Spiel der Herzen
vorbei war.«
Der Name Frank war ein paarmal gefallen.
»Er wohnt jetzt bei dir«, sagte Clara.
»Ja«, nickte Werner. »Von wem weißt du das?«
»Die ganze Stadt weiß es.«
Werner blickte vor sich hin, seufzte.
»Es ist schlimm mit ihm.«
»Man sagt, er trinkt.«
»Noch nicht, aber er ist auf dem Weg dazu.«
»Kannst du ihn nicht davon abhalten?«
»Nein«, erwiderte Werner. »Das könnte nämlich nur ein Mensch auf der ganzen Welt – Helga.«
»Ich weiß, daß es auch ihr nicht gutgeht.«
Werner machte eine wegwerfende Handbewegung, aus der ein konsternierendes Maß an Ablehnung gegenüber Helga hervorging. Das mußte überraschen bei einem Mann, der die ganzen Jahre hindurch als Freund Helgas – in allen Ehren natürlich – zu bezeichnen gewesen war.
»Sie wird's überstehen«, sagte er kalt. »Er nicht, er geht kaputt.«
»Du magst sie nicht mehr?«
»Ich hab' sie anders eingeschätzt, Clara. Was die jetzt treibt, disqualifiziert sie für mich. Sie zerstört einen Menschen, den sie angeblich einmal mehr geliebt hat als alles andere auf der Welt. Aber das kann nie der Fall gewesen sein.«
Clara raffte sich zur Verteidigung Helgas auf.
»Er hat sie betrogen, vergiß das nicht.«
»Ja, im Suff, nachdem Gerti mit ihm durch zehn oder fünfzehn Lokale gezogen war. Nachdem sie ihn in ihre Wohnung hineingelockt hatte. Nachdem er von vornherein auf ihrer Abschußliste gestanden hatte. Nachdem für sie der Gedanke, daß es sich um den Mann ihrer besten Freundin handelte, überhaupt keine Rolle gespielt hatte. Nachdem –«
»Das war zweifellos die größte Gemeinheit von ihr«, unterbrach Clara.
»Mit mir hat sie's doch ähnlich gemacht«, sagte Werner rasch, die Gunst des Augenblicks nutzend.
Aber das wollte ihm Clara nicht durchgehen lassen, damit für alle Zukunft klare Verhältnisse geschaffen waren.
»Wieso?« fragte sie.
»Sie kam doch auch in meine Redaktion, um mich zu verführen.«
»Warst du betrunken?«
»N … nein«, antwortete er zögernd.
»Hat sie dich in ihre Wohnung hineingelockt?«
»N … nein.«
»Oder du sie in die deine?«
»Clara, wir –«
»Oder du sie in die deine?« bohrte sie unerbittlich.
»Ja.«
»Dann vergleiche dich nicht mit Frank.«
Die Wechselbäder, denen auf diese Weise Werner von Clara unterzogen wurde, peinigten ihn.
»Du hast ja recht«, sagte er zerknirscht.
»Frank zeigt auch, daß er das, was er getan hat, zutiefst bereut«, fuhr Clara fort.
»Denkst du, ich nicht?«
»Er deutlicher als du.«
»Was heißt denn das?« regte sich Werner auf. »Muß ich denn auch zu saufen beginnen?«
»Nein, das nicht«, lachte Clara, und ihm war dadurch wieder etwas leichter zumute.
Das Thema ›Frank‹ war noch nicht abgeschlossen.
»Was kann man tun?« fragte Clara.
Werner zuckte die Achseln.
»Ich weiß es nicht.«
»Sprich doch du mal mit Helga. Vielleicht weiß sie gar nicht, was mit ihm los ist, wie er leidet, wie tief seine Reue ist.«
»Sinnlos«, sagte Werner. »Sie empfängt mich überhaupt nicht. Und wenn ich anrufe, legt sie auf. Ich habe das alles schon versucht. Sie sieht in mir einen Anstifter, wenn nicht Mittäter.«
»Mit Recht.« Werner senkte den Blick.
Jetzt reicht's aber, dachte Clara, nun habe ich ihm lange genug zugesetzt. Daß ich bei ihm gewonnenes Spiel habe, ist absolut klar. Er bei mir auch. Wir hatten wohl beide unsere Seelenlagen völlig falsch eingeschätzt. Ich bin darüber ja so glücklich.
»Weißt du«, sagte Werner, »wovon ich mir vielleicht mehr versprechen würde?«
»Wovon?«
»Wenn du zu Helga gingest.«
»Ich?« erwiderte Clara überrascht.
»Ja.«
»Wieso ich?«
»Ihr seid doch Skatschwestern.«
»Das dürfte in diesem Falle nicht reichen«, meinte Clara. »Sie würde, befürchte ich, trotzdem sagen: Was mischen Sie sich da ein?«
»Einen Versuch wär's, meine ich, immerhin wert.«
Clara zögerte kurz, dann sagte sie: »Gut, ich mache es. – Weil es dein Freund ist«, setzte sie hinzu.
Sie blickte ihn an, er sie. Die Entscheidung bahnte sich an.
»Das Glück meines Freundes«, sagte er, »ist dir sehr wichtig?«
»Ja.«
»Und meines?«
Kurze Pause, dann passierte es. Sie fielen einander einfach in die Arme. Der Kuß, den sie sich gegenseitig abnahmen, war endlos. Wenn nicht jedem von ihnen der Erstickungstod gedroht hätte, hätten sie überhaupt nicht mehr damit aufgehört. So mußten sie es danach doch tun.
»Ich muß also nicht von Heidenohl weggehen?« sagte, Atem holend und mit
Weitere Kostenlose Bücher