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Spiel der Herzen (German Edition)

Spiel der Herzen (German Edition)

Titel: Spiel der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Hugh nur zu gut, warum sie nicht heiraten wollte. Weil sie Geordie dann verlassen musste. Und wie sollte sie das jemals übers Herz bringen?
    Er war ihr Sohn.
    Das wusste Geordie natürlich nicht. Er wusste nicht, dass ihr Verlobter Rupert sein Vater war, der im Krieg gefallen war, bevor Annabel Geordie geboren hatte. Geordie war in dem Glauben aufgewachsen, sie sei seine Tante. Und an dieser Lüge musste sie festhalten, wenn der Junge nicht unter dem Stigma, ein Bankert zu sein, leiden sollte.
    Aber sie konnte natürlich dafür sorgen, dass er Liebe und Fürsorge erfuhr, auch wenn sie nicht diejenige war, die er Mutter nannte.
    Ein Schluchzer drohte ihr die Kehle zuzuschnüren, und sie schluckte ihn hinunter, wie sie es immer tat. Ihr Sohn wuchs so rasch heran. Eines Tages mussten sie und Sissy und Hugh ihm die Wahrheit sagen. Als er noch klein gewesen war, hatten sie es für das Beste gehalten, das Geheimnis zu wahren; aus Angst, er könne es ausplaudern. Doch in letzter Zeit hatte Sissy sie immer wieder darauf hingewiesen, dass es an der Zeit sei, es ihm zu sagen.
    Es war tatsächlich an der Zeit, sie konnte sich nur nicht dazu überwinden. Er würde furchtbar verletzt sein, wenn ihm klar wurde, dass sein ganzes Leben eine Lüge gewesen war – dass sein leiblicher Vater tot und seine leibliche Mutter eine Dirne war. Und er würde sie für alles verantwortlich machen, und vielleicht verlor sie ihn dann für immer. Dieses Risiko konnte sie einfach nicht eingehen. Noch nicht. Nicht bevor das Problem mit Hugh gelöst war.
    Sie runzelte die Stirn. Was sollten sie nur mit Hugh machen? Die Lage wurde jeden Tag hoffnungsloser. Je melancholischer er wurde, desto mehr trank er, und umso weniger kümmerte ihn die Brauerei. Bislang hatten sie es verheimlicht, aber irgendwann kamen die Leute bestimmt dahinter, dass er etliche Tage nicht im Büro erschienen war und Termine mit wichtigen Händlern versäumt hatte, weil er sich zu Hause in seinem Arbeitszimmer bis zur Besinnungslosigkeit betrank.
    »Du solltest auf Vater hören«, sagte Geordie in dem überheblichen Ton, den er häufig anschlug, seit er zwölf geworden war. »Er will dir doch nur helfen, einen Ehemann zu finden, bevor du zu alt bist.«
    »Geordie!«, schalt Sissy. »Sei nicht so unhöflich!«
    »Ich will gar keinen Mann haben, Geordie«, sagte Annabel matt.
    Das war eine schamlose Lüge. Wie jede andere Frau wollte sie einen Mann und Kinder und ein hübsches Haus. Aber welcher Mann würde sie nehmen, wenn er erfuhr, dass sie nicht mehr unberührt war? Und selbst wenn einer Verständnis für ihre Jugendsünde haben sollte, würde er ihren unehelichen Sohn nicht zu sich nehmen wollen. Sie müsste Geordie zurücklassen, schon allein um ihm die grausame Brandmarkung als Bankert zu ersparen.
    Und das könnte sie nicht ertragen.
    Außerdem wollte sie Sissy und Hugh nicht in einen Skandal hineinziehen; sie waren immer gut zu ihr gewesen. Andere Familien hätten sie verstoßen wegen ihres … Fehltritts.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Sissy.
    »Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, ob Lord Jarret sein Versprechen hält. Obwohl ich lieber selbst mit Mrs. Plumtree sprechen würde.«
    »Warum tust du es dann nicht? Wir könnten doch bestimmt herausfinden, wo sie wohnt.«
    »Wenn wir das nur könnten!« Sie durchdachte noch einmal, was Lord Jarret gesagt hatte. »Aber ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt zu Hause ist. Ihr Enkel sagte, sie kümmere sich um Familienangelegenheiten. Sie kann sonst wo sein.«
    »Nun, wenn er mit ihr sprechen will, muss er sie aufsuchen, nicht wahr? Wir könnten ihm einfach folgen.«
    Annabel starrte Sissy mit offenem Mund an, dann fiel sie ihr um den Hals. »Ein glänzender Einfall! Genau das werden wir tun! Besser gesagt, ich werde es tun. Wenn wir ihm zu dritt folgen, wird er es bestimmt merken. Eine einzelne Frau fällt ihm nicht auf.«
    »Ihr solltet mich das machen lassen«, sagte Geordie und warf sich in die Brust.
    »Auf gar keinen Fall!«, sagten Sissy und Annabel gleichzeitig. Dann fingen sie an zu lachen.
    Was Geordie anging, waren sie sich immer einig gewesen. Annabel hätte sich keine bessere Mutter für ihren Sohn wünschen können. Sissy und Hugh hatten auch eigene Kinder – die gegenwärtig bei Sissys Mutter in Burton waren –, aber Sissy machte keinen Unterschied zwischen ihnen und Geordie.
    Jede andere Frau hätte es vermutlich übel genommen, ein Jahr nach ihrer Hochzeit den Bankert ihrer Schwägerin

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