Spiel der Herzen (German Edition)
mich und meine Geschwister zu quälen, weil sie weiß, wie sehr wir ihn hassen. Außerdem hätte Desmond die Brauerei durch den Mord an unseren Eltern nicht bekommen, selbst wenn Großmutter ihn als Erben eingesetzt hätte.«
»Betrachten wir das Ganze doch aus einer anderen Perspektive. Vielleicht hatte Ihr Vetter damit gerechnet, die Brauerei zu erben, als sein Onkel, der Gatte Ihrer Großmutter, starb – oder sie wenigstens leiten zu können. Er hatte sicherlich nicht erwartet, dass sie den Betrieb allein weiterführt.«
»Wohl wahr.«
Pinter faltete die Hände vor dem Bauch. »Als er nicht bekam, was ihm in seinen Augen zustand, hat er sich vielleicht eine andere Möglichkeit überlegt, um es zu bekommen. Ihrer Großmutter hatte der Tod ihres Gatten erheblich zugesetzt. Vielleicht glaubte Ihr Vetter, dass ihr der gewaltsame Tod ihres einzigen Kindes und ihres Schwiegersohns – und der daraus resultierende Skandal – den Rest geben würden. Dabei hat er möglicherweise gar nicht darauf spekuliert, dass die Geschichte sie umbringt, sondern lediglich darauf, dass sie die Unternehmensführung abgibt.«
Pinter stellte sein Glas ab und erhob sich, um im Raum auf und ab zu gehen. »Sie, Sir, wären noch viel zu jung gewesen, um die Brauerei zu leiten, und der junge Marquess war zu beschäftigt mit dem Gut. Der logische Nachfolger Ihrer Großmutter wäre demnach Desmond Plumtree gewesen. Vielleicht hat er sogar gewusst, dass er als Erbe vorgesehen war, und wenn Ihre Großmutter nun wegen der furchtbaren seelischen Strapazen gestorben wäre …«
»Wenn er so gedacht hat, warum hat er dann meine Eltern getötet und nicht meine Großmutter? Sie wäre ein leichteres Ziel gewesen.«
»Ja, aber dann hätte Ihre Mutter vielleicht geerbt. Und es hätte das Risiko bestanden, dass sie jemanden auswählt, der die Brauerei leiten soll. Und alle drei hätte er schließlich nicht töten können – das wäre zu verdächtig gewesen.«
Jarret kippte den Rest seines Brandys in einem Schluck hinunter. »Ist die Vermutung, dass er es getan hat, um sich die Brauerei unter den Nagel zu reißen, nicht etwas weit hergeholt?«
»Aber durchaus plausibel.« Pinter blieb stehen. »Um irgendetwas davon beweisen zu können, muss man natürlich mehr in Erfahrung bringen.« Er zählte es an seinen Fingern ab. »Warum er in der Gegend war. Ob er an jenem Nachmittag tatsächlich auf dem Gut war. Wie das Testament Ihrer Großmutter zu diesem Zeitpunkt aussah. Dazu könnten wir sie natürlich –«
»Nein, ich will nicht, dass sie damit behelligt wird.«
Pinter starrte ihn an. »Warum, wenn ich fragen darf?«
Jarret stellte sein Glas ab. »Erstens ist sie immer noch krank. Zweitens geht es um schwere Anschuldigungen gegen ihren Neffen, die lediglich darauf basieren, dass ein Knecht neunzehn Jahre zuvor Blut an dem Steigbügel gesehen hat, sowie auf meiner flüchtigen Erinnerung, Desmond auf dem Gut gesehen zu haben. Außerdem frage ich mich, ob er überhaupt einen kaltblütigen Mord zustande brächte.«
Andererseits war Desmond ein echter Dreckskerl. Jarret drehte sich bei der Vorstellung, dass er vielleicht wirklich seine Eltern auf dem Gewissen hatte, der Magen um. Hatten sie etwa all die Jahre eine elende Natter in ihrer Mitte gehabt?
Nein, dafür gab es nicht genug Beweise. Jedenfalls noch nicht. »Gibt es eine Möglichkeit, an Großmutters Testament heranzukommen, ohne sie in Aufruhr zu versetzen?«
Pinter dachte nach. »Sie könnten jemandem die Erlaubnis erteilen, Mr. Bogg zu bitten, alle bisherigen Fassungen des Testaments einsehen zu dürfen. Ihr Freund Masters, der Anwalt, könnte das in Ihrem Auftrag tun und mich in den Vorgang einbeziehen. Er könnte sagen, Sie und Ihre Geschwister wollten sich hinsichtlich des Ultimatums der Großmutter Ihrer Rechtsansprüche sicher sein. Das würde weder Ihrer Großmutter noch Mr. Bogg verdächtig vorkommen.«
»Gute Idee! Ich werde mit Masters darüber sprechen, sobald ich wieder in London bin.«
»Inzwischen werde ich weiter ermitteln. Ich werde versuchen herauszufinden, ob einer der Stallburschen an jenem Tag auf dem Gut mit Ihrem Verwandten zu tun hatte. Ich kann auch seine Bediensteten fragen, warum er die Stadt verlassen hat.«
»Vorsicht!«, sagte Jarret. »Desmond darf nicht merken, dass wir Nachforschungen über ihn anstellen. Wer weiß, was er tut, sollte er tatsächlich schuldig sein.«
Pinters Miene verdüsterte sich. »Damit komme ich zu einer weiteren unangenehmen
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