, verdammt noch mal, dass er gefährlich war.
Sie setzten sich gemeinsam in Bewegung, als tanzten sie miteinander. Sie benutzten ihre Ellbogen und ihre Zehen, um über das unebene Gelände zu kriechen, zwei Eidechsen, die sich lautlos voranbewegten. Noch nicht einmal das Rascheln von Kleidungsstücken verriet sie, als sie näher an den Feind heranrobbten. Rechts von ihnen erstarb plötzlich das Motorengeräusch des Jeeps, und eine Stimme rief etwas auf Spanisch. Eine andere antwortete in derselben Sprache. Wie von Fäden gezogen, sahen sie einander an und waren beide verblüfft. Thorn konnte einfach nicht glauben, wie gut sie aufeinander eingestimmt waren. Weshalb sollten Söldner in einem der Jeeps und Mexikaner in dem zweiten gemeinsam mit iranischen Soldaten, die offensichtlich eine militärische Ausbildung absolviert hatten, Jagd auf sie machen?
Du bist anscheinend wirklich sehr beliebt, stimmt’s?, fragte Thorn, und ein spöttischer Tonfall schlich sich in ihre Stimme ein. Sie zog ihr Messer und wandte sich einem Geräusch links vor ihnen zu. Jemand war in ihrer Nähe, zu nah.
Sam legte seine Hand auf ihren Arm, um sie zurückzuhalten. Du blutrünstige Frau. Lass sie in Ruhe. Meine Leute sind in der Luft, und wir wollen in der Lage sein, sie zu demjenigen zurückzuverfolgen, der sie geschickt hat. Ein paar von ihnen müssen am Leben gelassen werden.
Das sind zu viele Überlebende, wenn sie entschlossen sind, meinen Bruder zu entführen.
Was sie hätte sagen sollen , war, er solle sie nicht anrühren. Niemand rührte sie an, nicht ohne ihre ausdrückliche Genehmigung, und die hätte sie eh keinem erteilt. Um sie herum wurde es immer lauter. Bald würden sie keine Wahl mehr haben. Die Soldaten, die sich ihnen näherten, kamen nicht aus dem Jeep. Es waren Männer, die wussten, was sie im Wald taten. Sie rückten in Schlachtformation an, hatten sich aufgefächert, verringerten zielstrebig die Distanz, und sie waren bewaffnet und zu allem bereit. Sie bewegten sich so schnell, als wüssten sie, dass ihnen nur Minuten blieben, um ihre Beute zu finden.
Wir haben so gut wie keine Deckung. So haben wir keine Chance. Ihre Hand glitt wieder einmal zu ihrer Waffe. Sie war gut im Nahkampf, aber dafür waren es zu viele. Es würde laut zugehen müssen, und das würde den Beschuss auf sie lenken. Sie konnte sein Blut riechen, aber
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